Christian Horner: «So war Ferrari-Chef Marchionne»
Sergio Marchionne ist tot – diese Nachricht hat im Formel-1-Fahrerlager Bestürzung ausgelöst. Bei Ferrari weht das «cavallino rampante» auf Halbmast. Der rote Werksrennwagen ist mit einem Trauerstreifen ausgestattet, oben auf der Sicherheitszelle, Sauber fährt mit Trauerflor am Halo. Haas hat einen letzten Gruss an den Spitzenmanager auf die Airbox platziert. Wegbegleiter, Freunde und Rivalen zollen dem am 25. Juli in Zürich verstorbenen Marchionne Respekt, auch Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner.
Der 44jährige Engländer sagte im Fahrerlager des Hungarorings meinem Kollegen Luigi Perna von der Gazzetta dello Sport: «Sergio Marchionne war eine echte Führungspersönlichkeit, ein starker Charakter, ein zu allem entschlossener Rivale. In den Sitzungen der Strategiegruppe haben wir einige Male tüchtig gestritten, aber wir haben uns immer respektiert. Auch wenn wir in der Regel verschiedener Meinung waren. Bei der letzten Sitzung hat Marchionne in einer Situation gesagt: „Da bin ich für einmal der Ansicht von Christian.“ Da mussten wir beide spontan loslachen, denn das ist selten genug vorgekommen. Marchionne hat Maranello viel gegeben. Sein Tod ist ein grosser Verlust.»
Red Bull Racing hat als Partner von Renault vier WM-Titel erobert, von 2010 bis 2013 mit Sebastian Vettel. Aber RBR hat sich immer auch nach einer Alternative umgesehen, auch bei Ferrari. Christian Horner weiter: «Das waren damals Gespräche eher abwägender Art, unsere Philosophien passten einfach nicht zueinander. Es schien von Anfang an eine gewagte Idee zu sein, dass Ferrari ausgerechnet einem der härtesten Gegner den Motor zur Verfügung stellen sollte. Marchionne wusste genau, welche gute Chassis wir bauen. Daher waren wir gezwungen, andere Wege einzuschlagen.»
Horner lobt, welche Fortschritte Ferrari unter der Führung von Sergio Marchionne gelungen sind: «In Maranello ist phantastische Arbeit geleistet worden, beim Motor ist Ferrari die neue Messlatte. Die Leistung ihrer Antriebseinheit ist wirklich eindrucksvoll. Das sagen auch unsere Fahrer, wenn sie sehen, wie der Ferrari abgeht – in der Quali, beim Start oder beim Re-Start nach einer Safety-Car-Phase. Der Motor von Ferrari macht Angst. Dabei lagen die Italiener zu Beginn der Hybrid-Ära noch hinter Renault.»