Formel 1: Abschied in der Unterhose

Zandvoort 2020: Endlich Heim-GP für Max Verstappen

Von Mathias Brunner
​Es ist offiziell – erstmals seit 1985 wird 2020 in der Formel-1-Saison ein Grosser Preis der Niederlande ausgetragen, auf der Rennstrecke von Zandvoort an der Nordsee. Das Rennen ist für 10. Mai 2020 geplant.

Nach 35 Jahren kehrt der Formel-1-Zirkus in die Niederlande zurück: Die Formel-1-Führung bestätigt die Austragung eines Grossen Preises auf der Zandvoort-Rennstrecke für zunächst drei Jahre, 2020, 2021 und 2022, Hauptsponsor ist F1-Sponsor Heineken (Bier). Das Rennen 2020 soll am 10. Mai stattfinden (was von der Formel 1 noch nicht bestätigt ist) – das ist jener Platz im WM-Programm, den bisher der Grosse Preis von Spanien hatte.

Zuletzt war die Königsklasse des Motorsports am 25. August 1985 auf dem niederländischen Dünenkurs von Zandvoort zu Gast. Niki Lauda gewann damals vor Alain Prost und Ayrton Senna. Insgesamt gab es von 1952 bis 1985 dreissig Formel-1-WM-Läufe auf der Rennstrecke an der Nordseeküste, 45 Autominuten westlich von Amsterdam. Im November 2018 sagte Prinz Bernhard von Oranje-Nassau, zweiter Sohn der niederländischen Prinzessin Margriet und heutiger Besitzer der Rennstrecke Zandvoort: «Uns allen ist klar, dass wir hier eine einzigartige Gelegenheit haben. Die wollen wir nutzen.»

Formel-1-CEO Chase Carey weiss: Die Rückkehr eines Grossen Preises der Niederlande in Zandvoort kommt einer Ausverkaufs-Garantie gleich – dank Max Verstappen. Der fünffache Grand-Prix-Sieger Verstappen sagte zur Möglichkeit eines Heimrennens: «Ich war immer davon überzeugt, dass ein Grand Prix in Zandvoort machbar wäre.»

Zu diesem Schluss kam auch die Projekt- und Management-Firma Decisio, die schon 2017 in ihrem Bericht schrieb: «Die Rückkehr eine Grossen Preises auf der Rennstrecke von Zandvoort ist realistisch. Wir erkennen keine unüberwindlichen Hürden bezüglich Technik, Organisation oder Logistik.» Die Studie besagte, dass bei einem Formel-1-Rennen mit rund 250.000 Fans an vier Tagen gerechnet werden kann und dass eine Neuauflage des Traditions-GP rund 57 Millionen Euro ins Land spülen würde.

Formel-1-Chef Chase Carey hat immer betont: Er will den Sport auf dem Kernmarkt Europa stärken. Mit der Rückkehr des Grossen Preises von Frankreich 2018 ist dazu ein weiterer Schritt eingeleitet, 2019 haben wir zum Glück auch wieder ein Rennen in Hockenheim.

Zandvoort ist nur logisch. Carey war nicht entgangen, wie viele niederländische Fans zu Rennen wie Barcelona, Hockenheim, Österreich und besonders Spa-Francorchamps reisen. Die so genannten «Zandvoort Racedagen», die seit 2016 von Max Verstappens Sponsor Jumbo (Supermärkte) in Zusammenarbeit mit Red Bull erstmals durchgeführt wurden, lieferten weitere Beweise für die Magnetkraft des inzwischen 20-Jährigen: Nach 100.000 Besuchern würde sich mancher europäische Grand-Prix-Veranstalter die Finger lecken.

Rückkehrer Zandvoort ist das zweite Rennen 2020, das sich vom Programm 2019 abhebt. Im April 2020 wird die Formel 1 erstmals in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi antreten.

Die Frage ist nun: Wer muss für Zandvoort weichen? Fünf Rennveranstalter sind ohne Vertrag – die Fachkräfte hinter den Grands Prix in Barcelona, Silverstone, Hockenheim, Monza und Mexiko-Stadt. Der Vertrag mit Monza ist unterschriftsreif, mit Silverstone sind die Verhandlungen sehr weit gediehen.

Der mexikanische Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador hat anklingen lassen: Die Veranstalter des überaus beliebten WM-Laufs auf der Traditionsstrecke Autódromo Hermanos Rodríguez werden über 2019 keine staatlichen Zuschüsse erhalten. Gut möglich, dass dies den Todesstoss für das Rennen bedeutet. Mit den Spaniern wird verhandelt. Ein Zuschauerschwund nach dem Abschied von Fernando Alonso lässt nichts Gutes erwarten.

Die Hockenheimer sagen: Formel 1, gerne, aber nicht um jeden Preis. Hockenheim-Marketingchef Jorn Teske: «Wir haben unsere Einstellung gegenüber möglichen Vertragsinhalten nicht geändert. Wir werden also die Formel 1 nur dann stattfinden lassen, wenn sie für uns finanziell tragbar ist und kein ausserordentliches Risiko darstellt. Wir brauchen mindestens eine schwarze Null. Wenn wir das erreichen können, dann ist Formel 1 für uns weiter denkbar. Die Formel 1 ist immer noch die wichtigste Motorsportserie mit einer grossen Strahlkraft. Sie hat einen enormen Imagewert und ist wichtig für die Bekanntheit einer Rennstrecke.»

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