Max Verstappen: «Marc Marquez ist der Beste»

Barcelona: Ricciardo (Red Bull) 1., Mercedes Favorit

Von Mathias Brunner
​Wer keine Probleme hat, bolzt bei den Wintertests in Barcelona Kilometer. Die Dauerläufe deuten an: Mercedes bleibt WM-Favorit, auch wenn die Tagesbestzeit an Daniel Ricciardo (Red Bull Racing) geht.

Marc Surer, früherer Grand-Prix-Pilot und Sky-Formel-1-Experte, fiebert der neuen Saison entgegen. Der Basler ist davon überzeugt, dass Red Bull Racing-Pilot Max Verstappen 2018 zum jüngsten Formel-1-Champion aller Zeiten werden kann. Bis Ende 2020 hat Verstappen Zeit, sich zum Rekordhalter zu machen. Die Bestmarke hält Sebastian Vettel mit 23 Jahren und 134 Tagen, aus Abu Dhabi 2010. Aber erstaunlicherweise sagt Verstappen selber: «Ich achte nicht auf Rekorde, es ist zu früh in meiner Karriere, um mich darauf zu konzentrieren. Wenn wir das beste Auto haben, dann kommen weitere Bestmarken wie von selber.»

Die Tendenz vom Circuit de Barcelona-Catalunya: Red Bull Racing hat nicht das beste Auto, aber einen Wagen, der die Erwartungen der vierfachen Weltmeister erfüllt. Max hatte gemeint: «Wir wollen die Lücke zu Mercedes und Ferrari schliessen. Ich bin davon überzeugt, dass wir stärker sein werden als 2017.»

Marc Surer meint: «Wenn Max das Auto dazu hat, kann er schon nächste Saison die Weltmeisterschaft gewinnen. Das hängt zu grossen Teilen von Motorlieferant Renault ab. Wenn sie den Leistungsnachteil im Winter verringern, dann ist er definitiv ein Kandidat. McLaren kommt für mich zu den Spitzenteams hinzu. Das heisst, wir werden wahrscheinlich eine breite Spitze in der Formel 1 haben. Darauf freue ich mich besonders, denn das hatten wir lange nicht mehr.»

Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo hat an Tag 6 die Ambitionen der roten Bullen unterstrichen: Tagesbestzeit. Gut, das bereichert das WM-Punktekonto des Rennstalls aus Milton Keynes nicht, aber das zeigt – RBR ist auf ermutigendem Weg.

Die Fans entlang der katalanischen Rennstrecke rieben sich sowieso ein wenig in den Augen: Autos von Red Bull Racing, Mercedes und Ferrari rangeln um die besten Plätze, das kommt uns ein wenig bekannt vor.

Dass der neue McLaren von Fernando Alonso nach guten Rundenzeiten im Dunkel der Box verschwand, wird von Teamchef Eric Boullier relativiert: «Klar sind Defekte ärgerlich, aber letztlich sind Testfahrten dazu da, um allfälligen Problemen auf die Spur zu kommen. Wir wissen, dass wir diese Schwierigkeiten in den Griff bekommen. Wir haben einen neuen Motorpartner mit Renault, wir haben ein neues Fahrzeugheck. Besorgt sind wir nicht. Gebt uns ein wenig Zeit, und alles wird gut.»

Der Franzose beteuert: Das Ölleck sei kein grundlegendes Problem und auch kein Grund, um die Architektur im Heck des McLaren umkrempeln zu müssen. Aber so einfach ist das eben doch nicht: Eine Rückkehr von Fernando Alonso wurde auf 15.00 Uhr angesetzt, doch eine Fussballspieldauer samt Verlängerung später war vom Asturier noch immer nichts zu sehen.

Die Dauerläufe zeigen: Daniel Ricciardo (Red Bull Racing) hat an diesem Tag die beste Rundenzeit gefahren, aber das schnellste Auto ist der Mercedes. Die Top-Teams bolzen Runden, und auf verschiedenen Reifenmischungen kristallisiert sich heraus: Mercedes bleibt Massstab, obgleich Ferrari und Red Bull Racing nicht weit von den Silbernen entfernt sind.

Danach folgt ein Mittelfeld, das uns 2018 sehr viel Freude bereiten wird: McLaren-Renault hat laut Eric Boullier das Potenzial, um die Top-Teams einige Male tüchtig zu ärgern. Renault macht einen sehr guten Eindruck. Haas hat sich gemessen an der ersten Barcelona-Testwoche gesteigert. Force India dürfte die Rolle als einsamer Viertbester los sein. Sergio Pérez gibt zu: «Wir müssen bis zum ersten Rennen in Melbourne einen grossen Schritt nach vorne machen. Was wir in diesen Tagen hier sehen, ist für mich nicht relevant, denn sobald die Saison beginnt, werden wir bei deutlich heisseren Temperaturen ausrücken. Es ist schwer abzuschätzen, wo wir derzeit stehen, aber ich denke, die Besten im Mittelfeld sind wir nicht mehr.»

Die Konkurrenzfähigkeit im breiten Mittelfeld wird von Strecke zu Strecke variieren, Pisten-Layout und Temperaturen werden prägende Rollen spielen.

Gemäss Boullier beträgt der Unterschied zwischen den verschiedenen Reifentypen rund zwei Zehntel. «Aber auch das wird nicht auf jeder Rennstrecke gleich sein.»

Mercedes war lange Zeit nur mit mittelharten Pirelli auf der Bahn. Wer keine Schauzeiten auf weichsten Reifen braucht, sonden unbeirrt und selbstbewusst sein Programm abspult, ist der Erfahrung der letzten Jahre zufolge solide aufgestellt. Die Rundenrekorde von 2017 werden in der kommenden Saison purzeln: Weil die Pirelli durchs Band weicher werden, und die Formel-1-Techniker Autos bauen, die aus dem Stand eine Sekunde schneller sind als die Fahrzeuggeneration 2017.

Wie gross sind die Unterschiede zwischen den Mischungen mittelhart (weiss markiert), weich (gelb), superweich (rot), ultraweich (violett) und hyperweich (pink)? McLaren-Teamchef Eric Boullier erhellt: «Als Faustregel würde ich sagen – zwei Zehntelsekunden.»

Bei rund 25 Grad Asphalttemperatur und 18 Grad Lufttemperatur herrschten Idealverhältnisse, um den Reifen auf den Gummi zu fühlen.

Am Nachmittag war auch Kimi Räikkönen wieder an der Arbeit. Der Finne hatte sich von seiner Magenverstimmung so weit erholt, dass er wieder einsteigen konnte.

Schöne Szene vor der Red Bull Racing-Box. Der junge Sergey Sirotkin blieb mit seinem Williams stehen, weil wohl ein Gang feststeckte. Im Nu stand ein RBR-Mechaniker am gegnerischen Wagen. Als Spion? Nein, als Helfer. Der aufmerksame Schrauber kühlte mit einem Ventilator Motor und Bremsen, bis die Williams-Kollegen herangeeilt waren. Für so viel Kameradschaft gab es einen anerkennenden Klaps auf die Schulter.

Ab Morgen wird es für einige Piloten richtig ernst: Dann steht ihr letzter Testtag auf dem Programm. Wer jetzt nicht langsam eine Rennsimulation unter die Räder nehmen kann, ist für Australien nicht gewappnet. In Sachen Dauerlauf sind Sauber-Fahrer Charles Leclerc und der fünffache GP-Sieger Daniel Ricciardo gut aufgestellt: Niemand ist an diesem Mittwoch in Spanien mehr Runden gefahren als der Monegasse und der Australier, die jeder rund zweieinhalb GP-Distanzen zurückgelegt haben.

Und Fernando Alonso? Der tauchte eine Viertelstunde vor der karierten Flagge wieder auf der Bahn auf. Lieber spät als gar nicht.

Barcelona-Test, Tag 6 (Mittwoch)

1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (165) Hyperweich
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (90) ultraweich
3. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,560 (85) ultraweich
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,541 (66) Weich
5. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:19,823 (119) Hyperweich
6. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:19,856 (57) Hyperweich
7. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,042 (88) Mittelhart
8. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,237 (78) Weich
9. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,242 (49) Superweich
10. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:20,349 (63) Weich
11. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,758 (102) Superweich
12. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:20,805 (130) Weich
13. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:20,918 (160) Superweich
14. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:22,350 (80) Weich

Barcelona-Test, Tag 5 (Dienstag)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:20,396 (170) Mittelhart
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,596 (86) Weich
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,649 (129) Mittelhart
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,808 (90) Weich
5. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:20,973 (54) Weich
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:21,298 (95) Weich
7. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:21,432 (48) Mittelhart
8. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:21,455 (91) Weich
9. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,588 (42) Weich
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,643 (93) Weich
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:21,706 (120) Superweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:21,946 (38) Superweich
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,937 (85) Hyperweich

Barcelona-Test, kombinierte Zeitenliste (1. Woche)

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,333 (Do) Mittelhart
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,673 (Di) Weich
3. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:19,854 (Do) Hyperweich
4. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,976 (Di) Mittelhart
5. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,179 (Mo) Mittelhart
6. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:20,317 (Do) Superweich
7. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,326 (Di) Mittelhart
8. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,506 (Mo) Weich
9. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,547 (Mo) Weich
10. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:20,929 (Do) Superweich
11. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:20,940 (Do) Mittelhart
12. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:21,142 (Do) Weich
13. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:21,318 (Di) Weich
14. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:21,495 (Di) Weich
15. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:21,822 (Di) Weich
16. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,841 (Di) Weich
17. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,973 (Do) Weich
18, Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:22,371 (Mo) Weich
19. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,578 (Mo) Weich
20. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:22,721 (Di) Weich
21. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:23,408 (Mo) Weich
22. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (Mo) Mittelhart

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