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Mercedes-Teamorder: «Die Situation ist anders»

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas

Beim Bahrain-GP griff Mercedes zur ungeliebten Stallorder und wies Valtteri Bottas an, Lewis Hamilton passieren zu lassen. Eine Kehrtwende. Und auch ein Hinweis, wie auch in Zukunft verfahren wird?

Nico Rosberg oder Lewis Hamilton: In der Formel 1 ging es drei Jahre lang im Grunde nur um die Frage, wer von den beiden Mercedes-Piloten das Rennen gewinnt. Obwohl die beiden einstigen Jugendfreude oftmals auf der Strecke aneinander gerieten, war eines stets klar: Frei Fahrt für beide. Denn unter dem Strich machte Mercedes den Rennsieger unter sich aus.

Doch 2017 läuft es bislang anders. Sebastian Vettel und Ferrari sind konkurrenzfähig, je nach Umständen sogar vor den Silberpfeilen. Was Mercedes in eine völlig neue Situation bringt. Denn der WM-Stand spiegelt das aktuelle Kräfteverhältnis ziemlich gut wider.

Vettel hat 68 Punkte auf dem Konto und zwei Saisonsiege, Hamilton einen und 61 Zähler. Mit einigem Abstand folgt Valtteri Bottas mit 38 Punkten. In der Konstrukteurs-WM führt Ferrari mit einem Hauch von drei Pünktchen.

Bottas ist in der Gesamtbetrachtung die Nummer drei und bei Mercedes offensichtlich inzwischen die Nummer zwei. Denn die neue Konstellation bekam er in Bahrain zu spüren, als er während des Rennens dazu aufgefordert wurde, für Hamilton Platz zu machen. Vielleicht hätte es die Anweisung gar nicht gebraucht, Hamilton war deutlich schneller unterwegs als Bottas, der ehrlicherweise auch das ganze Rennen über mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hatte, aber bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sorgte der Funkspruch trotzdem für Magenschmerzen.

«Wir mögen das nicht. In den vergangenen Jahren haben wir das nicht gemacht. Aber die Situation ist jetzt anders. Deshalb braucht es eine richtige Analyse, was das bedeutet und wo wir stehen», sagte Wolff. Wo Mercedes steht beziehungsweise wie eng es ist, zeigt die Gesamtwertung. Aber Wolff weiß auch, dass eine sehr frühe Entscheidung zugunsten eines Fahrers Konsequenzen hat. Vor allem für Bottas, der sich nach drei Rennen hinter seinem Teamkollegen anstellen müsste und im Grunde nur noch ein besserer Wasserträger wäre. Auch wenn noch 17 Rennen zu fahren sind.

Bottas zeigte sich als echter Teamplayer, gab aber auch zu, dass er solche Funksprüche wenig überraschend nur sehr ungerne hört. Aber erstmals in der Turbo-Ära muss sich Mercedes mit einem Titelkonkurrenten außerhalb des eigenen Teams beschäftigen. «Wir hatten bislang einen internen Kampf. Man stellt sich natürlich vom Kopf her darauf ein. Ich bin mir aber sicher, dass das Team jetzt gut damit umgehen wird», sagte er.

Der Österreicher wollte aber noch nicht verraten, welche Schlüsse Mercedes für die Zukunft ziehen wird. «Ich will noch nicht vorwegnehmen, ob es eine Konsequenz geben wird und was das für die Meisterschaft bedeuten würde», sagte er. Hinzu kommt: «Das ist eine Frage, die sich auch Ferrari stellen muss.»

Dort ist Vettel die Nummer eins, sein Teamkollege Kimi Räikkönen hat seit Australien mit allerlei Problemen zu kämpfen und kommt noch nicht in Fahrt. Eine Teamorder war bei der Scuderia aber noch nicht vonnöten, die Reihenfolge ergab sich bislang aus den Leistungen der beiden Fahrer. Doch Fakt ist: Auch bei Ferrari dürfte im Fall der Fälle die Entscheidung klar sein.

Was Wolff aber auf jeden Fall beibehalten will, ist das gute Verhältnis zu Ferrari, auch wenn sich der Titelkampf wohl weiter zuspitzen wird. «Ich habe unsere Philosophie gerne ein wenig wie beim Rugby. Es wird hart gegeneinander gekämpft. Aber danach können wir gemeinsam noch ein Bier trinken. Ich halte das für wichtig.»

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