Marcel Fässler: «Spa auch Vorbereitung auf Le Mans»
Audi-Werksfahrer Marcel Fässler
Hallo, liebe Leser von SPEEDWEEK,
ich freue mich, Euch wieder von meinen Erlebnissen mit Audi in der FIA WEC zu berichten. Der zweite Meisterschaftslauf des Jahres fand im belgischen Spa-Francorchamps statt. Der auch als 'Ardennen-Achterbahn' bekannte Kurs ist wirklich atemberaubend und gehört definitiv zu meinen Lieblingsstrecken. Dementsprechend gross war die Vorfreude auf das Wochenende. Ich bin am Dienstagabend angereist, denn da das Rennen in Spa traditionell samstags ausgetragen wird, standen bereits mittwochs die ersten offiziellen Termine und Meetings auf meiner Agenda. Unser Hotel befand sich diesmal glücklicherweise direkt neben der Strecke, was natürlich eine sehr praktische Sache ist. Die kurzen Wege sparen viel Zeit und geben Freiräume für andere Dinge.
Mit der Performance unseres Audi R18 konnten wir in Spa leider nicht ganz zufrieden sein. Wir lagen in den freien Trainingssitzungen und in der Qualifikation um einiges hinter der Konkurrenz. Im Rennen sah es dann allerdings zunächst gar nicht so schlecht für uns aus. Unglücklicherweise hatten wir aber mit vielen unerwarteten Problemen zu kämpfen. Nach gutem Beginn musste Ben leider zum Wechsel des Unterbodens an die Box kommen. Im Zweikampf hatte er einen hohen Kerb getroffen wobei Teile des Unterbodens beschädigt wurden. Später mussten in der Box Reinigungsarbeiten an den Lufteinlässen durchgeführt werden, weil sich diese mit Schmutz zugesetzt hatten. Und zu guter Letzt touchierte ich beim Überrunden leicht einen LMP2, was den Wechsel der vorderen Haube zur Folge hatte – genauso wie eine von der Rennleitung verhängte Durchfahrtstrafe. Aufgrund des unglücklichen Rennverlaufs sind wir froh noch die Punkte für den 5. Platz mit nehmen können auch wenn wir uns vorher natürlich viel mehr vorgenommen hatten.
Wie in den vergangenen Jahren, stand das Wochenende in Spa-Francorchamps im Audi-Lager natürlich auch im Zeichen der Vorbereitung für das Saisonhighlight der FIA WEC – die 24 Stunden von Le Mans. Aus diesem Grund wurde dort die neuentwickelte Karosserie-Variante mit weniger Abtrieb verwendet. Und tatsächlich konnten wir sehr viele Daten und Informationen sammeln. Da unser R18 für 2016 ja komplett neu entwickelt wurde, war dies im Hinblick auf das Rennen an der französischen Sarthe von elementarer Bedeutung.
Bis Le Mans steht nun noch ein Dauertest an. Dabei wollen wir den letzten Feinschliff für das 24-Stunden-Rennen holen. Doch nicht nur das Fahrzeug braucht dafür eine perfekte Vorbereitung, sondern auch der Pilot. Dementsprechend werde ich mein persönliches Training zielorientiert anpassen. Am liebsten steige ich dabei auf das Fahrrad, denn ich bin eher der naturverbundenen 'Outdoor-Typ'. Beim Training im Freien habe ich den meisten Spass und lasse mich auch nicht von schlechtem Wetter abschrecken. Es gibt dafür ja auch die passende Sport-Kleidung. Voller Elan werde ich dann nach Le Mans reisen, um hoffentlich meinen vierten Sieg beim grossen Motorsport-Klassiker feiern zu können.
Bis bald,
Euer Marcel Fässler