Ferrari-Zögling Mick Schumacher glänzt in Monaco
Ferrari-Nachwuchsfahrer Mick Schumacher tritt zum ersten Mal in den Strassen von Monaco an, ohne Angst, aber mit Respekt. Wer in Macau und Baku gefahren ist, muss sich vor Monte Carlo nicht fürchten. Der junge Schumacher ist jedoch klug genug, den Leitschienen und TecPro-Barrieren in Demut entgegenzutreten. Mick weiss: Ein Fehler reicht, und ein Training ist zu Ende. Im freien Training war der 20-Jährige mehrfach aufgehalten worden, die Sektorzeiten deuteten darauf hin – der Deutsche kann erheblich mehr, er muss nur eine freie Runde finden.
Weil dies auf dem engen Kurs am Mittelmeer traditionell eher schwierig ist, wird in der Quali das Feld geteilt: also zwei Mal zehn Wagen. Aber auch mit zehn Autos gleichzeitig können die Strassen von Monte Carlo in einen Feierabendstau ausarten. Das Los entschied: Fahrer mit ungeraden Startnummern gehen in Gruppe A auf die Bahn, jene Piloten mit geraden Nummern in Gruppe B.
Gruppe A trat bei 18 Grad Aussentemperatur an, die Piste war nur 27 Grad warm, ideale Verhältnisse sind anders. Die Piste entwickelt sich ständig, daher wurde entschieden: Es werden nicht alle Zeiten einfach zusammengerechnet, sondern die linke Seite der Aufstellung fürs Hauptrennen vom Freitag entspricht der einen Gruppe, die rechte Seite der anderen. Der schnellste Mann von allen auf der Pole-Position, die Fahrer seiner Gruppe dann auf den Starträngen 3, 5, 7 etc. Der schnellste Mann der anderen Gruppe daher auf Startplatz 2, die Fahrer seiner Gruppe auf 4, 6, 8 und so fort.
Die Fahrer mit ungeraden Nummern: Louis Delétraz, Nikita Mezepin, Sérgio Sette Camara, Guanyu Zhou, Mick Schumacher, Callum Ilott, Jack Aitken, Mahaveer Rahunathan, Anthoine Hubert, Ralph Boschung. Der Druck war beträchtlich, bei nur 15 Minuten Zeit für jede Gruppe.
Die kritischen Punkte: Die Reifen optimal aufwärmen und eine freie Runde erhalten. Der Westschweizer Delétraz setzte eine erste Duftmarke mit 1:22,426 min. Das konnte GP3-Meister Hubert besser: 1:22,313 min. McLaren-Fahrer Sette Camara dann mit erstaunlichen 1:21,597 min, bevor Callum Illott die Spitze übernahm. Wo war Mick Schumacher? Nur Fünftbester seiner Gruppe, knapp acht Zehntel hinter Ilott. Die Zielflagge fiel, würde sich noch jemand verbessern können? Ja – Mick Schumacher mit einer grandiosen Runde, nur sieben Tausendstelsekunden hinter Ilott!
Die Reihe von Gruppe A daher: Die Ferrari-Junioren Ilott und Schumacher, dann Sette Camara, Hubert, Delétraz, Mazepin, Boschung, Zhou, Aitken und Raghunathan.
Es folgte Gruppe B mit Nobuharu Matsushita, Nyck de Vries, Meisterschaftsleader Nicholas Latifi, Luca Ghiotto, Sean Gelael, Juan Manuel Correa, Dorian Boccolacci, Artem Markelov, Tatiana Calderón sowie Giuliano Alesi. Würde jemand die 1:21,462 von Ilott knacken? Die grössten Chancen wurden Latifi und de Vries gegeben.
Der Niederländer de Vries enttäuschte nicht: 1:21,159 min, schneller als Ilott! Zunächst biss sich Nicholas Latifi daran die Getriebezähne aus – 1:21,398 min. Am Ausgang der Sainte-Dévote hatte de Vries Riesenglück, dass er auf dem Randstein ritt, ohne die Leitschiene zu küssen. Die Fahrer liessen ihre Reifen eine Runde lang abkühlen, dann nahmen sie einen neuen Anlauf.
Als de Vries noch schneller fuhr, setzte Boccolacci sein Auto vor der Rascasse rechts in die Leitschiene, rettete sich aber in die Boxengasse, also keine Safety-Car-Phase. De Vries steigerte sich auf tolle 1:20,676 min. Würde Latifi darauf eine Antwort finden? Nein – 1:21,130 min. Am Ende musste sich der Kanadier sogar noch Luca Ghiotto geschlagen geben.
Auf Pole daher fürs Hauptrennen der Niederländer de Vries, Ilott als Schnellster seiner Gruppe, doch langsamer als Nick auf Startplatz 2, es folgen in Reihe 2 Ghiotto und auf Startplatz 4 Mick Schumacher. Das ist für den Deutschen eine hervorragende Ausgangslage für vielleicht sein bestes Formel-2-Ergebnis (Rang 5 im Sprintrennen von Baku).