Abu Dhabi-Test: Schweizer Louis Delétraz im Haas!
Delétraz, Delétraz, was war da noch? Ja, genau, der 1963 in Genf geborene Jean-Denis Delétraz fügte vor 23 Jahren McLaren-Chef Ron Dennis eine der schmerzvollsten Demütigungen zu. Beim Grossen Preis von Europa auf dem Nürburgring 1995 waren 9000 Gäste von Mercedes-Benz zu Gast. Sie wurden Zeugen davon wie Mika Häkkinen und Mark Blundell beim wie üblich launischen Eifel-Wetter auf profillosen Slicks-Reifen ins Rennen geschickt wurden. Das war auf der noch nassen Bahn die falsche Wahl. Statt mit Stars wie Michael Schumacher und Damon Hill um die Führung zu kämpfen, wurde das McLaren-Duo von Pacific-Bezahlfahrer Jean-Louis Delétraz überholt.
Delétraz, im Sportwagen ein beachtlich schneller Mann (zwei Klassensiege in Le Mans), war in der Formel 1 überfordert. Zudem war mit den Autos von Larrousse und Pacific wenig zu gewinnen. Er bestritt letztlich drei Formel-1-WM-Läufe, und weil er so langsam war, wurde wegen ihm die 107-Prozent-Regel eingeführt – wer 7 Prozent über der Zeit des Trainingsschnellsten ist, darf nicht am Rennen teilnehmen.
Zeitsprung in die Gegenwart: Ein neuer Delétraz ist da, der 1997 geborene Louis. Der Genfer hat sich in den Nachwuchsklassen beachtlich geschlagen – er gewann 2015 den Nordeuropa-Cup der Zweliter-Formel Renault, parallel dazu bestritt er die EM und wurde Zweiter hinter Jack Aitken. 2016 stieg Delétraz in de Formel Renault 3.5 auf und wurde erneut Gesamtzweiter, nun hinter Tom Dillmann aus den Niederlanden. Weniger gut lief es 2017 in der Formel 2 (nur Gesamt-17.), ein wenig besser 2018 (Elfter), mit zwei zweiten Rängen in Monaco und Frankreich als besten Ergebnissen.
Delétraz junior, 2016 ins Nachwuchsprogramm von Renault aufgenommen, wird nun erstmals in einem GP-Renner sitzen: Der US-amerikanische Haas-Rennstall hat bestätigt, dass der Westschweizer Ende November bei Abu Dhabi-Test fahren wird. Schon in Brasilien wird Louis das Team begleiten, um sich mit den Abläufen im GP-Rennstall vertraut zu machen.
Das Ticket in den Formel-1-Wagen für Delétraz hat die Finanzdienstleistungs-Gruppe ADSS gelöst, die auf dem Wagen beim WM-Finale auf der Insel Yas werben wird und anschliessend auch beim Test.
Delétraz sagt: «Ich bin sehr aufgeregt und dankbar. Das ist der perfekte Abschluss meiner Saison.»
Haas-Teamchef Günther Steiner: «Louis hat eine solide Saison gezeigt in der Formel 2. Er hat diese Chance verdient.»