Daniel Ricciardo: «Max Verstappen bot Marihuana an»
Daniel Ricciardo mit seinen Fans in Belgien
Es war einer der grossen Aufreger auf dem Hungaroring: Max Verstappen rutschte in der zweiten Kurve ausgerechnet ins Auto seines Red Bull Racing-Teamgefährten Daniel Ricciardo. Der Australier musste aufgeben, der Niederländer wurde Fünfter.
Daniel Ricciardo schäumte, bezeichnete Max als schlechten Verlierer und tadelte, niemand könne ein Rennen in der zweiten Kurve gewinnen.
Inzwischen hat Baku-Sieger Ricciardo seine übliche Gemütslage wiedergefunden. Im Fahrerlager des Circuit de Spa-Francorchamps sagt er auf die Frage, wie Verstappen das wieder gut gemacht habe: «Er bot mir Marihuana an! (Beginnt zu lachen) Nein, ernsthaft, er hat mir ein Bierchen offeriert. Das macht man wohl so in Holland. (Noch mehr Lachen.) Wenn ich auf das alles zurückschaue, dann ist es schon so, dass man sich nach so einer Situation ein wenig Luft machen muss. Vermutlich wäre es besser, ein paar Mal tief durchzuatmen und etwas Zeit verstreichen zu lassen, bevor man sich vor die Mikrofone stellt.»
«Auf der anderen Seite: Es ist doch gut, wenn die Fans Emotionen spüren. Jeder hat ein Stückchen Racer in sich und kann den Ärger nach solch einer Situation verstehen. Vielleicht war ich auch geladen, weil ich am Samstag nicht das Maximum aus meinen Möglichkeiten gemacht hatte.»
«Wie auch immer: Nach der Rennbesprechnung mit den Technikern habe ich mich unter vier Augen mit Max unterhalten. Klar konnte er mir keine Punkte zurückgeben. (Beginnt zu lachen.) Ich wäre durchaus offen gewesen, Preisgeld als Kompensation zu akzeptieren! Nein, nur Spass. Ich spürte, dass seine Entschuldigung ehrlich gemeint ist, das reichte mir.»
«Schon in Belgien 2016 hat Max versucht, nach einem mässigen Start gleich wieder Ränge gutzumachen. Ist das eine Schwäche? Hm, würde ich nicht so sagen. Ich würde eher meinen, es ist Ausdruck von Jugend. Aber ich will ihn nicht belehren.»
«Möglicherweise ist das alles auch ein Zeichen der Zeit. Früher haben die jungen Piloten versucht, in aller Ruhe ihr Handwerk zu lernen. Heute hauen sie gleich voll rein, um sich einen Namen zu machen. Gemessen daran war ich früher viel zu brav! Ich wollte mir Respekt erarbeiten, ich wollte niemanden gegen den Strich bürsten. Ich wollte ernst genommen werden. Heute habe ich eher den Eindruck: Die Fahrer wollen um jeden Preis auf sich aufmerksam machen. Mit dem Alter wird aber jeder ruhiger.»
«Auch Max wird reifer. Wir verbringen mehr Zeit miteinander, ich habe ihn abseits der Rennstrecken 2017 öfter getroffen als im Vorjahr. 2016 war er der Kleine, nun ist er ein junger Erwachsener. Ich fand es schön von ihm, alleine mit mir reden zu wollen, mit niemandem sonst dabei. Das zeugt von Reife.»
«Bei der ganzen Diskussion finde ich auch: Es ist schwierig, einen Piloten dafür zu kritisieren, dass er etwas versucht. Es liegt in unserer Natur, das Beste herausholen zu wollen. Aber gleichzeitig musst du auch erkennen, was realistisch möglich ist.»
Themawechsel: Was hat Daniel Ricciardo in den Sommerferien gemacht. Der fünffache GP-Sieger sagt: «Meine ganze Familie ist aus Australien herüber gekommen – Mom, Dad, meine Schwester, mein Schwager, mein Neffe. Wir verbrachten herrlich entspannte Tage zusammen. Aber nun brenne ich wieder aufs Fahren. Spa-Francorchamps ist eine jener Rennstrecken, die dich zu ganz besondren Leistungen anstacheln.»