Force India: Wird es für Vijay Mallya jetzt eng?
Vijay Mallya
«Wir haben ein Auslieferungsabkommen mit Großbritannien und einen rechtmäßigen Prozess gegen Mallya. Jetzt liegt es an den britischen Behörden, weitere Dinge zu unternehmen», wird ein Offizieller der Regierung zitiert.
Der Mitbesitzer des Formel-1-Teams Force India hatte Indien im März 2016 verlassen, und das zum damaligen Zeitpunkt legal. Da sein Reisepass im April eingezogen wurde, besuchte Mallya in der vergangenen Saison auch nur den GP in Silverstone.
Und begründete die Tatsache, dass er sich in Indien nicht vor Gericht verantwortet, mit eben diesem Umstand. Dass er unschuldig ist, beteuert er ebenfalls. Staatsanwalt Navin Matta hält das alles für eine Hinhaltetakik und wirft dem 61-Jährigen vor, sich der Befragung zu entziehen.
Vijay Mallya: Große Probleme in Indien
Zur Erinnerung: Im April 2016 stellte ein Gericht in Mumbai einen Haftbefehl für Mallya aus – und zwar auf Wunsch jener Behörde, welche Finanzvergehen untersucht. Hintergrund ist eine Anleihe der IDBI Bank über 135.000 US-Dollar (rund 119.000 Euro), die Mallya für Grundstück-Käufe im Ausland genutzt haben soll. Zu diesen Vorwürfen wollen ihn die Beamten befragen.
Mallya hat seit Beginn der finanziellen Schräglage beteuert, die erheblichen Schwierigkeiten in anderen Geschäftsbereichen hätten mit der Formel 1 nichts zu tun, und es handle sich bei der ganzen Affäre vorrangig um eine Hetzjagd gewisser Medien. «Ich bleibe Teamchef und Geschäftsleiter von Force India.»
Mallya hat auch erklärt, er werde für seine Schulden aufkommen. Über seine Rechtsvertreter ließ er dem Obersten Gericht ausrichten – bis September werde er mehr als 40 Prozent seiner Schulden zurückzahlen. Die Gläubigerbanken gingen auf dieses Angebot nicht ein.
Anfangs Februar 2016 war es DAS Thema in Indien: Nachdem eine Gruppe von 17 Banken (mit der «State Bank of India» als Anführer) das Höchste Gericht von Neu Delhi gebeten hatte, den indischen Unternehmer Vijay Mallya verhaften zu lassen und seinen Reisepass sicherzustellen, musste General-Staatsanwalt Mukul Rohatgi kurz darauf zugeben – leider zu spät, der Unternehmer hatte das Land bereits anfangs März verlassen. Und zwar komplett legal.
Die Entrüstung unter den Gläubigern war groß: Wie konnte es passieren, dass man sich den Mitbesitzer des Force-India-Rennstalls durch die Lappen gehen ließ? Finanzminister Arun Jaitley in «The Hindu»: «Die Banken hätten viel früher bei den Behörden vorstellig werden müssen, um zu ihrem Geld zu kommen.»
Und darum geht es in jenem Fall: Mallya hatte sich für seine Kingfisher-Airline sehr viel Geld geliehen, die Rede ist von einer Milliarde Euro. Es ist also kein Wunder, dass die Bank Ansprüche beispielsweise auf jene Abfindung Mallyas erhebt, die ihm im Winter zugesprochen worden ist: Mehr als ein Jahr hatte das Kräftemessen zwischen dem Diageo-Konzern und Mallya im Ringen um die Kontrolle über die milliardenschwere «United Breweries Group» angedauert.
Schließlich zog sich Mallya aus der Führungsriege zurück. Der Deal: Diageo muss ihm für seinen Rückzug 75 Millionen Dollar bezahlen. Was Mallya noch viel wichtiger ist: Der Konzern verzichtet darauf, dem 61jährigen Inder finanzielle Unregelmäßigkeiten, die bei internen Untersuchungen angeblich aufgetaucht waren, anzulasten. Mallya selbst zeigte sich zufrieden. Das Erbe seiner Kinder sei gesichert, außerdem plane er, seine Zukunft in England zu verbringen. Während die Banken eine Verfügung erwirken wollten, um Mallyas Reisepass beschlagnahmen zu lassen, war der Unternehmer nach London geflogen.