Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sergio Marchionne redet: «Ferrari schlagkräftiger»

Von Mathias Brunner
​Nicht nur die italienischen Berichterstatter haben in Barcelona kein Verständnis für das Schweigen von Ferrari. Die Journalisten sind sauer. Nun gibt es die erste Wortmeldung von Ferrari-Chef Sergio Marchionne.

Stellen Sie sich, wir haben eine neue Formel 1, aber ein Rennstall redet nicht darüber. Unmöglich, so glauben Sie? Nicht für Ferrari. Die Stars Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen sprechen erst an ihrem zweiten Testtag in Spanien, will heissen – der Deutsche am Mittwoch, der Finne am Donnerstag. Termine mit Teamchef Maurizio Arrivabene gibt es keine, von Gesprächsmöglichketen mit Technikern ganz zu schweigen.

Für die italienischen GP-Berichterstatter ist Ferrari alles. Der frühere GP-Star Riccardo Patrese sagte einmal: «Ich kann mit meinem Brabham Rennen gewinnen, aber über Ferrari wird auch an diesem Tag mehr geschrieben.»

Doch hier in Spanien sind die italienischen Kollegen isoliert. Die Mauer des Schweigens befremdet die Berichterstatter. Luigi Perna schreibt in der «Gazzetta dello Sport»: «Der Testauftakt von Ferrari in Spanien ist tröstlich. Leider lässt sich das nicht über die Schweigegelübte sagen, das Ferrari den Fahrern auferlegt hat. Nach einem Winter des Schweigens, in dem Ferrari praktisch untergetaucht ist, gibt es unter Medien und Tifosis enormes Interesse. Statt dessen geschlossene Münder. Es ist verständlich, dass Präsident Sergio Marchionne das so wollte, nachdem er sich vor einem Jahr mit seinen Äusserungen den Mund verbrannt hat. Aber das ist vielleicht zu viel. Einer, der das Schweigen gebrochen hat, welche Ironie, ist ausgerechnet Marchionnes Vorgänger Luca di Montezemolo.»

Der 69jährige Montezemolo hat im italienischen Radio festgehalten: «Ferrari hat eine riskante Wahl getroffen. Sie wollen ein Auto ausschliesslich von italienischen Technikern konstruieren lassen. Aber in der Formel 1 brauchst du zum Gewinnen die besten Leute der Branche, du musst dir alle Möglichkeiten offen lassen. Es wäre schön, mit italienischen Technikern und Fahrern allein zu gewinnen, aber Exzellenz liegt nicht immer nur in einem einzigen Land.»

Zu den Piloten sagt der charismatische Manager: «Vettel ist zum Siegen gekommen. Er wird die Konkurrenzfähigkeit des Wagens nach zwei oder drei Grands Prix einschätzen. Seine Qual ist dann, über seine Zukunft zu entscheiden, denn sein Vertrag läuft aus. Ausser, er verlängert vorzeitig. Räikkönen? Die Zukunft stellt Kimi jedenfalls nicht dar.»

Das gute Ergebnis am ersten Testtag wird von Montezemolo relativiert: «Gute Zeiten sind positiv, aber was das wert ist, zeigt sich erst in Melbourne.»

Zurück zum Schweigen von Ferrari. Reden ist derzeit Chefsache. Firmenpräsident Sergio Marchionne sagte im Rahmen der Ausstellung «Driving with the Stars» im Museum Enzo Ferrari: «Der neue Ferrari? Er ist gewiss schlagkräftiger. Ich bin zufrieden, was ich am ersten Tag gesehen habe. Es hat sich bewahrheitet, was wir berechnet hatten. Das Auto benimmt sich den Erwartungen entsprechend. Das ist ein enormer Fortschritt gemessen ans 2016. Ob ich Optimist bin? Ja, aber ich weiss nicht, ob wir den WM-Titel gewinnen können. Aber wir dürfen uns dieses Jahr nicht schämen, das ist wichtig.» Ferrari feiert in diesem Jahr 70 Jahre Firmenbestehen. Marchionne: «Ich will, dass wir auch in der Formel 1 etwas zu feiern haben.»

Am Circuit de Barcelona-Catalunya bleiben die Diktaphone der Journalisten bei Ferrari ausgeschaltet. Die «Repubblica» ätzte darüber: «Eine Saison mit einem Nachrichten-Blackout zu beginnen, ist rundweg absurd. Schon die Präsentation des Autos war eine Art trauriges Stil-Leben. Nun diese sinnlose Nachrichtensperre. Sich zurückzuhalten, wie das Marchionne gefordert hat, ist eines. Aber diese Fahrlässigkeit ist etwas ganz anderes.»

Unser Kollege Franco Nugnes von motorsport.com findet: «Ferrari hat sich zu unerklärlichem Schweigen entschlossen. Sollen so vielleicht die Fans der Formel 1 nähergebracht werden?»

«Die Haltung von Ferrari ist unverständlich. Die Mannschaft um das Cavallino hat sich dazu entschieden, während der ersten beiden Testtage nicht zu kommunizieren. Es ist nachvollziehbar, wenn Präsident Sergio Marchionne im Winter die Order ausgibt, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Aber jetzt stehen war am Anfang einer neuen Formel 1, und die neuen Rennwagen erzeugen ein unheimliches Interesse. Diesen Wissensdurst der Fans gilt es zu stillen, vor allem nach einem Winter des Nichts.»

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