Schöne neue Formel 1: Alles nur eine Mogelpackung
Die Formel 1 kommt 2017 anders daher: Rund fünf Sekunden pro Runde sollen die Autos schneller werden, sie erhalten wieder wunderbar fette Reifen, die Rennwagen sollen aggressiver und damit attraktiver aussehen, und sie sollen besseren Sport zeigen. Aber was wird von diesen vier Punkten wirklich erfüllt?
Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton findet, es werde seit Jahren am Reglement herumgedoktert, aber unterm Strich ändere sich doch nichts, wie der Champion von 2008, 2014 und 2015 festgehalten hat. «Das beste Beispiel war für mich das erste Saisonrennen in Australien», sagte der Engländer. «Im ersten Rennteil von Melbourne wollte ich nach meinem mittelprächtigen Start so schnell als möglich vorstossen, aber das durfte ich nicht, weil ich auf meine Reifen aufpassen musste. Also musste ich mich zurückhalten. Aber so sehen die Fans doch kein Rennen! Und so ist geht das fast immer.»
«Nach dem Neustart konnte ich mich nicht auf Sainz werfen, weil ich genau wusste – wenn ich meinen Walzen zu viel zumute, dann halten sie nicht bis ins Ziel, so kann ich unsere Strategie nicht umsetzen. Je näher du dem Vordermann kommst, desto mehr beginnst du, mit diesen Reifen herumzurutschen. Und dann entsteht ein Domino-Effekt. Je mehr zu rutschst, desto heisser werden die Reifen, desto noch mehr rutschst du. Bis sie halt am Ende sind.»
«Wir wären alle in der Lage, eine viel bessere Show zu zeigen. Aber die von uns vorgeschlagenen Änderungen kommen einfach nicht. Die Entscheidungsträger schenken uns zu wenig Gehör. Wenn die Autos von 2017 einfach mehr Abtrieb erzeugen und deshalb fünf Sekunden pro Runde schneller werden, dann werdet ihr erleben – der Sport wird deswegen kein Deut besser. Weil das Überholen genau so schwierig sein wird wie heute.»
McLaren-Honda-Star Fernando Alonso sagt: «Ich hoffe, 2017 werden die Autos wieder mehr Spass machen. Die Formel 1 ist derzeit nicht das, was die Fahrer wollen. Du musst immer sparen – Reifen, Sprit, Batterieleistung. Das geht gegen unseren Instinkt, schnell zu fahren. Früher war die Formel 1 etwas für Helden und echte Männer. Wenn du als Teenager 2003 oder 2004 einen GP-Renner hättest fahren wollen, dann hättest du dir zuvor tüchtig Kraft anfuttern und ordentlich trainieren müssen. Nun reichen ein paar Testtage im Winter, weil wir keine Formel 1 mehr haben, wir haben eine halbe Formel 1.»
Williams-Technikchef Pat Symonds warnte zur neuen Formel 1 von Anfang an: «Wir müssen uns dessen bewusst sein – je mehr Abtrieb ein Auto erzeugt, desto schwieriger ist es, diesem Wagen zu folgen. Und das trifft auf die 2017er Autos zu, so wie wir sie angedacht haben.»
Das 63jährige Formel-1-Urgestein Symonds bezweifelt sogar, ob die Autos wirklich fünf Sekunden pro Runde schneller werden: «Die Leistungsfähigkeit der Autos sollte annähern so sein wie bei den Autos vor zehn Jahren. Ich bin aber nicht sicher, ob wir das Ziel von fünf Sekunden erreichen. Die Reifen sind ein grosses Fragezeichen, da wissen wir nicht genau, wo wir stehen. In Barcelona könnten es gut vier Sekunden werden. Aber auf einer Piste in Monza, wo wir ohnehin mit flach gestellten Flügeln fahren und den grössen Luftwiderstand der breiteren Reifen wettmachen müssen, werden wir nie in diesen Bereich gelangen.»
Was die körperliche Belstung der Fahrer angeht, macht sich Pat Symonds keine Sorgen, wie er gegenüber Espn betont: «Eine Kurve, die bis anhin mit rund 200 Sachen durchfahren wurde, geht dann vielleicht mit 230. Das erhöht die Querbeschleunigung um maximal ein g. Wenn die Piloten mit den Autos vor zehn Jahren klargekommen sind, dann werden sie auch damit keine Schwierigkeiten haben.»
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