Lewis Hamilton: Singapur? Notfalls Schaden begrenzen
Ferrari, Mercedes, Red Bull Racing – ein Team wird in Singapur siegen
Mercedes-Teamchef Toto Wolff weiss: Der WM-Kampf gegen Ferrari bleibt ein Pendel, das mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlagen kann. «In den kommenden Wochen müssen wir jede Gelegenheit beim Schopfe packen, Glück bescheiden hinnehmen, Pech mit Entschlossenheit entgegentreten und an den Tagen Widerstandsfähigkeit beweisen, an denen unsere Rivalen stärker sind. Bis Abu Dhabi wird sich das Blatt noch einige Male wenden, das hat uns die Saison bislang gelehrt. Unser Fokus liegt darauf, aus allen Rennen jeden möglichen Punkt mitzunehmen.
In Belgien – eine Piste, die auf Mercedes massgeschneidert sein sollte – schrammte Sebastian Vettel mit Ferrari nur knapp am Sieg vorbei. Toto Wolff: «Das zeigt, dass wir uns grundsätzlich in jedem Rennen auf einen harten Kampf vorbereiten müssen.»
In Monza dann sahen wir jedoch eine Mercedes-Dominanz wie sonst nur in den vergangenen drei Jahren, als die Silberpfeilfahrer Lewis Hamilton und Nico Rosberg die WM unter sich ausmachten.
Aber Ferrari wurde in Monza unter Wert geschlagen: Keine gute Abstimmung gefunden, in der Qualifikation mit den Regenreifen nicht klargekommen, im Rennen kein ideales Handling, dazu ein Lenkschaden bei Vettel nach einem Ausritt.
Der neue WM-Leader Lewis Hamilton bleibt vorsichtig: «Ferrari wird beim kommenden Rennen in Singapur ganz stark sein. Langsame und mittelschnelle Kurven sind eine Stärke ihres Autos, und von denen haben wir in Singapur reichlich. Ich fliege mit einer positiven Einstellung nach Asien. Natürlich will ich ein Wörtchen um den Sieg mitreden, aber wenn wir das nicht können, dann nehmen wir das sportlich zur Kenntnis und machen Schadensbegrenzung.»
In Singapur erlitt das sonst so dominante Mercedes 2015 eine herbe Niederlage. Mercedes schwächelte auch in Monaco 2017, wieder auf einem langsamen Kurs. Toto Wolff sagt aber: «Nach der Niederlage von Monaco haben wir extrem gearbeitet, um auf langsamen Kursen besser auszusehen. Das sollte uns auch in Zukunft zugutekommen.»
Ferrari-Star Sebastian Vettel reist als Favorit nach Singapur: Er hat vier der neun WM-Rennen dort gewonnen – 2011 bis 2013 mit Red Bull Racing, 2015 mit Ferrari. Nach Rang 3 in Monza und dem Verlust der WM-Führung war der Deutsche gelassen: «Der Abstand zu Ferrari macht mir keine grossen Sorgen. Monza ist ein besonderer Ort. Wenn dort das letzte Stückchen Vertrauen ins Auto fehlt, dann kann das einen grossen Unterschied ausmachen. Wir wussten, dass Monza für uns ein schwieriges Rennen werden würde. Klar könnten wir jetzt alle negativen Aspekte betonen, aber ich konzentriere mich auf das Positive – eine Niederlage macht uns nur noch entschlossener, wieder an die Spitze zu kommen.»
Toto Wolff wittert im Monza-GP eine Anomalie: «Wir haben eine solide Leistung gezeigt, aber Ferrari war weniger stark als erwartet. Und Red Bull Racing hätte von einem Startplatz weit hinten fast noch einen dritten Platz herausgefahren – das zeigt, dass die Verhältnisse in Italien nicht ganz normal waren.»
Red Bull Racing ist ein gutes Stichwort. Daniel Ricciardo hat festgehalten: «In den kommenden Rennen von Singapur, Malaysia und Japan sollten wir bei der Musik sein, und die grössten Chancen rechne ich mir in Singapur aus.»
In den letzten drei Jahren stand der Australier im Stadtstaat immer auf dem Podest – als Dritter 2014, dann als Zweiter 2015 und 2016. 2015 fehlten auf Sieger Vettel nur 1,5 Sekunden, 2016 war es auf Rosberg nur eine halbe Sekunde. Insgesamt fehlten zu zwei Siegen also nur zwei Sekunden.
Lewis Hamilton wird sich in Singapur nicht nur auf viel Gegenwehr von Ferrari einstellen müssen – auch mit Red Bull Racing ist zu rechnen.