Fred Vasseur (Ex-Renault): Urteil zu Nico Hülkenberg
Im vergangenen Januar hat Frédéric Vasseur bestätigt – er ist nicht länger Teamchef des Formel-1-Rennstalls von Renault. Chef von Renault Sport bleibt im Range eines Präsidenten Jérôme Stoll, Geschäftsleiter ist weiterhin Cyril Abiteboul. Und genau innerhalb dieses Dreiecks war es zu grossen Spannungen gekommen.
Vasseur hat von unterschiedlichen Vorstellungen darüber gesprochen, wie sich das Team entwickeln sollte. Abiteboul sagte dazu gegenüber dem französischen Portal Infosport: «Wenn du Teil einer Struktur bist, und du bist weder Gründer noch Aktionär, diese Struktur trägt auch nicht deinen Namen, dann bedeutet das eben auch, dass du im Entscheidungsfindungsprozess Zugeständnisse machen musst. Dies ist das Team von Renault. Es ist nicht der Rennstall von Frédéric Vasseur und auch nicht meiner. Letztlich war dies der Kern der Instabilität unserer Zusammenarbeit.»
Seit Monaten hatte es zwischen den Entscheidungsträgern der Gelben geknistert – nachdem Vasseur zum Teamchef gemacht wurde und nicht Abiteboul. Immer wieder war davon die Rede, dass die beiden einfach nicht miteinander auskämen. Vasseur und Abiteboul haben das stets abgewiegelt, das sei Hörensagen und stimme so nicht.
Es war unter Renault-Insidern vom einem gewaltigen internen Machtkampf die Rede und davon, dass Vasseur sich zu selten im britischen Werk von Enstone blicken lasse. Ohne Beweis dafür muss das als reine Behauptung im Raum stehen bleiben.
Nun hat Frédéric Vasseur den Bahrain-GP besucht. Dabei hat er seinem Namensvetter Fréderic Ferret von L’Équipe klargemacht: Er spürt keine Verbitterung. Ganz im Gegenteil nimmt er das Team in Schutz, als mein Kollege Ferret auf die bislang magere Ausbeute von nur zwei Punkten hinweist. «Ich sehe das anders», sagt Vasseur. «Ich sehe ein Team, das von der reinen Leistungsfähigkeit her grosse Fortschritte macht. Und Nico Hülkenberg ist für die Weiterentwicklung des Rennstalls der perfekte Mann.»
«Der Kampf im Mittelfeld ist noch härter und offener geworden. Ich halte Schlussrang 5 in der WM für ein machbares Ziel.»
«Ich spüre keine Enttäuschung darüber, dass ich nicht mehr Teil dieses Abenteuers bin. Ich habe für Renault hart gearbeitet, so wie die ganze Truppe ihr Bestes gegeben hat. Aber letztlich habe ich selber entschieden, dass ich einen anderen Weg gehen will.»
Vasseur kann sich jetzt wieder ganz auf die Rolle des Teamchefs bei ART konzentrieren: «Ich mag den Wettbewerb. In der Formel 1 dreht sich viel um die Technik, aber ich glaube, das Publikum interessiert sich mehr für Zweikämpfe als für die Leistungsfähigkeit der Autos.»
Vasseur hat sich auch die anderen Grands Prix angeschaut: «Es ist schön, den Fernseher anzumachen und nicht zu wissen, wer gewinnen wird. Es ist eine Weile her, dass wir zwei Teams mit zwei Weltmeistern hatten, welche den Titel unter sich ausmachen.»