Marc, WM-Favorit Lewis Hamilton wurde im Qualifying zum Mexiko-GP deutlich geschlagen. Wieso? Für mich gibt es hier eine technische Erklärung. Mehr Power im Qualifying rufst du dank mehr Ladedruck ab. Mehr Ladedruck heisst aber auch, der Turbolader muss höher drehen. Wir haben hier ein Limit von 125.000/min, und ich glaube – Mercedes erreicht das üblicherweise schon. Also können sie hier auf dieser Meereshöhe nicht so nachlegen wie andere. Wir hatten schon früher, in der ersten Turbo-Ära der Formel 1, das gleiche Problem. Wir haben in Südafrika sogar in der Quali grössere Lader eingesetzt, um mehr Leistung rauszukitzeln, fürs Rennen haben wir dann wieder die kleineren Turbolader eingebaut. Das geht heute aber nicht mehr. Wer war für dich die Überraschung des Trainings? Red Bull Racing. Wie schnell die hier sind, obschon wir zwei so lange Geraden haben – das hätte ich nicht erwartet. Sprechen wir jetzt vom Effekt, dass Mercedes die übliche Überlegenheit nicht ausspielen kann, oder reden wir nun von der Aerodynamik? Nein, wir sprechen eher von der Aerodynamik. RBR schafft es, gute Abtriebswerte zu erzeugen, obschon die Luft dünner ist. Da verlieren andere Autos mehr Anpressdruck und Zeit. Bei Ferrari und Red Bull Racing fiel auf, dass Vettel und Verstappen ihre Stallgefährten Räikkönen und Ricciardo deutlich distanziert haben. Wie kann so etwas passieren? Das ist streckenspezifisch. Wenn wir uns die Sektorenwerte ansehen, dann erkennen wir: Ganz selten hat ein Fahrer die Idealzeiten in den drei Sektoren zu einer guten Runde verbinden können. Vettel hat das auch nur in seiner Pole-Runde geschafft. Daher waren Vettel und Verstappen schneller als Räikkönen und Ricciardo. Was erwartest du fürs Rennen? Das Rennen wird toll, ich freue mich sehr darauf, denn der Ausgabe zwischen Vettel, Verstappen und Hamilton ist völlig offen, offen wie schon lange nicht mehr, und ich würde da auch Bottas nicht abschreiben. Bei den Dauerläufen waren die fast alle gleich schnell. Die Mutter aller Fragen für die meisten Fans: Bringt Hamilton seinen vierten Titel ins Trockene? Ja, natürlich. Ich sehe nur zwei Hürden: Entweder das Auto geht kaputt, oder bei eine Zweikampf geht etwas schief. Aber einfach wird das nicht. Wir haben in diesem Jahr ein paar Mal erlebt: Der Silberpfeil kann nicht mehr so glänzen, wenn er hinter einem Gegner festhängt. Wir alle wissen, dass die Kühlung von Bremsen und Motor hier kritisch ist. Das ist Formel 1, natürlich kann alles schief gehen. Aber mein Bauchgefühl sagt: Hamilton macht’s. Auch wenn er sich hier schwerer tut als vielleicht erwartet.