Johnny Herbert: So stark ist Lewis Hamilton wirklich
Johnny Herbert und Lewis Hamilton
Lewis Hamilton katapultiert sich in den Rennolymp: Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird der Mercedes-Star hier in Mexiko seinen vierten Titel einfahren – mehr haben nur die Rennlegenden Juan Manuel Fangio (fünf Titel) und Michael Schumacher (sieben) erringen können.
Der Engländer Johnny Herbert ist an der Seite von Schumi gefahren, 1994 und 1995 bei Benetton, und er hat die Karriere von Lewis Hamilton seit dessen Karttagen an verfolgt. Der dreifache GP-Sieger Herbert sagt im Evening Standard: «Die Leute können über Lewis Hamilton die Nase rümpfen so lange sie wollen, über seinen Lebensstil und seine ganzen Interessen ausserhalb des Sports. Aber das gehört nun mal zu seiner Persönlichkeit. Ich finde auch: Es muss ein Leben ausserhalb des Rennsports geben, einen gewissen Ausgleich, sonst wirst du aufgefressen. Für mich ist viel wichtiger, was passiert, wenn er das Helmvisier herunterklappt.»
«Da erkenne ich bei Hamilton einen stählernen Willen, der es ihm erlaubt, einen Rekord nach dem anderen zu brechen. Er ist mit 32 Jahren noch immer jung, in dieser Form ist es für mich nicht unmöglich, dass er eines Tages sogar die sieben Titel von Michael Schumacher egalisiert.»
«Bei gewissen Runden von Lewis packt mich als Zuschauer wirklich ein Schauer. Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr er diesen vierten Titel verdient. Und dann ordnen ihn hoffentlich mehr Fans an der richtigen Stelle ein – nämlich unter den ganz Grossen des Sports.»
Doch Johnny Herbert glaubt auch, dass Hamilton von vielen Formel-1-Fans verkannt wird. «Beim ganzen Siegeswillen, den er immer schon hatte, ist Lewis Hamilton eigentlich ein scheuer Mensch geblieben, bis heute.»
«Er hat sich immer weiter entwickelt und meiner Meinung nach 2017 ein ganz neues Niveau erreicht. Da gab es eine Situation Anfang September in Monza, da haben Damon Hill und ich uns angeschaut und beide gesagt – wow. Da fuhr Hamilton auf nasser Bahn in einer unfassbaren Art und Weise. Alles sah so spielend leicht aus. Er war mit seinem Rennwagen komplett im Einklang. Das war Perfektion, das war nicht von dieser Welt. Das war wie in den besten Runden von Ayrton Senna oder bei Roger Federers besten Schlägen oder bei den Läufen von Usain Bolt. Ein Sportler auf höchstem Niveau. So etwas mitzuerleben, das macht wirklich Freude.»