Formel 1: Abschied in der Unterhose

Sebastian Vettel (Ferrari/3.) trotzig: «Wende kommt»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Baku

Sebastian Vettel in Baku

​Ferrari kann 2019 scheinbar nicht gewinnen: Entweder die roten Renner werden von Defekten gebremst, von falscher Strategie oder von mangelndem Speed. Im Baku-GP waren Vettel und Leclerc zu langsam.

Die Szene sagte alles über die gegenwärtige Situation in der Formel-1-WM: Ein Tifoso, ich weiss nicht, ob es sich um einen Italiener handelte oder nicht, sass nach dem Fallen der karierten Flagge in Baku auf der Tribüne und rollte in Zeitlupe seine gelbe Flagge zusammen. Seine Gestik zeugte von tiefer Resignation. Erneut haben wir ein Rennen auf einer Bahn erlebt, wo Ferrari eigentlich hätte gewinnen müssen, erneut haben wir stattdessen einen Doppelsieg von Mercedes-Benz gesehen. Der Tifoso stand auf und trottete mit hängendem Kopf die Treppe zum Ausgang hinunter. Vielleicht hat er an die kommenden Schlagzeilen im Ferrari-Land gedacht, die ungefähr lauten werden – titolo, addio.

Sebastian Vettel sagt nach seinem dritten Platz: «Zu Beginn des Rennens hatte ich grosse Schwierigkeiten, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Ich hatte wirklich alle Hände voll zu tun, die Reifen zum Arbeiten zu bringen und einen Rhythmus zu finden. Obschon es sich um die weiche Mischung handelte, kamen die Walzen nicht auf Temperatur, dann handelte ich mir eine Beschädigung ein. Anders gesagt: Als sie dann endlich mal auf Temperatur kamen, waren sie nicht mehr im besten Zustand.»

«Ich konnte kein richtiges Gefühl fürs Auto finden, und das ist auf einem Kurs wie Baku ungefähr das Letzte, was du brauchst. Wir haben dann auf die mittelharten Pirelli gewechselt, und die waren im Nu im besten Betriebsfenster, auf einmal lief es erheblich besser, das hätte ich nicht erwartet. Die Balance stimmte, ich konnte Vertrauen in den Wagen aufbauen. Das war auch dringend notwendig, um den aufkommenden Verstappen zu kontrollieren. Der rückte gefährlich nahe, als wir einige Nachzügler überholten, zum Glück konnte ich reagieren.»

«Es war wichtig, so viele Punkte als möglich aus diesem Rennen zu schöpfen, aber es kann keiner schönreden – wir haben sehr viel Arbeit vor uns, und natürlich sind wir nicht, wo wir sein wollen.»

In der Fahrer-WM hat sich Sebastian Vettel um einen Punkt vor Max auf Zwischenrang 3 geschoben, es steht 52:51. Aber davor haben Bottos und Hamilton schon 87 und 86 Punkte erkämpft.

Vettel trotzig: «Wir haben erheblich mehr neue Teile, die ans Auto kommen werden, und wir kehren bald auf jene Strecke zurück, wo ich mich im Wagen am wohlsten gefühlt habe, nach Barcelona. Der Team-Geist ist ungebrochen, auch wenn wir in dieser Form für Spanien nicht die Favoriten sind. Wir müssen Mercedes jagen und schlagen. Aber dazu brauchen wir nicht nur ein besseres Auto, wir brauchen auch GP-Wochenenden, die reibungslos verlaufen. Das war bislang nie der Fall. Ich glaube fest daran – die Wende kommt.»

Wieso glaubt Vettel daran? «Weil auch hier Teile des Wochenendes gezeigt haben, wie schnell der Ferrari sein kann. Wir müssen es schaffen, diesen Speed ständig aus dem Wagen zu holen, dann können wir Mercedes nicht nur unter Druck setzen, sondern hinter uns lassen.»

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