Neues Rätsel Racing-Raritäten: Ein echtes Monster
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Brasilianer Antonio Pizzonia bei einem Test in Le Castellet (Südfrankreich), wir haben das Jahr 2004 und sehen jenen Williams FW26-BMW, über dessen Frontpartie wir gewitzelt haben – nur ein Aerodynamiker kann das lieben.
Säbelzahntiger, Walross, Hammerhai: Die ungewöhnliche Nasenform führte zu zahlreichen Spitznamen des 2004er Williams FW26, dem Fahrzeug bei unserem letzten Rätsel. Die seltsam wirkende Aufhängung des Frontflügels war ein Kind der italienischen Aerodynamikerin Antonia Terzi. Letztlich sollte sie diese Arbeit beim britischen Traditionsrennstall den Job kosten, denn die theoretischen Vorteile der Nase – viel Luft unters Auto zu bringen – wurden in der Praxis nie bestätigt. Im Laufe des Jahres erhielt der Wagen von Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher eine konventionelle Nase, und Frau Terzi wurde gegangen. Terzi wurde stellvertretende Professorin an der Technischen Universität von Delft, bevor sie Aero-Chefin bei Bentley wurde.
Gut zehn Jahre später wurden die Fahrzeugnasen erneut zum Aufreger. Ameisenbären, Staubsauger, Rüssel, Tapir, Nasenbären, Dildos, Kiel – die Palette der Bezeichnungen für die neue Nasenspitzenmode war damals ebenso variantenreich wie die Frontpartien der Autos selber. Die Techniker hatten eine Lücke im Reglement klug erkannt, damit war die Flut hässlicher Nasen nicht mehr zu verhindern. Die Fans regten sich so auf wie Jahre später über den Titanschutzbügel Halo. Vorteil der Lotus-Nase mit zwei unterschiedlich langen Nasenspitzen, die wie Klauen nach vorne ragten: Die geteilte Nase erlaubte es, erheblich mehr Luft unters Auto und damit zum Diffusor zu leiten als mit einer klassischen Fahrzeugnase.
Zurück zu Williams. Antonio Pizzonia wurde in der Formel 1 nur 20 Einsätze alt, 2003 bei Jaguar, 2004/2005 bei Williams. In seiner ersten GP-Saison, als Williams-Leihgabe bei Jaguar, wurde er mangels WM-Punkten im Sommer gegen Justin Wilson ausgewechselt. Williams glaubte an seinen kleinen Brasilianer. Pizzonia wurde zum Ersatzfahrer des Ersatzfahrers: Der Spanier Marc Gené war für den verletzten Ralf Schumacher eingesprungen, konnte aber nicht überzeugen. Also erhielt Antonio eine zweite Chance. Pizzonia bedankte sich mit siebten Plätzen in Deutschland, Ungarn und Italien, in Belgien führte er kurz, schied aber auf Rang 3 liegend wegen Getriebedefekts aus.
Vor der Saison 2005 veranstaltete Teamgründer Sir Frank Williams ein Stechen zwischen Pizzonia und Nick Heidfeld. Der Deutsche erhielt das zweite Cockpit neben Mark Webber. Der Südamerikaner sprang für Heidfeld in Monza ein, als der Deutsche an Nachwirkungen eines Crashes litt – Rang 7. Damit war die GP-Karriere von Antonio freilich zu Ende. Er tingelte in verschiedenen Rennserien herum, ChampCars, GP2,. AutoGP, Superleague, Stock-Cars, GT3. Der Speed ist geblieben, aber eine weitere Chance auf der ganz grossen Bühne ergab sich nicht.
Zum neuen Rätsel: Beim Williams hatten wir noch gescherzt, dass nur Aerodynamiker diese Form lieben können, aber was sollen wir dann angesichts dieses blauweissen Monsters sagen, das wir heute als Rätsel in die Auslage stellen? Als Tipp nur so viel: Nach einem Spitznamen mussten die Erfinder nicht lange suchen, der entstand beim ersten Einsatz des ungewöhnlich geformten Renners von ganz alleine.
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