Carmen Jorda: «Ich wollte niemanden entmutigen»
2017 stand Carmen Jorda in der Formel-1-Startaufstellung – allerdings nur als VIP-Gast an der Seite von Model Adriana Lima
Seit Carmen Jorda als Entwicklungsfahrerin in die Formel 1 gehievt wurde, steht die Athletin gleichermassen im Mittelpunkt und in der Kritik. Da wäre einerseits der – nennen wir es mal –überschaubare Erfolgsausweis der Spanierin, der so manchen Szene-Kenner die Stirn runzeln liess, speziell als die Dame erklärte, sie sei im Simulator weniger als eine Sekunde langsamer als GP-Pilot Romain Grosjean.
Sehr viel mehr Empörung verursachte Jahre später Jordas Aussage, Frauen sollten in einer eigenen Meisterschaft gegeneinander antreten, denn der Vergleich mit den Männern sei angesichts der physischen Nachteile der Rennfahrerinnen nicht fair. Trotz dieser unorthodoxen Ansicht wurde die 29-Jährige in die Frauen-Kommission des Automobilweltverbands FIA befördert, die sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen im Motorsport zu fördern.
Die organisatorische Einbindung zeigte wenig Wirkung, denn Jorda sorgte erneut für allgemeine Entrüstung, als sie nach ihrem Formel-E-Testdebüt erklärte, dass die rein elektrische Serie einfacher für Frauen sei. «Die Herausforderung, die wir Frauen in der Formel 2 und der Formel 1 haben, ist ein körperliches Problem», erzählte sie.
«Ich denke, dass wir das in der Formel E nicht haben. Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, was für Frauen in dem Sport gut oder nicht gut ist. Aber meiner Erfahrung nach können Frauen im Kart, der Formel 3 oder GT-Sport gute Ergebnisse erzielen. Aber in der Formel 2 und der Formel 1 gibt es diese körperliche Barriere», fügte Jorda an – und sorgte erneut für kollektives Kopfschütteln.
Die Reaktionen fielen derart heftig aus, dass die Blondine sich nun gezwungen sah, ein Statement zu ihren jüngsten Aussagen zu veröffentlichen. «Am Samstag sprach ich nach meinem Formel-E-Test mit mehreren Journalisten. Während eines Interviews wurde ich gebeten, die Formel E mit der Formel 1 zu vergleichen. Ich wurde auch direkt gefragt, ob das Formel-E-Auto physisch nicht so anspruchsvoll wie ein GP-Renner sei», erklärt es darin.
«Ich sprach dabei auch über die physischen Probleme, die Frauen in der Formel 1 haben, was in den letzten Tagen für viele Diskussionen gesorgt hat – auch viele prominente Rennfahrerinnen haben sich dazu geäussert. Ich möchte mich bei meinen Kollegen und Kolleginnen dafür bedanken, dass sie ihre Meinungen dazu geäussert haben. Ich respektiere ihre Sichtweisen und es tut mir leid, wenn meine Aussagen den Eindruck erweckt haben, ich würde für alle Frauen sprechen. Ich habe or allem über meine eigenen Erfahrungen gesprochen», so Jorda
«Es war nie meine Absicht andere Frauen zu entmutigen, in der höchsten Motorsport-Klasse mitzukämpfen, und ich habe auch nicht behauptet, dass sie physisch nicht dazu in der Lage seien. Mein Kommentare waren einzig eine Antwort auf die direkte Frage: Ist die Formel 1 einfacher für Frauen? Als Mitglied der FIA-Frauen-Kommission habe ich mich dem Ziel verschrieben, die Frauen im Motorsport zu fördern – auf und neben der Strecke – und jene zu feiern, die grossartige Ergebnisse erzielen», heisst es in dem Statement weiter.
«Ich gratuliere Tatiana Calderon, die soeben zur Formel-1-Testfahrerin für Alfa Romeo Sauber befördert wurde. Ich hoffe, dass sie die erste Frau seit 41 Jahren sein wird, die in der GP-Startaufstellung stehen wird. Und ich wünsche ihr nur das Beste für die anstehende Saison. Ich wünsche allen Frauen im Motorsport einen schönen Frauentag», erklärt die frühere Lotus- und Renault-Entwicklungsfahrerin zum Schluss.