Melbourne-Sieger Bottas erklärt «F…-you»-Funkspruch
Valtteri Bottas
Diesen Winter musste sich Valtteri Bottas viel anhören. Der Mercedes-Pilot, der im Vorjahr erst durch Pech und später mittels Teamorder vom Siegen abgehalten wurde, schaffte es nur auf den fünften WM-Rang – während sein Teamkollege Lewis Hamilton die fünfte Titelkrone erobern konnte. Dass das nicht gut genug ist, weiss der Finne selbst. Er übte sich denn auch gleich in Selbstkritik und gelobte Besserung.
Doch weil mit Esteban Ocon ein schneller Mercedes-Junior in der Box der Silbernen auf seine Chance lauert, wurde Bottas von vielen Experten bereits abgeschrieben. Dies sei das letzte Jahr, in dem der 29-Jährige aus Nastola in einem Silberpfeil sitze, prophezeiten viele Fahrerlager-Dauergäste – und selbst Toto Wolff betonte, dass er sich von seinem Schützling eine Leistungssteigerung wünsche.
Bottas liess sich davon nicht beirren und nutzte den Winter, um sich in Topform zu bringen und seinen ersten Rallye-Einsatz im Schnee zu bestreiten. Und er kam in Top-Form aus der Winterpause zurück. Bereits am Qualifying-Samstag legte er eine starke Runde vor, die sein schneller Nebenmann noch unterbieten konnte. Doch bereits da waren die ersten hochgezogenen Augenbrauen in den Boxen und im Pressesaal auszumachen.
Als Bottas Tags darauf gleich beim Start am Polesetter vorbeizog und in der Folge das Rennen zu jedem Zeitpunkt kontrollierte, liess selbst die lautesten Zweifler verstummen. Klar, an Hamiltons Renner wurde später ein Schaden am Unterboden ausgemacht, der dem fünffachen Weltmeister die Fahrt sicherlich erschwert hatte. Doch auch der Brite erklärte nach der Zieldurchfahrt grosszügig: «Valtteri hat heute fantastische Arbeit abgeliefert – herzlichen Glückwunsch an ihn.»
Bottas selbst meldete sich gleich nach dem Fallen der Zielflagge über Funk zu Wort. Als sein Renningenieur Riccardo Musconi andeutete, der dominante Sieg sei eine Wiedergutmachung für die Sieglose 2018er-Saison, antwortete der sonst so stille Bottas frech: «Wen immer das auch angeht: F… you!» Später erklärte er keck: «Ich wollte nur meine besten Grüsse senden.» Und er beteuerte, dass es eine spontane Reaktion und nichts zuvor zurechtgelegtes war.
«Es kam einfach raus», erzählte der vierfache GP-Sieger achselzuckend. «Natürlich gibt es auch viele Leute, die mich unterstützen und ich schätze das sehr. Im Sport erlebt man aber Höhen und Tiefen und dabei erkennt man schnell, auf wen man sich wirklich verlassen kann. Aber wenn man durch schwierige Zeiten geht, erlebt man den anderen Teil, und der ist sehr viel negativer. Aber das ist deren Schwäche, nicht meine. Ich wollte nur, dass die Betroffenen in den Spiegel schauen und darüber nachdenken, warum sie so agieren.»
Für ihn sei das Ganze nun gegessen, fügte Bottas nüchtern an, und auf die Nachfrage, wen er genau mit seinen Worten gemeint habe: «Das wäre eine ziemlich lange Liste von Namen, so läuft das leider nun einmal. Aber ich bin mir sicher, dass diejenigen, die damit gemeint sind, es auch wissen.»