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Martin Brundle: «Niki Lauda Teil der Formel-1-DNA»
​Am 20. Mai hat Niki Lauda im Alter von 70 Jahren die Augen für immer verschlossen. Der langjährige Formel-1-Fahrer Martin Brundle nimmt auf seine ganz eigene Art und Weise Abschied vom Wiener.
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Das Wochenende von Monaco 2019 stand ganz im Zeichen von Niki Lauda. Am 20. Mai hatte der Wiener den Kampf um seine Gesundheit verloren, im Fahrerlager von Monte Carlo gab es nur ein Thema – Lauda. Das Mercedes-Team trug Trauerflor an den Armen. Der Silberpfeil wurde mit einem leuchtend roten Kopfschutz Halo ausgerüstet, was Einige im Fahrerlager zum Schmunzeln brachte, weil Lauda kein Halo-Anhänger war. Darüber hinaus steht auf der Nase der Silberpfeile ein Schriftzug von Lauda mit den Worten Danke Niki. Und einer der vielen Mercedes-Sterne auf der Motorverkleidung ist in Rot gehalten. Diese beiden letzten Zeichen des Respekts werden auf dem Wagen bleiben, wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff bestätigt hat.
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Lewis Hamilton und Sebastian Vettel trugen Helme im Lauda-Design, Sebastian als Knicks vor der Ferrari-Ära, Lewis mit dem Layout des 80er Jahre Helms von Lauda, also mit dem grossen weissen L auf rotem Grund. Die Piloten versammelten sich alle vor dem Start im Kreis zu einer Schweigeminute, um einen bei Start und Ziel aufgestellten Helm des Wieners. Fast alle Rennwagen trugen Kleber mit Schriftzügen wie DANKE NIKI oder kleine Lauda-Helme. Auf dem Ferrari und dem Haas-Renner wurde der berühmte geschwungene Name des 25fachen GP-Siegers so abgebildet, wie er Mitte der 70er Jahre auf dem Ferrari zu sehen war. Auch Martin Brundle ist in Monaco eher nachdenklich gewesen. Der 158fache GP-Teilnehmer sagt in seiner Kolumne für die britische Sky: "Zum zweiten Mal innerhalb von sechs GP-Wochenenden habe ich zusammen mit meiner talentierten Sky-Mannschaft einen Nachruf für einen Menschen verfasst, den ich seit Jahrzehnten kannte. In Melbourne war es Rennleiter Charlie Whiting, in Monaco nun Niki Lauda. Beide gehören seit den 70er Jahren fest zur DNA der Formel 1. Charlie hat damals sogar als Mechaniker am Brabham von Niki gearbeitet." "Nikis Tod wurde in Monaco betrauert, aber sein Leben wurde gleichzeitig gefeiert. Jeder im Fahrerlager hat diesen Mann respektiert, vor allem weil er gegen alle Widerstände Unfassbares geschafft hat. Ich fand Niki eine der zugänglichsten Persönlichkeiten der Formel 1, er war ein ganz besonderer Mann, vielleicht der direkteste aller Menschen im GP-Zirkus." "Unsere Formel-1-Karrieren haben sich 1984 und 1985 überschnitten. Ich erinnere mich gut daran, wie ich kurz nach dem Start zum Italien-GP 1985 an die Innenseite seines McLaren tauchte, ich im Tyrrell-Renault. Ich war ziemlich stolz auf mich. Aber als wir später am Ende der ersten Runde aus der Parabolica geschossen kamen und er auf der langen Start/Ziel-Geraden auf gleiche Höhe zog, schaute er zu mir herüber, erhob eine offene Hand, so als wolle er mich fragen ‘Was machst du hier? Weisst du nicht, wie lange dieses Rennen dauert?’, dann liess er mich einfach stehen." "Am Ende schied er aus, ich wurde Achter, aber ich habe dieses Bild nie vergessen, und seine Nachricht ist angekommen. Wie er zu mir herüberblickt, das ist noch so frisch, als wäre es gestern passiert." "Wie vor ihm Jackie Stewart und nach ihm Alain Prost war er ein Pilot, dessen Fahrstil ich als massvoll bezeichnen würde – keine Fahrer, welche in einem Qualifying die Leute von den Sitzen reissen oder die mit blockierenden Räder ihre Gegner ausbremsen." Um genau zu sein, einte Lauda, Prost und Stewart: Sie zogen eine feine Linie, das war selten spektakulär, aber immer effizient. In der Stewart-Ära war Jochen Rindt auffälliger, in der Lauda-Ära war Ronnie Peterson atemberaubender, und die Menschen haben Senna mehr verehrt als Prost. Aber die Stoppuhr zeigte den Speed des feinen Striches. Brundle nimmt den Faden auf: "Ich weiss, dass sich Regisseur Ron Howard im Kinofilm ‘Rush’ gewisse erzählerische Freiheiten herausgenommen hat. Aber im Grunde erfüllte der Streifen den Anspruch, die unglaubliche Geschichte von Niki Lauda und James Hunt packend zu erzählen, und ich glaube, das hat die Popularität von Niki nochmals auf ein neues Niveau gehoben." "Vielleicht sein Meisterstück jedoch war die Arbeit im Hintergrund beim Aufbau und bei der Leitungs des Formel-1-Rennstalls von Mercedes-Benz." "Ich habe auch immer bewundert, wie er es geschafft hat, etwas so Einfaches wie eine rote Kappe zu einem Sponsoring-Phänomen zu machen. Egal, was auf der Kappe stand, sie gehörte zu Niki. Wie er daraus ein überaus gut bezahltes Marketing-Werkzeug gemacht hat, spricht für seinen hellwachen, unternehmerischen Geist." "Niki Lauda hat entschlossen nach allem gegriffen, was ihm das Leben geboten hat. Und was ihm zunächst versagt war, das hat er sich hart erkämpft."
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