Sergio Pérez: Harte Kritik von Jacques Villeneuve
Sergio Pérez hat seinen Teamkollegen Esteban Ocon in Gefahr gebracht – davon ist zumindest Jacques Villeneuve überzeugt
So hatte sich Sergio «Checo» Pérez den zwölften WM-Lauf auf dem Circuit de Spa-Francorchamps bestimmt nicht vorgestellt: Der Force India-Routinier musste zwei Runden vor Schluss an die Box abbiegen, während sein Teamkollege Esteban Ocon als Neunter noch WM-Punkte ergatterte. Der 27-Jährige aus Guadalajara wurde als Siebzehnter und damit Letzter gewertet.
Zuvor hatten sich das Force India-Duo ein heisses Duell auf der Piste geliefert, bei dem sich die Beiden gleich zwei Mal auf dem Weg zur berühmten Eau Rouge-Kurve zu nahe kamen. Beim zweiten Mal drückte Pérez den jungen Franzosen Richtung Mauer, was dem Mercedes-Junior einen beschädigten Frontflügel und ihm selbst einen Plattfuss bescherte.
Wutentbrannt twitterte der 20-Jährige hinterher: «Pérez hat zwei Mal versucht, mich umzubringen», krebste aber stunden später zurück und stellte mit einem kurzen Statement klar, dass er die Entschuldigung seines Teamkollegen angenommen habe und das Ganze damit erledigt sei.
Die Teamverantwortlichen von Force India stellten nach dem Rennen denn auch schnell und deutlich klar, dass sie ihre beiden Streithähne ein Rennen zuschauen lassen werden, sollten sie sich noch einmal gegenseitig in die Kiste fahren.
Pérez kassierte nicht nur von seinem Teamkollegen harte Kritik, auch die Experten waren sich einig, dass der Mexikaner auf dem belgischen Traditionskurs etwas zu verbissen ans Werk ging. Deutliche Worte findet etwa der ehemalige GP-Pilot Jacques Villeneuve, der als TV-Experte regelmässig im Fahrerlager anzutreffen ist.
Der Weltmeister von 1997 erklärte den Kollegen von «Motorsport.com», dass die Schuld an den Schäden von Spa einhundertprozentig bei Pérez liege. «Es spielt keine Rolle, ob das sein Teamkollege war, es hätte niemals zu einer solchen Szene zwischen zwei Fahrern kommen dürfen. Man darf niemanden im Rennen durch seine Fahrweise gefährden.»
«Du kannst zu spät bremsen, einen Fehler machen, das ist okay. Aber auf der Geraden fährst du keine Schlangenlinien und quetscht einen Gegner ein, das macht du einfach nicht. Das ist lächerlich! Ein Karbon-Trümmerteil flog beinahe über den Zaun. Du kannst also schnell einen Zuschauer verletzen. Das muss man unterbinden. Was Pérez gemacht hat, hatte nichts mit Racing zu tun, das war pures Blockieren. Das macht man nicht, es ist aggressiv und dreckig», schimpfte der Kanadier gewohnt offen.
Dass die Regelhüter in diesem Fall keine Strafe aussprachen, ist für Villeneuve deshalb auch nicht nachvollziehbar: «Das ist das Gefährlichste, das du auf der Rennstrecke machen kannst, und in der Formel 1 wird das nie bestraft. Manchmal knallt es, weil die Fahrer sich beim Anbremsen oder beim Fighten verschätzen. Das sollte nicht bestraft werden und doch passiert es immer wieder, weil es einen Crash gab. Und in diesem Fall gibt es nichts – das ist beschämend, vor allem mit Blick auf die Sicherheitsbemühungen der FIA. Das sieht selbst ein Vierjähriger ein – es ist lächerlich.»