Schneider: «Der traurigste Moment meiner Karriere»
Bernd Schneider 1990
Jeder Rennfahrer hat ihn: Einen ganz besonders traurigen, dramatischen Moment. Einen Moment, der alles ändert, im Positiven wie im Negativen. Dabei muss dieser Moment nicht einmal auf der Rennstrecke passieren.
Wie bei Bernd Schneider. Auch für den heute 54-Jährigen war die Formel 1 das große Ziel. Er hat es tatsächlich auch erreicht, nach dem Gewinn der Deutschen Formel-3-Meisterschaft 1987 schaffte er den Sprung 1988, ging für das Zakspeed-Team an den Start.
Nun, er versuchte es zumindest, denn damals musste man sich noch qualifizieren, was Schneider nur selten gelang. Es war eine harte Landung auf dem Boden der Tatsachen für den damals 23-Jährigen, der als die deutsche Formel-1-Hoffnung schlechthin galt.
Er zahlte eine Menge Lehrgeld, unter anderem mit letzten Plätzen im Qualifying. Neunmal nahm er in zwei Jahren an einem GP teil. Dann war die Karriere in der Königsklasse schon wieder Geschichte. Ein Tiefschlag, größer als jeder Rückschlag auf der Strecke.
«Der traurigste Moment meiner Karriere war der, als ich realisiert habe, dass meine Formel-1-Laufbahn beendet war. Dafür hatte ich alles gegeben, und als es vorbei war, tat es riichtig weh», sagte Schneider Auto Bild Motorsport.
Er musste das erst einmal verdauen. «Den Traum musste ich erst einmal abhaken. Man kann nicht mit dem einen Fuß etwas machen, wenn dein Herz an etwas ganz anderem hängt. Das geht nicht gut. Ich habe damals die eine oder andere Träne verdrückt, aber ich trauere der Formel 1 nicht nach», sagte er.
Vor allem, weil es gar nicht um seine Qualitäten ging, sondern wie heute um das liebe Geld. 1989 hatte Schneider mit Eddie Jordan über eine Verpflichtung gesprochen. Aber: «In der Formel 1 ging es gar nicht darum, was ich kann. Es ging nur darum, wie viel Geld ich mitbringe. Ich bin damals nur rausgeflogen, weil Andrea de Cesaris fünf Millionen Dollar hatte und ich zwei Millionen Mark. An Eddie Jordans Stelle hätte ich auch de Cesaris genommen.»
Doch das alles war nur der Startschuss für eine unvergleichliche Karriere in der DTM mit 43 Siegen und fünf Titeln. Zwei von zahlreichen Bestmarken, die bis heute unerreicht sind. Wie schafft man so etwas? «Es war eine andere Zeit. Aber ich hatte auch Teamkollegen, die ich schlagen musste, ich war ja nicht alleine bei Mercedes. Es war sogar der eine oder andere Titel mehr drin. Es war aber früher mehr eine deutsche Meisterschaft. Es gab zehn, zwölf Fahrer, die um den Titel kämpfen konnten, heute sind es 18. Es war ein bisschen leichter, konstant vorne mit dabei zu sein.»