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Rückstand Sebastian Vettel: Wollte Ferrari zu viel?

Von Rob La Salle
​In Italien hält sich die Unterstellung – die technischen Probleme von Ferrari, die zum Rückstand von Sebastian Vettel führten, habe sich Ferrari selber eingebrockt. Weil die Entwicklung zu stark forciert worden sei.

Ferrari steht mit dem Rücken zur Wand: In der WM heisst es 247:306 gegen Sebastian Vettel im Duell mit Lewis Hamilton. Bei den Marken liegen die Italiener noch weiter zurück – 540:395 für Mercedes-Benz. Aus den drei asiatischen WM-Läufen von Singapur, Malaysia und Japan hat Ferrari ganze 22 Punke geholt, Mercedes aber 105!

Frage an Pat Symonds, jahrelang Technikchef bei Rennställen wie Benetton, Renault und Williams – wie erholt sich ein Team von solchen Rückschlägen?

Der Engländer sagt: « Leider habe ich das selber auch einige Mal erleben müssen. Was überhaupt nichts bringt, das ist einen Sündenbock zu suchen. Du gewinnst zusammen, du verlierst zusammen. Mit einer Kultur gegenseitiger Beschuldigungen kommst du nicht weiter.»

«Wenn wir uns die Flugzeugindustrie ansehen, dann können wir sagen – Fliegen ist unfassbar sicher. Der Grund: Alles, was schief läuft, wird bis ins Detail untersucht. Da wird kein Schwarzer Peter hin- und hergeschoben, da wird nach Lösungen gesucht. Und wenn jemand ein potenzielles Problem findet, muss er keine Angst haben, dafür an den Pranger gestellt zu werden.»

«Die Standfestigkeit eines Formel-1-Autos muss genau gleich behandelt werden. Selbst wenn jemand glaubt, ein Problem verursacht zu haben, muss er reagieren dürfen. Gründlichkeit zahlt sich aus.»

«Wenn dann wie bei Sebastian in Sepang ein Problem am Motor auftritt, muss sofort der andere Wagen untersucht werden. Um einen ähnlichen Defekt zu verhindern. Die richtige Reaktion in solch einem Moment muss so sein – völlig egal, wer hier versagt hat, zunächst müssen wir sicherstellen, dass der andere Wagen okay ist.»

In Italien hält sich die Unterstellung: Die technischen Probleme von Ferrari, die zum grossen Rückstand von Sebastian Vettel führten, habe sich Ferrari selber eingebrockt. Weil die Entwicklung zu stark forciert wurde. Kann sich Pat Symonds das vorstellen?

Der Engländer sagt: «Ja, das kann so sein, und es ist vorgekommen. Auch in jüngerer Vergangenheit, ich denke nur an die Getriebeprobleme von Mercedes im ersten Teil der WM. Die Weltmeister haben zugegeben, noch schnellere Schaltzeiten angestrebt zu haben, und prompt sind sie in Schwierigkeiten geraten.»

«Ich kann mir vorstellen, dass es sich bei Ferrari um ein verwandtes Problem gehandelt hat – wobei die Defekte am Lader und an der Zündkerze nicht gezwungenermassen miteinander zu tun hatten. Aber wenn du den Ladedruck nur ein wenig erhöhst, wenn der Zylinderdruck nur etwas grösser wird, wenn du dem Motor mehr abforderst, dann kann das alles auf die Standfestigkeit gehen. Einfach gesagt: Je mehr du forcierst, desto schwieriger ist es, die Zuverlässigkeit sicherzustellen.»

«Letztlich ist es zielführender, ein wenig konservativ zu sein. Bis zum Finale von Abu Dhabi – wenn es um alles geht, dann musst du auch alle Risiken eingehen. Der Rückstand von Ferrari mag gross sein, aber Ferrari wird so lange nicht aufgeben, wie eine mathematische Chance auf den Titel besteht.»

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