Porsche auch 2015 mit zwei Werksteams in der WEC?
Porsche startet in der WEC werksseitig in zwei Klassen
Porsche leistet sich in der Sportwagen-WM FIA WEC einen besonderen Luxus. Die Schwaben fahren mit dem 919 Hybrid nicht nur um den Gesamtsieg, sondern kämpfen mit dem Porsche Team Manthey auch in der GT-Klasse mit einem Werksteam und dem 911 RSR um Erfolge. Dass Porsche von dem doppelten Engagement einen politischen Vorteil zieht, kann man nicht behaupten: Nach dem Klassensieg in Silverstone beim Saisonauftakt bekamen die Elfer prompt mehr Gewicht verpasst. Obwohl Porsche politisch massiv über Monate intervenierte machte und in Le Mans gegen die Konkurrenz chancenlos war, hatten ACO und FIA erst Ende Oktober ein teilweises einsehen und die eingebremsten Porsche durften für die letzten drei WEC-Rennen einen Teil des Ballastes ausladen.
Zur der Sache mit der Einstufung kam das auch noch das leidige Thema Reifenperformance. Waren die Elfer von der absoluten Rundenzeit auf frischen Reifen in der Lage der Speed von Ferrari und Aston Martin zu gehen, brach die Performance der Reifen im letzten Viertel eines Stints regelmässig ein. Ein Konkurrent zeigt Unverständnis: «Porsche hat schon die Möglichkeit, sich einen eigenen Hinterreifen bauen zu lassen. Aber anstatt auf Ausdauer zu setzen und vielleicht mangelnde Performance über die Fahreinstufung zu bekommen, setzt der Reifen offenbar nur auf Performance.»
Dass Porsche das Werks-Engagement in der GT-Klasse auch im kommenden Jahr weitertreibt, ist noch keine beschlossene Sache und war in den vergangenen Monaten auch ein politisches Druckmittel. Nur das US-Programm in der United Sportscar Championship mit zwei Werks-911 RSR, dass auf zwei Jahre angelegt ist, ist im kommenden Jahr fix.
Nach Angaben von Porsche steht eine Entscheidung zum GT-Programm noch aus und das ist eine gute Nachricht. Angesichts des Einsatz eines dritten 919 in Le Mans im kommenden Jahr hatten nicht wenige im Fahrerlager befürchtet, Porsche könnte das Budget zu den LMP1 umschichten und das WEC-GT-Programm streichen. Dass die Zukunft über das WEC-Programm erst noch in dieser Woche final durch den Vorstand muss, darf man als gutes Zeichen für die Fortführung des Programms werten.
Sportlich hat Porsche ohnehin noch etwas zu beweisen, denn die Saison in der FIA WEC war durchwachen: Doppelsiege in Silverstone und Shanghai, siegfähige Performance in Austin und Interlagos, doch bei den übrigen vier Rennen eine Mischung aus Pech oder stärkeren Gegnern. Technisch gehen Porsche und auch die Gegner unverändert in die Saison 2016, Weiterentwicklung ist nicht erlaubt.
Der neue Porsche Motorsportchef Dr. Frank-Steffen Walliser beurteilt die Saison realistisch: «Insgesamt sind wir mit der Saison, in der wir keinen Titel gewonnen haben, nicht vollkommen zufrieden. Wir haben sicherlich einige Hausaufgaben zu machen. Die werden wir in Angriff nehmen, erwarten aber auch, dass für die neue Saison die eine oder Randbedingung angepasst wird».
Ob es im kommenden Jahr die Gelegenheit zur Revanche gibt, wird Porsche der Öffentlichkeit bei der Saisonabschlussfeier am Samstagabend erzählen. Die Zeichen stehen gut, zumal Porsche erst unlängst den Motorsportchef ausgetauscht hat, dem man nicht gleich einen Knüppel zwischen die Beine wirft und das WEC-Programm rasiert.