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Franz Tost (Toro Rosso): Wer heult, hat Hausaufgaben

Von Mathias Brunner
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost

​In Australien schimpfte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul über so genannte B-Teams. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost in Bahrain: «Wer heult, hat Hausaufgaben, denn er hat seinen Job nicht gut genug gemacht.»

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul rümpfte im Rahmen des WM-Auftakts von Melbourne die Nase. Dem Pariser steckt quer im Hals, dass ein Rennstall wie Toro Rosso von Synergien mit Red Bull Racing profitiert. Er spottet: «Die brauchen ja noch nicht mal einen Technikchef.»

Fakt ist: Der Formel-1-Rennstall des US-amerikanischen Unternehmers Gene Haas hat ein neues Geschäftsmodell für die Formel 1 erzeugt, und das sieht so aus – so viele Teile wie vom Reglement erlaubt übernehmen (im Falle Haas kommen die von Ferrari), den Rest selber machen. Für 2019 profitiert die Scuderia Toro Rosso davon, dass sie den gleichen Motor einsetzen wie Red Bull Racing, den 1,6-Liter-V6-Turbo von Honda.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hat im Winter dazu erläutert: «Gemessen an anderen Rennställen sind wir ein weniger grosses Team. Synergien dank Red Bull Technology sparen Ressourcen und steigern unsere Leistungsfähigkeit. Unsere technischen Arbeitsgruppen erhalten Freiräume, um sich mehr auf Details konzentrieren zu können. Und Details machen in der Formel 1 den Unterschied aus.»

«Dietrich Mateschitz hat dieses Team vor dem Hintergrund zweier Visionen gekauft. Toro Rosso soll Piloten der Red-Bull-Nachwuchsförderung ausbilden. Und ein Technikzentrum soll Wissen und Teile für zwei Teams liefern. Das haben wir bis 2010 auch so getan, dann haben sich andere Rennställe für eine Reglementänderung starkgemacht, worauf dieses Ansinnen auf Eis gelegt werden musste. Toro Rosso wurde dazu gezwungen, die notwendige Infrastruktur aufzubauen, um ein vollwertiger Hersteller zu werden, der alle Teile im Haus bauen kann. Wir mussten sehr viele Fachkräfte einstellen. Wir sind gewachsen von rund 100 Leuten auf 400. Die jetzt möglich werdenden Synergien erlauben es uns, bei der Leistungsfähigkeit zuzulegen, ohne die Belegschaft weiter ausbauen zu müssen. Wir können gewisse Teile übernehmen, damit haben wir mehr Zeit für das Design und den Bau anderer Teile.»

«Wir konnten uns wesentlich früher auf die optimale Integration der Antriebseinheit konzentrieren, mit all den Aggregaten und Elektronik-Boxen sowie den Kühlern. Das wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des STR14 aus. Da Red Bull Racing und Toro Rosso beide die Honda-Antriebseinheit einsetzen, ergeben sich viele Synergien. Wir sparen dadurch Ressourcen und erwarten eine Steigerung der Leistungsfähigkeit.»

Das alles findet Renault-Teamchef Cyril Abiteboul überhaupt nicht gut: «Schaut euch Toro Rosso an, die für uns im ersten Teil der Saison wahrscheinlich ein harter Gegner sein werden. Die brauchten für den grössten Teil der vergangenen Saison noch nicht mal einen Technikchef. Es ist doch klar, was da passiert. Sie brauchen keinen technischen Direktor, um ein überaus konkurrenzfähiges Auto zu bauen. Für uns ist das ein Problem.»

«Da muss man sich schon die Frage stellen: Wie soll das weitergehen für ein Team wie McLaren, wie Williams, wie Renault? Was überlegt sich ein Autohersteller, der heute nicht in der Formel 1 ist, aber vielleicht gerne einsteigen würde? Kommt er zum Schluss, dass es ohne ein B-Team vielleicht nicht möglich ist, zu gewinnen? Das ist für mich eine strategische Frage, die für 2021 geklärt werden muss. Für 2019 und 2020 ist der Zug abgefahren, aber für 2021 müssen wir das unbedingt thematisieren.»

Antwort des 63jährigen Tirolers Franz Tost: «Wenn jemand heult, der einen Werksrennstall leitet, dann hat er Hausaufgaben. Denn er hat offenbar seinen Job nicht gut genug gemacht, wenn wir schneller sind. Nochmals: Wir setzen ein Getriebe von 2018 ein, eine Hinterachse von 2018, Teile der Vorderradaufhängung dazu. Der Grund, wieso wir flott mitfahren, sind nicht diese Teile, sondern der fantastische Motor von Honda. Die anderen scheinen da keinen so guten Job gemacht zu haben, also sollen sie nicht links und rechts schimpfen, sondern einfach ihre Arbeit besser machen.»

Rückendeckung erhält Tost in Bahrain von Günther Steiner. Der Haas-Teamchef meint: «Red Bull Racing, Toro Rosso, Hass und Ferrari haben das alles ja nicht erfunden. Dieses Vorgehen ist nun mal möglich, also nutzen wir es. Wer dann nicht gut genug arbeitet, soll nicht andere beschuldigen. Die Zusammenarbeit mit grösseren Teams ist für uns ein Weg, um der Spitze näher zu rücken. Und das ist im Sinne des Sports.»

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