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6h Nürburgring: Porsche gewinnt vierten FIA-WEC-Lauf

Von Oliver Müller
Der Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley

Der Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley

Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley siegen beim 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Die beiden Audi R18 komplettieren das Podium. GTE-Klasse geht an den Ferrari von Gianmaria Bruni und James Calado.

Was für ein spannender Rennverlauf und welch toller Motorsport. Das 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bot alles, was man sich im Vorfeld vom Klassiker in der Eifel erwartet hatte. Ein enger Zweikampf zwischen den beiden Audi R18 und den beiden Porsche 919 Hybrid hielt die 58.000 Zuschauer (über das Wochenende) in Atem. Am Ende konnten sich Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley durchsetzten und den durchwachsenen Saisonstart des Porsche-Weltmeister-Trios wenigstens teilweise vergessen machen. «Die ersten drei Rennen waren sehr hart für uns. Deswegen macht mich der Heimsieg jetzt doppelt glücklich. Er ist genau das, was wir jetzt gebraucht haben», war Timo Bernhard nach dem Rennen sichtlich bewegt.

Schon zu Rennbeginn schob sich Bernhard zwischen die beiden aus der ersten Reihe gestarteten Audi und machte ordentlich Druck auf den führenden Marcel Fässler. «Das war ein Super-Fight mit Marcel und hat richtig Spass gemacht», so Bernhard. Ein schleichender Plattfuss liess den Weltmeister-Porsche jedoch zunächst aus dem normalen Boxenstopp-Rhythmus fallen.

Doch auch die beiden Audi R18 von Marcel Fässler/André Lotterer sowie Lucas di Grassi, Loïc Duval und Oliver Jarvis hatten Rennpech. Gerade als die beiden Ingolstädter Diesel einen ihrer Stopps absolviert hatten, wurde eine Full-Course-Yellow ausgerufen, sodass die Konkurrenz (insbesondere der Porsche von Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb) bei verlangsamtem Wettbewerb zum Service kommen konnten. «Das war natürlich nicht wirklich gut für uns gelaufen – und hat uns entscheidende Sekunden gekostet», war Fässler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com etwas enttäuscht.

So sah es dann nach einem Sieg des in der Meisterschaft führenden Porsche aus. Doch auch dieser Wagen wurde noch zurückgeworfen. Marc Lieb blieb beim Überrunden an einem GTE-Am-Porsche hängen und beschädigte sich dabei die Fahrzeugnase. Als ob dies nicht genug Strafe für die Aktion gewesen wäre, rief ihn die Rennleitung im Anschluss noch zu einer 'Drive-Trough' herein.

Während der Porsche von Bernhard, Webber und Hartley so zum Sieg beim 6-Stunden-Rennen am Nürburgring fahren konnte, entwickelte sich zwischen den beiden Audi und dem bestraften Porsche ein Dreikampf um den zweiten Platz – der von teilweise sehenswerten Überholmanövern geprägt war. Am Ende setzen sich di Grassi/Duval/Jarvis vor den Teamkollegen Lotterer/Fässler durch, da der Porsche von Dumas/Lieb/Jani zum Wechsel des hinteren Flügels (nach einer Kollision) nochmals unplanmässig in die Box kommen musste.

Für Toyota wurde es nichts mit der Wiedergutmachung nach dem Drama von Le Mans. Da das neuentwickelte Aerodynamik-Paket des TS050 Hybrid eher für die Rennen nach dem Nürburgring ausgelegt wurde, hatten es die japanischen Boliden schwer, gegen Porsche und Audi zu bestehen. So kam man nicht über die Ränge fünf (Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima) bzw. sechs (Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi) hinaus.

Rebellion feierte bei den privaten LMP1 einen Doppelsieg. Mathéo Tuscher, Dominik Kraihamer und Alexandre Imperatori setzten sich gegen die Teamkollegen Nicolas Prost, Nick Heidfeld und Mathias Beche durch. Der zunächst stark fahrende CLM rund um Pierre Kaffer musste mit Problemen im Motorenumfeld vorzeitig aufgeben.

In der GTE-Pro-Klasse sah zunächst alles nach einem Sieg des Aston Martin Vantage von 'Young Driver AMR' aus. Startfahrer Nicki Thiim war glänzend aufgelegt und setzte sich mit unbeschreiblich starken Rundenzeiten bis zu 15 Sekunden vom Rest des Feldes ab. Auch Teamkollege Marco Sørensen machte einen Super-Job und hielt das britische Fahrzeug an der Spitze. Im weiteren Rennverlauf konnte sich jedoch der Ferrari 488 GTE von Gianmaria Bruni und James Calado immer mehr an den Vantage heranarbeiten – und letztendlich auch die Führung übernehmen. Diese gaben die beiden Piloten des italienischen Modells bis zum Rennende auch nicht mehr her und siegten vor den Teamkollegen Davide Rigon/Sam Bird und dem Vantage von Thiim/Sørensen.

Beim Ford von Marino Franchitti, Andy Priaulx und Harry Tincknell ereignete sich ein unglücklicher Zwischenfall: Nach gut einer Stunde im Rennen wollte Priaulx gerade den GT von Tincknell übernehmen, als sich nach dem Tankvorgang übergelaufener Kraftstopp am Auspuff entzündete. Das Feuer wurde jedoch schnell gelöscht, und alle Beteiligten sollen wohl unverletzt geblieben sein. Das Auto nahm nach entsprechenden Säuberungsarbeiten sogar wieder das Rennen auf.

Der nächste Lauf der Sportwagen-WM findet am 03. September in Mexiko City statt. Aufgrund der Höhe von über 2000 Meter über Normalnull steht das Rennen dort unter ganz besonderen Vorzeichen.

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