Alejandro Agag: Nur die Formel E wird überleben
Alejandro Agag
Die Formel E ist die Zukunft des Motorsports, sagen die Fans der Serie. Formel E? Das ist ja nicht mal Motorsport, so die Kritiker.
So oder so: In der Formel E läuft noch lange nicht alles glatt. Auch wenn die Elektroserie chic ist und die Hersteller Serienchef Alejandro Agag die Bude einrennen, ist es wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem angekündigten DTM-Aus- und Formel-E-Einstieg von Mercedes erklärte: Die Formel E ist wie ein spannendes Startup. Sie hat deshalb allerdings auch in ihrer vierten Saison immer noch mit ihren eigenen Problemchen und Wehwehchen zu kämpfen.
Wie in Marrakesch nun zum Beispiel: Da gab es am Freitag eine Rolle rückwärts. Eigentlich wollte die Serie das Zeitfenster beim Boxenstopp respektive Autowechsel abschaffen. Sehr zur Überraschung der Teams, die sich aus Sicherheitsgründen dagegen wehrten.
Der Hintergrund: Die Angst, dass die Sicherheitsgurte nicht richtig befestigt werden, um beim Wechsel Zeit zu gewinnen. Das Ende vom Lied: Die Regeländerung gibt es nun erst beim dritten Rennwochenende in Chile im Februar. In Marrakesch gilt also weiterhin eine Mindestzeit zwischen der Boxenein- und –ausfahrt. Viel Lärm um eine Baustelle, die man selbst unnötigerweise aufgemacht hat.
Nur ein Beispiel. Trotzdem gehen die Befürworter immer wieder in die Vollen. Zuletzt war es Milliardär Richard Branson, der sich bekanntlich mittlerweile in der Formel E engagiert. Er prophezeite, dass bald ein neues Kräfteverhältnis im Motorsport-Universum herrschen werde: «Ich gehe sogar so weit und sage, dass die Formel E die Formel 1 in zehn Jahren überholt hat, wenn die Formel 1 so weitermacht wie bisher. Und das ist auch gut so, denn die Welt sollte auf saubere Autos setzen. Wir alle sollten uns die dreckigen Antriebe abgewöhnen und die Formel E kann in diese Zukunft führen.»
Serienchef Alejandro Agag betonte nun im Gespräch mit ESPN zwar, dass man sich nicht als Konkurrenz zur Formel 1 sehe. «Wir lieben die Formel 1, sie ist großartig», sagte Agag. Er meinte aber auch: «Ich widerspreche Richard Branson grundsätzlich nie. Er ist ein schlauer Mann und liegt meistens richtig. Die Formel E wird bestimmt richtig, richtig groß. Ich glaube, es wird in 20, 30 oder 40 Jahren der einzige Motorsport sein, der noch übrig ist.»
Dass er damit vielleicht dann doch ein wenig über das Ziel hinausschießt, merkte er auch. «Es mag dann auch noch andere Serien geben, aber die Formel E wird der wichtigste Motorsport sein, weil die Welt elektrifiziert sein wird. Falls das in 20 oder 30 Jahren nicht so sein sollte, hätten wir echte Probleme. Aber sogar selbst dann wird die Formel E die wichtigste Rennsport-Veranstaltung für Autos sein.»