Valtteri Bottas: Neuer Vertrag, Ärger mit Hamilton?
Toto Wolff mit Valtteri Bottas
In der Formel 1 wendet sich das Blatt schnell. In Bahrain hatte Valtteri Bottas seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton noch vorbeilassen müssen. Der Brite war damals schneller als der Finne und machte zähneknirschend Platz. Anschließend betonte er, so etwas gefalle ihm natürlich nicht, aber er sei ein Teamplayer.
Trotzdem hatte er eine Menge Kritik einstecken müssen für seine Leistungen in den bisherigen Rennen, in denen er mit seinem Teamkollegen nicht wirklich Schritt halten konnte und sich auch selbst ein paar Patzer leistete.
Nicht wenige hatten den Nachfolger von Nico Rosberg dann auch schon als Nummer zwei abgestempelt, als Wasserträger von Lewis Hamilton. «Es ist verrückt, dass man nach gerade mal drei Rennen über seine Position spekuliert hat. Man muss dem Kerl auch mal Zeit geben», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
In Russland setzte Bottas ein Ausrufezeichen, ein erstklassiges Bewerbungsschreiben in eigener Sache. Seine Chefs sangen dann auch Lobeshymnen.
«Ich muss die Kappe ziehen. Dass Valtteri dieses Rennen gegen die Übermacht von Weltmeister Vettel und Ferrari gewonnen hat, war nur seine Leistung. Er ist gefahren wie ein Gott, die coolste Socke auf dem Grid», sagte der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda bei RTL.
Der Österreicher geht davon aus, dass der Knoten nun geplatzt ist, nachdem Bottas 81 Rennen auf seinen ersten Formel-1-Sieg warten musste. «Den ersten GP zu gewinnen ist das schwerste für einen Rennfahrer. Ab jetzt wird es einfacher.»
«Der Erfolg zeigt mir, dass die Entscheidung, die wir im Winter mit ihm getroffen haben, die absolut richtige war», betonte Wolff bei BBC Sport und spielte damit auf Bottas' Verpflichtung als Rosbergs Nachfolger an. «Die ganzen Fragen, die Spekulationen, Nummer-2-Fahrer und so, das lasse ich nicht an mich heran. Das ist mir egal», sagte Bottas selbst.
Aber: So wie Bahrain nur eine Momentaufnahme war, ist auch Russland nur eine. Und auf eine Vertragsverlängerung angesprochen, reagierten die Verantwortlichen zurückhaltend. Nach gerade einmal vier Rennen auch kein Wunder. Denn genauso wenig wie Bottas nach drei Rennen die klare Nummer zwei war, ist er nach seinem Premierensieg Titelanwärter Nummer eins.
«Es gibt überhaupt keine Diskussionen über das kommende Jahr», sagte Lauda. Und Wolff fügte hinzu: «Ich habe zwar ein Herz, aber eben auch ein Hirn und muss darüber rational nachdenken. Wir sind so früh in der Saison. Und wir haben noch richtig Hausaufgaben zu machen.»
Und was ist mit dem Verhältnis zwischen Bottas und Hamilton? Wird das nun komplizierter? «Das Verhältnis der beiden ist intakt. Lewis hat als einer der Ersten gratuliert. Das zeigt den Respekt, den sie voreinander haben», sagte Wolff, der nicht glaubt, dass sich der Ehrgeiz der beiden Piloten so extrem auf Dynamik im Team auswirken werde wie in den vergangenen Jahren zwischen Rosberg und Hamilton: «Sie haben ein völlig anderes Verhältnis», so Wolff.
Auch Bottas betonte den vorhandenen Respekt, sagte aber auch: «Das wird ein langes Jahr, und an einem bestimmten Punkt könnten die Dinge etwas kniffliger und enger werden. Wenn es um den Titelkampf geht, könnte es weniger Gespräche, dafür aber mehr Kämpfe auf der Strecke geben.»