Jean Todt: «Grid Girls? Keine Zeit für diesen Mist!»
FIA-Präsident Jean Todt: «Auch ich finde es frustrierend, dass nur so wenige Rennfahrerinnen in den verschiedenen Klassen unterwegs sind»
Mit Tatiana Calderón wird in diesem Jahr wieder eine Nachwuchsfahrerin im Formel-1-Fahrerlager anzutreffen sein. Die junge Kolumbianerin ist bei Alfa Romeo Sauber von der Entwicklungsfahrerin zur Testpilotin befördert worden. Die 24-Jährige darf in dieser Funktion ihre ersten Formel-1-Erfahrungskilometer sammeln – wenn auch «nur» in einem alten GP-Renner und nicht etwa im C37, mit dem Marcus Ericsson und Charles Leclerc in der anstehenden Saison um WM-Punkte kämpfen werden.
Dennoch ist die Vorfreude gross – genauso wie die Hoffnung, irgendwann einmal auch in der Königsklasse des Motorsports mitmischen zu dürfen. «Ich bin überzeugt, dass Frauen auf dem höchsten Niveau mithalten können», erklärt Calderón, die auch betont: «Ich mache das aus Liebe zum Sport und möchte jeden im Feld schlagen, genauso wie meine männlichen Rivalen auch.»
Dass es in der Formel-1-Startaufstellung an Frauen mangelt, liegt auf der Hand. Das bedauern nicht nur die weiblichen Rennfahrer-Talente, auch FIA-Präsident Jean Todt erklärte im Rahmen seines Besuchs am Autosalon in Genf: «Ich unterstütze Frauen im Motorsport natürlich, und auch ich finde es frustrierend, dass nur so wenige Rennfahrerinnen in den verschiedenen Klassen unterwegs sind.»
Der Franzose stellt aber auch gleich klar: «Ich bin nicht dafür, eine Meisterschaft nur für Frauen zu etablieren, denn ich denke, sie können durchaus in den bestehenden Klassen mitkämpfen.« Weniger Freude hat das Oberhaupt des Automobilweltverbands an den Grid Girls, beziehungsweise an den Diskussionen über deren Verbannung aus dem GP-Zirkus.
«Ich habe überhaupt kein Problem damit und die Diskussion darüber ist einfach nur dumm. Es gibt sehr viele andere Dinge, über die ich lieber nachdenke und ehrlich gesagt tut es mir leid, dass so viel Zeit darauf verwendet wird, über diesen Mist zu sprechen», stellt der frühere Ferrari-Teamchef klar.
Viel lieber redet Todt über das Kräfteverhältnis im aktuellen GP-Feld. In diesem dominiert seit Beginn der Turbo-Ära das Mercedes-Team, was für einige Kritik seitens der Fans sorgt: «Seit es die Formel 1 gibt, gibt es auch dominante Teilnehmer. Vor Mercedes war es Red Bull Racing, davor hatte Ferrari jahrelang die Nase vorn und davor waren es andere Rennställe. Natürlich wäre es schön, wenn wir ein ausgeglicheneres Kräfteverhältnis hätten, aber die viel kritisierte Dominanz gibt es ja auch in vielen anderen Sportarten.»
«Seit wie vielen Jahren gewinnt etwa Bayern München? Und wie lange dominierte Usain Bolt die Läuferszene?», fragt der 72-Jährige, und stellt klar: «Die Herausforderung bleibt die Gleiche. Die Spitzenreiter müssen schauen, dass sie ihre Vormachtstellung behalten, während die Herausforderer die schwierige Aufgabe haben, diese Dominanz zu beenden.»