Valtteri Bottas (Mercedes): Das Rezept gegen Hamilton
Valtteri Bottas führte den neuen Silberpfeil als Erster aus
Auf den ersten Blick sieht für Valtteri Bottas alles gleich aus: Auch 2018 sitzt der stille Finne in einem Silberpfeil. In Wahrheit ist alles ganz anders, wie der 28-Jährige in Silverstone sagt: Denn Bottas will in der kommenden Saison mehr erreichen. Dazu muss das Auto weniger divenhaft werden. Valtteri nach den ersten Runden im 2018er Rennwagen von Mercedes-Benz: «Bislang habe ich nichts von der Diva erkennen können. Alles hat sich so angefühlt, wie es sich anfühlen sollte, das erste Gefühl stimmt.»
«Das zweite Jahr bei Mercedes eröffnet mir die Gelegenheit, auf höherem Niveau zu fahren. 2017 gab es Wochenenden, an welchen ich auf Lewis zu viel Zeit verloren habe. Das will ich korrigieren.»
Das wird auch nötig sein, um auch 2019 in einem Silberpfeil zu sitzen. Valtteri: «Um die Sommerpause herum will ich für die übernächste Saison alles klargemacht haben. Aber an einen neuen Vertrag denke ich nicht, wenn ich in Barcelona und dann in Australien und so fort einsteige. 2017 musste ich so viel lernen, nachdem ich recht spät zum Rennstall gestossen war. Schwierigkeiten haben aber immer auch von Vorteil, dass du eine Menge lernen kannst. Wir reden hier von Feinheiten, wie du bei der Abstimmung arbeitest, wie du auf Veränderungen der Piste reagieren musst, wie du mit den Reifen umgehst. Das Team erwartet mehr von mir, und ich selber tue das auch.»
«Im letzten Saisonteil lief es wieder besser. Das liegt einseits daran, dass wir als Team Fortschritte gemacht haben im Verständnis des sensiblen Zusammenspiels zwischen Chassis, Reifen und Piste. Ich selber habe aber auch zugelegt. Daher konnte ich mich steigern und in Abu Dhabi siegen.»
«Konstanz ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn ich konstanter auf höherem Niveau fahre, sind auch die Ergebnisse besser. 2017 war mir zu sehr Auf und Ab. In diesem Winter konnte ich mich richtig entspannen und mich ganz auf mein Training und meine Gesundheit konzentrieren. Ich habe viel trainiert, besonders im Januar und Februar. Ich fühle mich frisch, gesund und fit für die neue Saison.»
«Es ist immer sehr interessant, zum ersten Mal nach der Pause ins Rennwagenwerk zu kommen, um zu sehen, wie sich die Dinge seit Dezember weiterentwickelt haben. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie das neue Auto Stück für Stück entsteht. Ich hatte eine Reihe von Sitzungen mit meinen Ingenieuren über die Herangehensweise an die kommende Saison. Zudem habe ich viel im Simulator für die Testfahrten und die anstehende Saison gearbeitet.»
«Es ist wirklich unglaublich, wie viele Stunden in das Design und die Produktion des neuen Autos geflossen sind und wie viel Arbeit in diesem Auto steckt. Als Fahrer ist es ein ganz besonderes Gefühl, diesen Boliden fahren zu dürfen. Jetzt hoffen wir alle nur, dass es ein gutes, schnelles Auto ist.»
Zum Fahren mit Halo meint Bottas: «Es dauert ein wenig, sich daran zu gewöhnen, auch das Ein- und Aussteigen ist nicht einfacher geworden. Aber ich bin im Simulator mehr als eine Renndistanz mit Halo gefahren und habe mich schon während des ersten Sim-Rennens daran gewöhnt. Zunächst war es etwas komisch, den Halo zu sehen, aber dann vergisst du da. Er stört mich nicht mehr, für mich ist alles in Ordnung. Ich bin mir sicher, dass es für die Fans zunächst auch etwas seltsam aussehen wird, weil es so etwas bislang noch nie an einem Formel 1-Auto gegeben hat. Aber so war es bei allen Veränderungen in der Vergangenheit auch. Am Anfang sieht etwas Neues immer etwas komisch aus und dann gewöhnen sich die Leute mit der Zeit daran. Wenn der Halo selbst vor kleineren Verletzungen schützen kann, ist es schon eine gute Regeländerung.»
Pro Fahrer und Saison stehen nur noch drei Motoren zur Verfügung. Valtteri fährt fort: «Ich gehe davon aus, dass wir das Zuverlässigkeitsniveau aus dem vergangenen Jahr aufrechterhalten können, denn wir waren sehr zuverlässig. Das haben wir alle der harten Arbeit in Brixworth zu verdanken. Wir hoffen, dass die neuen Antriebseinheiten leistungsstark und standfest sein werden und wir keine Schwierigkeiten mit dem neuen Reglement haben.»
Bottas über die Saison 2018: «Die Formel 1 ist eine Frage der Details. Nur wenn du die alle auf die Reihe bekommst, kannst du mit einem guten Ergebnis rechnen. Generell möchte ich alles umsetzen, was ich letztes Jahr gelernt habe. In diesem Jahr dreht sich alles darum, Ergebnisse abzuliefern. Nochmals: Der Schlüssel liegt für mich in der Konstanz. Ich hatte einige richtig gute Rennen, aber es gab auch einige Rennen, bei denen ich nicht auf dem Niveau war, auf dem ich sein wollte. In diesem Jahr möchte ich an jedem Rennwochenende auf einem guten Niveau sein – das ist mein Ziel für diese Saison. Ich möchte definitiv um die Weltmeisterschaft kämpfen.»
Wen sieht der Finne als Hauptgegner? Valtteri Bottas: «Sowohl Ferrari als auch Red Bull Racing sehen auf dem Papier so aus, als ob sie unsere härtesten Konkurrenten sein werden. Aber wir dürfen kein Team unterschätzen. Es ist eine neue Saison und man weiss nie, was sich die anderen Teams ausgedacht haben. McLaren und Renault könnten sehr stark werden. Und man weisss nie, wie es bei Williams aussieht, auch sie haben in den letzten Jahren Stärken gezeigt. Es wird richtig interessant.»
In wenigen Tagen geht die Arbeit in Barcelona weiter, aber Valtteri denkt schon darüber hinaus: «Es ist immer richtig cool, zum ersten Mal in der Startaufstellung zu stehen und zu erfahren, wo wir als Team im Vergleich zu den Anderen stehen. Ich freue mich auf weitere Siege und damit auf ein gutes Endergebnis in diesem Jahr. Ich glaube fest an mich. Ich habe bewiesen, dass ich Lewis Hamilton die Stirn bieten kann. Ich muss das nur regelmässiger beweisen.»