Überfälle beim Brasilien-GP: FIA warnt Formel-1-Teams
Viele wünschen sich in Interlagos mehr Polizei-Präsenz
Seit Jahren reist der Formel-1-Zirkus mit mulmigem Gefühl nach São Paulo. Denn das Verbrechen ist in der 21-Millionen-Metropole allgegenwärtig. Der Austragungsort des Grossen Preises von Brasilien gilt als der brenzligste der Welt. Als Faustregeln für das Verhalten im täglichen Leben gelten: Unauffällig kleiden, keinen Schmuck tragen, nur das Nötigste an Geld mithaben. Dennoch sind Überfälle an der Tagesordnung, besonders am GP-Wochenende.
Dieses Mal hat es einen Kleinbus von Mercedes getroffen.
Teamchef Toto Wolff: «Sechs Leute von uns wurde mit vorgehaltenen Waffen überfallen, dabei wurden ihnen Wertsachen wie Geldbörsen und Uhren abgenommen, aber auch die Pässe. Natürlich war das für sie ein Riesenschock, aber zum Glück sind alle unverletzt aus der Situation hervor gegangen.»
Der Vorfall war das meistdiskutierte Thema im Fahrerlager am Samstag, denn er war nicht der Einzige. Weitere Angriffe auf Fahrzeuge von Williams sowie des Autoverbands FIA schlugen fehl, weil deren Fahrer rechtzeitig wegbrausen konnten. Ein Maskierter mit Pistole hatte versucht, das Fenster des FIA-Fahrzeugs mit dem Waffenkolben einzuschlagen.
Die Pistenbetreiber reagieren und versprechen mehr Sicherheit um die Rennstrecke herum. Das ist auch bitter nötig. Denn das übliche Bild in Interlagos sieht so aus: Am Morgen ist die Polizeipräsenz sehr stark, mit Hunderten von Beamten, aber am Abend und in der Nacht, wenn Team-Mitglieder oder Medienschaffende die Piste verlassen, ist die Polizei zum grössten Teil verschwunden. Und nicht jeder kann sich gepanzerte Limousinen leisten oder erhält eine Polizei-Eskorte.
Die lange Strasse zum Autodrom hoch wird links von der Rennanlage begrenzt, rechts liegt ein Armenviertel. Wer hier an einer Kreuzung bei Rot hält, sitzt wie auf Nadeln.
Die FIA warnt die Formel-1-Teams: Keinen der permanenten Ausweise sichtbar tragen, möglichst keine Team-Bekleidung tragen, will heissen – noch an der Rennstrecke umziehen. Die nächste Vorsichtsmassnahme ist ein Witz: An den Autos die entsprechenden Parkscheine entfernen und erst kurz vor der Zufahrt zur Strecke wieder anbringen. Das wäre eine gute Idee. Leider sind die Parkscheine seit Jahren so hergestellt, dass sie beim Ablösen und unzählige Fitzelchen zerreissen.
Weltmeister Lewis Hamilton hat für den Vorfall klare Worte gefunden: «Die Leute dort oben müssen sicherstellen, dass wir alle so sicher als möglich sind. Und das gilt nicht nur für Team-Mitglieder. Ich stehe meinen Jungs nahe und weiss, wie schockiert sie sind.»