Max Verstappen: «Kein echtes Duell mit Lewis Hamilton
Max Verstappen
Die Formel-1-Fans wählten Max Verstappen beim China-GP zum Mann des Rennens: Der Niederländer war von Startplatz 16 zu Platz 3 gestürmt, einmal mehr hatte er bei seiner Fahrt bewiesen, welch aussergewöhnliche Überholmanöver er zeigen kann. Nur wenige Piloten im Feld attackieren so entschlossen und spielen ständig mit verschiedenen Rennlinien.
Immer wieder fällt beim 19jährigen Red Bull Racing-Piloten auf, wie gelassen er bleibt. Selbst nach dem atemraubendsten Manöver gibt Max im Gespräch den Anschein, als sei das nun wirklich nichts Besonderes gewesen. Schon während der Wintertests hatte Max über das angebliche Problem Überholen der Formel 1 gemeint: «Ich weiss nicht, wovon die anderen Piloten reden. Natürlich werden wir überholen können.» Und genau so ist es nun gekommen, wie er gegenüber der Gazzetta dello Sport festhält: «Du musst halt gerade bei einem Rennen auf zunächst feuchter Bahn wie in China versuchen, die Linien zu variieren. Zu unterschiedlichen Zeiten bietet die Piste unterschiedliche Haftung, ich bin da eher flexibel, in jeder Kurve findest du woanders Grip.»
Aber auch Max gibt zu: «In der ersten Runde von Shanghai merkte ich nur, wie ich tüchtig Boden gutmache, aber ich wusste nicht, wie viele Ränge es genau waren.»
Es waren neun – Max kehrte aus der ersten Runde als verblüffender Siebter zurück!
Verstappen weiter: «China war gewiss eines meiner besten Rennen. Wenn ich einige Grands Prix besonders hervorheben müsste, dann natürlich der Regen-GP von Brasilien im vergangenen November, und den ersten Sieg von Spanien 2016 werde ich bestimmt nie vergessen.»
Hand aufs Herz: Fehlt Max das Gefühl, ganz oben auf dem Siegertreppchen zu sehen? «Nein», gibt Verstappen erstaunlicherweise zur Antwort, «denn ich weiss, dass meine Stunde kommt.»
Viele Fans wünschen sich für die WM 2017 einen Dreikampf um den Titel zwischen Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing. Sie hoffen, dass Max Verstappen und Daniel Ricciardo bald ins Duell zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton eingreifen. Max bedauert: «In drei Jahren gab es kein einziges echtes Duell mit Lewis Hamilton. Aber derzeit mache ich mir darüber noch keine grossen Gedanken. Für uns ist wichtig, dass wir die Lücke zu Mercedes und Ferrari schliessen.»
Was braucht Red Bull Racing dazu? Max grinst: «Ein Auto, das um eine Sekunde schneller ist! Nein, ernsthaft – niemand kann schönreden, dass wir zurückliegen, auch wenn es am ersten Tag in Bahrain recht ermutigend gelaufen ist. Aber wir haben jede Menge Entwicklungsteile aufgegleist, in Sachen Chassis kommt in Spanien ein grösserer Schritt, beim Motor legen wir in Kanada nach. Ich habe Vertrauen in mein Team, dass wir aufschliessen können.»
Als uns Max Verstappen in Spa-Francorchamps mit dem unfassbaren Manöver gegen Felipe Nasr verblüffte, stellte sich später heraus – er hatte mit einem Rennsimulator diesen Angriff geübt. Heute sagt er zum Thema virtuelles Fahren: «Formel-1-Videospiele interessieren mich nicht, sie sind mir zu wenig realistisch. Ich spiele da lieber Fussball – ich bin ein grosser Bewunderer von Lionel Messi oder von Cristiano Ronaldo. In der virtuellen Welt kannst du daraus sogar einen Superspieler basteln! Aber ich habe mich dann doch für einen der beiden entschieden, und das ist Ronaldo.»
Zurück zur Formel 1. Max meint: «In unserer Situation versuche ich einfach, aus der jeweiligen Ausgangslage das Beste zu machen. Ich bin erst 19 Jahre alt. Ich habe noch viel Potenzial. Und ich habe die Zeit, das auszuschöpfen. Ich bin mit meinen persönlichen Fortschritten recht zufrieden.»
Typisch Verstappen, wenn er zu seiner Vorgehensweise sagt: «Du musst Stärke zeigen, aber du musst mit den anderen Piloten auch auskommen können. Auf der Rennbahn musst du schnell und aggressiv sein. Du darfst dich nicht darum kümmern, was andere sagen oder was sie über dich denken. Du musst deinen eigenen Weg gehen.»
Und der führt, da sind sich die meisten Fahrerlager-Experten einig, eines Tages zum WM-Titel. Max keck: «Wenn ich das richtige Auto bekomme, dann schaffe ich das.»