Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Quali Kanada: Pole für Ferrari-Star Sebastian Vettel!

Von Vanessa Georgoulas
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Ferrari-Star Sebastian Vettel machte im Qualifying zum Kanada-GP alles richtig und wurde dafür mit der Pole-Position belohnt. Sein Rivale Lewis Hamilton komplettiert die erste Startreihe!

Für Lokalmatador Lance Stroll gab es vor dem heimischen Qualifying keine guten Nachrichten. Nachdem er im dritten und letzten freien Training mit brennendem Heck an die Box hatte abbiegen müssen, wurde in seinem Renner die alte Version des Mercedes-Motors eingebaut. Der Racing-Point-Fahrer aus Montreal musste damit mit einem Triebwerk auf Zeitenjagd gehen, das schon viele Kilometer abgespult hatte.

Die Sorgen des 20-jährigen Kanadiers bescherten auch den Mercedes- und Williams-Ingenieuren Sorgenfalten, schliesslich waren Lewis Hamilton, Valtteri Bottas, Robert Kubica und George Russell – genauso wie Strolls Teamkollege Sergio Pérez – auch mit der zweiten Ausbaustufe des Sternmotors unterwegs. «Natürlich bereitet das den Mercedes-befeuerten Teams Kopfzerbrechen», erklärte Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Experte Martin Brundle.

Es dauerte eine Minute, bis sich der erste GP-Star aus der Box traute. Jeder wartete darauf, dass die Konkurrenz mit ihren Runden die staubige Strecke säuberte. Als Erster rückte Kubica aus, der den Kanada-GP 2008 mit dem BMW-Sauber-Team gewonnen hat. Der Pole bekam bald von seinem Teamkollegen Russell und Lance Stroll Gesellschaft, und auch die Alfa Romeo-Piloten Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi liessen sich nicht lange Bitten – genauso wie das Haas-Duo Kevin Magnussen und Romain Grosjean.

Die Piloten der Spitzenteams liessen sich hingegen Zeit, während weitere Mittelfeldstürmer zum ersten schnellen Versuch ausrückten. Für die ersten Rundenzeiten sorgten die Williams-Piloten, wobei Russell mit 1:15,013 min der Schnellere war. Doch auch der junge Brite wurde schnell durchgereicht, als auch Stroll, Räikkönen, Giovinazzi, Magnussen und Grosjean ihre erste gezeitete Runde beendet hatten.

Q1: Harter Kampf an der Spitze

Während Norris mit einer Rundenzeit von 1:12,407 min glänzte, wagten sich schliesslich auch die Ferrari- und Mercedes-Stars sowie die Red Bull Racing-Piloten auf die Piste. Charles Leclerc war der erste der Top-Piloten, der seinen ersten Versuch beendete – und mit 1:11,786 min übernahm er auch gleich die Spitze. Sein Stallgefährte Sebastian Vettel blieb mehr als fünf Zehntel langsamer und wurde bald von Max Verstappen auf den dritten Platz verwiesen. Aber auch dem Niederländer fehlten noch mehr als zwei Zehntel auf die Bestmarke des schnellen Ferrari-Aufsteigers.

Nachdem die beiden Mercedes-Fahrer sowie Norris und Gasly Vettel bis auf den siebten Platz durchgereicht hatten, gab der Deutsche noch einmal Gas und schob sich mit 1:11,601 min auf den zweiten Platz hinter Leclerc, der die Bestmarke auf 1:11,481 min gedrückt hatte. Auch Hamilton gab noch nicht nach und schaffte es, sich mit 1:11,518 min auf die zweite Position zu schieben. Nur Augenblicke später übernahm sein Teamkollege Bottas mit 1;11,314 min die Spitze.

Die Streckenbedingungen wurden mit jeder Runde besser und entsprechend viel tat sich an der Spitze der Zeitenliste. Nach dem ersten Run hatte schliesslich Vettel mit 1:11,200 min die Nase knapp vor seinem Teamkollegen, der bis auf 14 Tausendstel an die schnellste Zeit herankam. Dahinter belegten Bottas, Hamilton, Verstappen, Gasly, Ricciardo, Norris, Magnussen und Kvyat die restlichen Top-10-Plätze.

Doch dabei blieb es natürlich nicht, die meisten GP-Stars wagten einen weiteren Versuch, nur die Fahrer der drei Top-Teams blieben in der Box. Trotzdem durfte sich Vettel am Ende über die Q1-Bestzeit freuen. Auf der anderen Seite der Wohlfühl-Skala fanden sich Pérez (P16), Räikkönen (P17), Stroll (P18), Russell (P19) und Kubica (P20) wieder, sie machten die erste Verlierer-Gruppe aus, die nicht mehr mitmischen durfte.

Q2: Crash von Kevin Magnussen

Zum Start des zweiten Qualifying-Segments rückten fünf Piloten auf den mittelharten Reifen aus: Neben den beiden Ferrari- und Mercedes-Stars wagte auch Verstappen den Reifen-Poker, der allerdings nicht aufging. Während die Ferrari-Piloten die Führung übernahmen, geriert der 21-Jährige in den Verkehr und musste deshalb einen weiteren Versuch starten.

Vettel übernahm mit 1:11,142 min die erste Position, Gasly überraschte mit der zweitschnellsten Runde und Leclerc folgte auf dem dritten Platz. Hamilton und Bottas mussten sich nach dem ersten Run mit den Positionen 4 und 5 begnügen, im Gegensatz zum Franzosen hatten sie ihre schnelle Runde aber – wie die Ferrari-Kontrahenten – auf den Medium-Reifen gedreht.

Beide drehten fünf Minuten vor dem Q2-Ende noch einmal eine schnelle Runde und Hamilton übernahm mit 1:11,010 min die Spitzenposition, Bottas blieb 85 Tausendstel langsamer. Ganz zum Schluss wagten sich bis auf Gasly, der die viertschnellste Runde gedreht hatte, jeder auf noch einmal raus, schliesslich verbesserte sich die Strecke mit jeder gedrehten Runde – und keiner wollte am Ende durchgereicht werden.

Die letzte Zeitenjagd wurde durch eine rote Flagge unterbrochen – Kevin Magnussen knallte zum Schluss seiner schnellen Runde in die Boxenmauer und löste damit eine rote Flagge aus. Verstappen hatte das Nachsehen, denn er hatte seinen schnellen Versuch noch nicht absolviert und gehörte damit als Elfter zur zweiten Verlierer-Gruppe. Auch für Kvyat (P12), Giovinazzi (P13), Albon (P14) und Grosjean (P15) war das Training auch gelaufen. Letzterer schaffte es – wie Verstappen – nicht mehr rechtzeitig über die Start-Ziel-Linie.

Q3: Sebastian Vettel auf Pole!

Während sich die Konkurrenz aufs Top-10-Stechen vorbereitete, stellte sich Verstappen bereits den Fragen der Journalisten. «Ich habe es auf den mittelharten Reifen versucht», erklärte er im TV-Interview mit Sky Sports F1. «Der Reifen fühlte sich nicht super an, aber ich geriet auch noch in den Verkehr. Dann wechselte ich auf den weichen Reifen, aber da wurde auch schon die rote Flagge geschwenkt. Das kann in der Formel 1 passieren», fügte er seufzend an. «Aber uns fehlt ohnehin das Tempo, um Mercedes und Ferrari gefährlich zu werden, morgen wird es also schwierig, gegen sie zu kämpfen.»

Dass er durch eine mögliche Rückversetzung von Carlos Sainz – der Spanier stand einem Gegner im Weg – noch eine Position nach vorne rücken könnte, ist für den ehrgeizigen Red Bull Racing-Star natürlich nur ein schwacher Trost, wie er betonte. Auch ein möglicher Startplatz-Gewinn durch eine Rückversetzung von Magnussen, der wohl ein neues Getriebe brauchen wird, macht keinen grossen Unterschied. «Es ist sicher nicht da, wo wir sein wollen«, winkte Verstappen ab. Neben Sainz musste auch Leclerc bangen, denn der Monegasse war nicht den Regeln entsprechend wieder auf die Strecke zurückgekehrt, nachdem er sich verschätzt und die Piste verlassen hatte.

Auf der Piste bemühten sich die Marshals, den Schrott von der Strecke zu schaffen, den Magnussen bei seinem harten Einschlag auf der Bahn verteilt hatte. Magnussen stattete derweil dem Streckenkrankenhaus den obligaten Besuch ab, machte dabei aber einen munteren Eindruck. Das letzte Qualifying-Segment startete mit Verspätung und nach dem ersten Versuch war Hamilton mit 1:10,493 min an der Spitze, während sein Teamkollege bei einem Dreher Glück im Unglück hatte und die Mauer nicht traf.

Der Finne bog daraufhin gleich wieder an die Box ab und hatte sich deshalb noch keine Rundenzeit notieren lassen. Hinter Hamilton reihten sich deshalb direkt die beiden Ferrari-Stars Vettel und Leclerc vor Gasly, Hülkenberg, Ricciardo, Sainz, Bottas, Norris und Magnussen ein. Doch bis auf Crash-Kid Magnussen rückten alle Top-10-Kandidaten noch einmal aus für einen letzten Versuch. Und Vettel sicherte sich letztlich die Pole mit 1:10,240 min – Hamilton musste sich mit zwei Zehnteln Rückstand und Platz 2 begnügen. Leclerc, der sich in der zehnten Kurve verbremste, folgte auf Platz 3. Ricciardo, Gasly, Bottas, Hülkenberg, Norris, Sainz und Magnussen komplettierten die Top-10.

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