MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Ferdinand Habsburg: Genoss das Jahr trotz des Unfalls

Von Gerhard Kuntschik
Der Alpine A424

Der Alpine A424

Der Österreicher fuhr in der Saison 2024 der Sportwagen-WM (FIA WEC) einen Alpine A424 in der Hypercar-Klasse. Ferdinand Habsburg spricht über sein erstes Jahr als Werksfahrer auf und neben der Strecke.

Ein Jahr wie auf einer Hochschaubahn: Debüt als Werkfahrer bei Alpine, schwerer Testunfall am 27. März im Motorland Aragon nach einem Bremsdefekt mit Wirbelbrüchen, Karriere in Gefahr, Comeback und einige WM-Punkte: Ferdinand Habsburg ist ein positiver Typ, so fällt auch eine Saisonbilanz aus. In seiner ersten Hypercar-Saison holte der gebürtige Salzburger Punkte in Katar (zum Auftakt Siebenter), Austin (Fünfter), Fuji (Siebenter) und das Topergebnis zuletzt in Bahrain (Vierter).

Doch der Weg zurück nach dem schweren Testunfall war schwierig. Ferdinand spricht äußerst offen darüber: «Die Furcht vor Lähmungen unmittelbar nach dem Crash war groß. Erfreulich war das enge Verhältnis zu meiner jüngeren Schwester Gloria, aber auch innerhalb des Teams. Als ich aus dem Auto geholt wurde, checkten die Ärzte und Sanitäter meine Knie. Ich konnte sie fühlen, das brachte Erleichterung. Der nächste Gedanke war: Was passiert, wenn ich nochmals einen solchen Unfall habe? Es war die Furcht, nicht auf meiner eigenen Hochzeit tanzen zu können, nicht mit meinen künftigen Kindern spazieren gehen oder Sport betreiben zu können. Als ich viel später, es war wohl Ende Mai, erstmals wieder ins Auto stieg, hatte ich Angst. Das war bei einem Roll-out in Le Castellet. Ich fuhr nur zehn oder 15 Runden. Ich hatte nie zuvor Angst in einem Rennwagen, das kannte ich nicht - bis dahin. Das Hirn fragte sofort, was ist, wenn die Bremsen wieder nicht funktionieren? Als ich durch die Reha ging, fragte ich mich: Ist es wert, dein Leben so zu riskieren? Es war mein Hobby, ja auch mein Beruf, aber musste es sein? In Le Mans fühlte ich mich beim Comeback noch nicht hundertprozentig.»

Habsburg räumt ein, dass erst in Sao Paulo, Mitte der Saison, die «ganze Freude am Rennfahren» zurückkam, «vielleicht sogar mehr als vor dem Unfall. Es war ein emotionaler Rollercoaster Ride für mich.» Und er erzählt, was ihm in den schwierigen Wochen nach dem Unfall Mut gab: «Das war zu sehen, wie viele Menschen für mich beteten. Wer keinen Glauben hat, kann das vielleicht nicht verstehen. Meine Schwester Gloria half mir so viel: Sie wechselte meine Unterwäsche, schleppte mich in die Dusche, wusch mich, brachte mich auf die Toilette, fütterte mich. Es war einerseits eine Demütigung für mich, andrerseits schweißte es uns noch mehr zusammen. Ich bewundere meine Schwester für ihre karitativen Tätigkeiten im Nahen Osten. Sie versucht Menschen in Not zu helfen. Ihre Welt ist angesichts der politischen Situation am Zerfallen, meine Welt ist eine ganz andere. Wir sind als Rennfahrer privilegiert. Gloria ist ständig mit dem Elend vieler Freunde im Nahen Osten konfrontiert, mit dem Tod von Studienkollegen. Und ich beklage mich, wenn ich keinen neuen Reifensatz bekomme…. Ich bin interessant, wenn ich Erfolg habe, weil ich Rennfahrer bin. Aber ich mache unwichtige Sachen, meine Schwester macht die wirklich bedeutenden, und sie ist deswegen nicht berühmt. Genauso wie meine ältere Schwester Eleonore (verheiratet mit Ex-F1- und -FE-Fahrer Jérome d’Ambrosio, Anm.), die ist jetzt zweifache Mutter und hat den wichtigsten Job überhaupt. Und sie bekommt dafür keine Lorbeeren!»

Dass das Comeback in Le Mans überhaupt stattfinden würde, zweifelten viele an. «Ich wollte einfach wieder einsatzbereit sein. Es waren immense Schmerzen während der Reha, aber ich wollte es schaffen. Wir fielen ja früh aus, da fragst du dich, war das die Schmerzen wert, aber es machte mich mental stärker. Dann hatte ich einen Podestplatz in der Europäischen Le Mans-Serie, bin seit Sao Paulo im Juli wieder fahrerisch in Form. Auch mental war ich wieder obenauf, hatte einfach die Freude wiedergefunden.»

Zum Finale in Bahrain war Habsburg mental und fahrerisch wieder topfit. So glaubt man ihm auch, wenn er sagt: «Ich genoss mein erstes Jahr als Werkfahrer bei Alpine in vollen Zügen. Ich bin in der privilegierten Situation, mich mit den Besten unseres Sports messen zu können. Die Lernkurve seit dem Comeback war enorm.»

Sein Vertrag mit Alpine läuft weiter: «Deshalb versuche ich auch, französisch zu lernen», sagt er schmunzelnd. Ob er nächstes Jahr neben dem WEC noch andere Rennen fahren könne, hänge von Alpine ab: «Daytona im Jänner könnte sich wieder ergeben, aber bis jetzt habe ich kein Angebot, aber das kann noch kommen.»

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