Sebastian Vettel: «Oh Scheisse, oh-nee, so ’ne Kacke»
Sebastian Vettel nach seinem Fehler
Ein Aufschrei ging durch die Menge: Sebastian Vettel, Ferrari-Star, WM-Leader, Hockenheim-Lokalheld, hatte eben sein Auto in der Sachskurve in die Pistenbegrenzung gesetzt. Nicht hart, aber hart genug. Wir haben während des Rennens den Funk des Heppenheimers verfolgt. Vettel hämmerte aufs Lenkrad und schimpfte: «Oh, Scheisse, oh-nee, so ’ne Kacke!» Der Ärger ist verständlich. Vettel hat nicht nur den so sehr erhofften ersten Formel-1-Sieg in Hockenheim weggeschmissen, aus einem Acht-Punkte-Vorsprung gegen Hamilton nach dem Sieg in Silverstone ist auch ein 17-Punkte-Rückstand geworden. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Dann würgte Vettel noch ins Mikro: «Sorry, guys», bevor seine Stimme in einem Schluchzer endete und er wie ein geprügelter Hund davontrottete. Wäre Vettel eine Comic-Figur, so hätten wir über seinem Kopf eine Wolke gesehen, schwärzer als die Gewitterwolken, die sich über der Region Hockenheim auftürmten.
Vettel braucht eine kurze Zeit, um sich zu sammeln. Dann trat er vor die Kameras der TV-Anstalten und redete offen über seinen Patzer. Waren die Verhältnisse zum Zeitpunkt des Ausrutschers vielleicht zu schwierig? «Nein, die profillosen Slicks waren in jenem Moment noch immer die beste Wahl. Meine Reifen waren nicht die frischesten, also hatte ich es schwerer als andere Fahrer. Aber das darf keine Ausrede sein. Ich liess nur ganz kurz ein Vorderrad stehen und schon ging es geradeaus, dann blockierten die Hinterräder, und an diesem Punkt mehr gibt es kein Weg zurück. Es war gewiss nicht der grösste Fehler, den ich in der Formel 1 je gemacht habe, aber es ist bestimmt einer, der mich am teuersten zu stehen kommt. Ich stand im Kiesbett und wusste – hier komme ich nicht mehr heraus.»
Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg: «Unfassbar, welchen Fehler sich Vettel da geleistet hat. Klar waren die Verhältnisse schwierig. Aber er hatte einen schönen Vorsprung, er hätte es ein wenig ruhiger angehen lassen können, dann setzte er den Wagen neben die Bahn. Ich meine, das ist die Sachskurve! Jeder weiss, dass du dir da keinen Patzer erlauben kannst. Also musst du dort besonders vorsichtig sein, und das war Vettel einfach nicht. Er hat es übertrieben.»
Schlusswort von Sebastian Vettel: «Ich bin letztlich mehr enttäuscht als verärgert, weil ich weiss, was mich das gekostet hat. Wir hatten dieses Rennen so gut wie gewonnen. Alles hatte gepasst, wir haben die Spitze kontrolliert. Manchmal gibt es Rennen, in welchen du dir Regen wünschst. Dieser Grand Prix gehört nicht dazu.»
«Ja, ich bin enttäuscht. Aber ich werde deswegen jetzt nicht schlaflose Nächte haben. Denn ich weiss, was schiefgelaufen ist. Das ist ein Rückschlag, aber wir müssen uns auf das Positive konzentrieren. Und das bedeutet – wir haben ein Auto, mit dem wir Rennen gewinnen können. Mir tut am meisten das Team leid. Unsere Truppe hat alles richtiggemacht, und ich setze das in die Binsen. Ich kann nicht ändern, was passiert ist. Aber ich kann ändern, was passieren wird.»