Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ferrari-Zögling Mick Schumacher: Rang 6 in Bahrain

Von Mathias Brunner
Mick Schumacher

Mick Schumacher

​Im zweiten Formel-2-Rennen der Saison 2019 konnte Mick Schumacher von der Pole-Position losfahren. Der 20jährige Deutsche bezahlte Lehrgeld und wurde am Ende Sechster. Sieg für Luca Ghiotto.

Mick Schumacher hatte nach seinem ersten Formel-2-Rennen resümiert: «Vielleicht war ich beim Umgang mit den Reifen eher zurückhaltend. Ich konnte noch nicht richtig abschätzen, wie sich sich verhalten würden und womit ich in Sachen Abbau rechnen muss.» Der 20jährige Ferrari-Zögling zeigte am Samstag zum Schluss einen eindrucksvollen Sprint und sicherte sich so den achten Rang. Weil in der Formel 2 die Reihenfolge der ersten Acht fürs Spritrennen vom Sonntag umgedreht wird, fand sich der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher auf der Pole-Position wieder! Eine bessere Ausgangslage konnte er sich für sein zweites Formel-2-Rennen nicht wünschen.

Mick ging mit positiven Eindrücken ins Rennen: «Mein erster Einsatz war ein guter Anfang, auch wenn ich nach wie vor mit jeder weiteren Runde dazulerne – ein interessantes, aufregendes Rennen. Mein Start war gut, mit dem ganzen Ablauf hatte ich keine Probleme. Mit der Balance des Autos war ich sehr zufrieden, auf beiden Mischungen.»

In der Regel gilt in der Formel 2: Wer von der Pole-Position ins Rennen gehen kann, hat einen Podestplatz fast so gut wie sicher. Die Fans des Formel-3-Europameisters von 2018 waren also gespannt, wie sich Mick beim zweiten Einsatz machen würde. So oder so ist der frühere Formel-1-Fahrer Paul Di Resta überzeugt: «Auch in der Formel 2 ist die Saison lang, mit zwölf Rennwochenenden. Wir werden erst im Juni erahnen, wer wirklich regelmässig vorne mitmischt.»

Der Kanadier Nicholas Latifi hatte einen überzeugenden Sieg gezeigt, alle waren gespannt darauf zu sehen, wie sich der Williams-F1-Reservist vom achten Startplatz aus im Sprintrennen schlagen würde, das auf 23 Runden ausgelegt war (Hauptrennen: 32 Runden).

Mick Schumacher vor dem Rennen: «Mal sehen, ob ich mich vorne halten kann. Es wird erneut alles übers Reifen-Management gehen. Da habe ich im ersten Rennen viel lernen können.»

Der frühere Formel-1-Fahrer Paul Di Resta: «Wir haben im ersten Rennen von Mick keine Magie erlebt, sondern eine sehr solide, kluge, ausgewogene Leistung. Das war für ein erstes Rennen sehr solide.»

Witziges Detail: Der spätere Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg wurde in seinem ersten Rennen (damals in der GP2, die nun Formel 2 heisst) ebenfalls Achter und ging damit vom besten Startplatz ins zweite Rennen.

GP-Sieger Johnny Herbert: «Auf der Pole zu stehen, das bedeutet reichlich Druck. Ich bin selber gespannt darauf zu sehen, wie der junge Mick das macht. Generell finde ich es grossartig für den Motorsport, den Namen Schumacher zu sehen und auf der Pole-Position obendrein. Wir haben heute Gegenwind, also wird der verstellbare Heckflügel eine noch grössere Rolle spielen, das ist für alle Verfolger eine grosse Chance.»

Mick Schumacher fuhr neben dem Briten Jack Aitken los, und Insider wussten: Wann immer Mick 2018 in der Formel 3 geführt hatte, dann siegte er auch!

Beim Start zog Mick sofort nach rechts, um Aitken die Tür zu schliessen, dahinter kamen sich Aitken, de Vries und Camara in die Quere. Das fand Mick alles prima, er zog leicht davon und kam vor den DAMS-Fahrern Sérgio Sette Câmara und Nicholas Latifi aus der ersten Runde zurück, der hatte bereits Luca Ghiotto im Nacken.

McLaren-Nachwuchsfahrer Camara machte Druck auf Mick Schumacher, zu Beginn der dritten Runde ging er in der ersten Kurve am Deutschen vorbei. Ghiotto hatte sich Latifi aufs Brot gestrichen. Wir kramten ein wenig in der Statistik: In Bahrain hatte seit 2012 kein Mann mehr von Pole das Sprintrennen gewonnen.

Kurz darauf ging auch Ghiotto an Schumacher vorbei, der hatte nun Samstag-Sieger Latifi im Rückspiegel. Der Kanadier legte sich Schumi zurecht und ging ebenfalls in der ersten Kurve vorbei. Johnny Herbert: «Das ist für Mick wichtig, er kann jetzt bei den Gegnern studieren, wie Reifen-Management in der Formel 1 geht.»

An Ghiotto konnte Mick das nicht tun, denn der Italiener ging an Camara vorbei und eroberte die Führung. Herbert warnte: «Wer jetzt zu viel Gas gibt, der wird später bestraft.»

In Runde 7 verlor Mick einen weiteren Platz, an Nyck de Vries. Vom Prema-Kommandostand kam Entwarnung: «Es gibt kein Problem am Wagen von Mick, wir haben ihm einfach gesagt, er soll es ruhig angehen lassen und auf den Reifenverschleiss achten. Zum Schluss eines solchen Rennens kann sich alles ändern.»

Bei den Teams wurde fieberhaft erwogen: Hoher Rhythmus und Reifenwechsel oder moderates Thema und durchfahren? Als Mick Schumacher zum Schluss des ersten Rennens rasant auf Nobuharu Matsushita aufgeholt hatte, bestand der Unterschied wegen abbauender Reifen am Wagen des Japaners fünf Sekunden pro Runde!

Schumacher hielt sich problemlos auf Rang 5 und rückte dem Niederländer de Vries wieder näher. Micks Stallgefährte Sean Gelael holte sich neue Reifen ab – ein Testlauf für Schumacher?

Als Luca Ghiotto und de Vries frischen Gummi abholten, rückte Schumacher auf Rang 3 hoch, sechs Sekunden hinter den beiden DAMS-Piloten. Der frühere Leader Ghiotto war auf Rang 7 zurückgefallen (15 Sekunden Rückstand). Nach zwei Dritteln der Distanz war klar: Sette Câmara und Latifi würden wohl wie Mick durchfahren. Und Latifi begann, Druck zu machen. Ghiotto fuhr zwei Sekunden pro Runde schneller als die Spitze und rückte auf Rang 5 hoch.

Im Rückspiegel von Mick Schumacher wurde der Wagen von Louis Delétraz immer grösser. Hinter dem lauerte schon Ghiotto schon auf frischen Reifen, der Italiener machte mit dem Westschweizer kurzen Prozess, wenige Sekunden später ging Ghiotto auch an Schumacher vorbei. Nun lag nur noch das DAMS-Duo vor Ghiotto aus dem Rennstall UNI-Virtuosi Racing.

In Runde 20 überholte Delétraz den jungen Schumacher, Mick damit noch Fünfter. Schumacher schlug zurück, verlor den vierten Rang aber erneut. Guanyu Zhou schaute sich das alles in Ruhe an und schnüffelte nun seinerseits am Heck von Schumachers Wagen.

Zwei Runden vor Schluss holte sich Ghiotto Rang 2 von Nicholas Latifi, wenige Sekudnen später holte Lucas Stallgefährte Zhou ebenfalls in der ersten Kurve Schumacher (nun Sechster).

Ghiotto hatte noch nicht genug: Leichtfüssig hatte sich Ghiotto an Camara herangearbeitet, dank besserer Traktion mit frischeren Reifen. Mühelos ging Luca vorbei und eroberte so seinen zweiten Sieg in der Formel-1-Sprungbrettklasse.

Mick Schumacher rettete sich als Sechster hauchdünn vor Nick de Vries über die Ziellinie. Johnny Herbert: «Er ist sein eigenes Tempo gefahren, er hat keinen Fehler gemacht, und ich bin sicher, er hat jede Menge gelernt. Insgesamt war das fürs erste Wochenende von Mick eine überaus solide Leistung. Ich bin überzeugt – da kommt bald mehr.»

Mick selber meinte: «Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich sei zufrieden, wie sich das Rennen entwickelt hat. Aber ich konnte nicht viel machen. Letztlich wurden die Rennen vom Verbremser im Abschlusstraining kompromittiert. Aber ich habe an diesem Wochenende sehr viel gelernt, nun versuche ich, das in eine bessere Leistung umzusetzen.»

Nach den ersten beiden Rennen führt der 24jährige Ghiotto in der Meisterschaft mit 37 Punkten vor Latifi (35), Sette Câmara (27), Anthoine Hubert (12), Delétraz (16), de Vries (11) und Mick Schumacher (8).

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