Regeln 2021: Entscheidung wohl erst im Oktober
So hätten die Autos 2021 aussehen sollen
In Montreal trafen sich die Teamchefs. Nach Wünschen der FIA hätten sie die Vorschläge zum Formel-1-Reglement 2021 abnicken sollen. Auf diese Weise hätte der Autoverband das neue Regelpaket in der kommenden Woche dem Weltrat zur Absegnung vorlegen können. Aber das passiert so nicht.
Die Teamchefs gaben in Montreal der FIA und dem Formel-1-Mehrheitsbesitzer Liberty Media zu verstehen: Am technischen Reglement muss gefeilt werden. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Wir hatten eine konstruktive Diskussion mit FIA-Präsident Jean Todt und mit den Leuten von Liberty. Der Teufel liegt wie immer im Detail. Wir sind der Ansicht – grundsätzlich bewegen wir uns in die richtige Richtung, doch einige Einzelheiten sind für uns zu wenig ausgereift. Da brauchen wir mehr Arbeit.»
Die Teams sind der Ansicht: Zu viele vereinheitlichte Teile, die Autos sind viel zu schwer und sehen zu wenig attraktiv aus. Die Einwände der Teams kommen bei der Formel-1-Führung und bei der FIA schlecht an. Sie argumentieren: Immerhin waren die Rennställe von Anfang an in die Entscheidungsprozesse eingebunden, warum kommt erst jetzt Widerstand, so kurz vor Schluss?
Der vom FIA-Präsidenten Jean Todt vorgeschlagene Kompromiss von Montreal: Nicht Ende Juni wird das neue Reglement verabschiedet, sondern – mit Änderungen – erst im Oktober.
Auch beim sportlichen Reglement wird diskutiert: Besonders die Parc-fermé-Regel stösst einigen Teamchefs sauer auf. Sie besagt – die Wagen müssen am Freitagmorgen abgenommen und dürfen dann nicht mehr verändert werden. Die Parc-fermé-Bedingungen gelten heute nach dem Qualifying, das Auto darf also für Sonntag nicht mehr verstellt werden. Künftig gilt: So wie der Wagen zur Rennstrecke gebracht wird (zwei Trainings am Freitagnachmittag), so wird es am kompletten Wochenende gefahren. Anders gesagt: Die Abstimmung muss von Anfang an passen. Wer verwachst hat, der fährt ein Wochenende lang hinterher.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Die angedachte Parc-fermé-Regel ist für mich komplett sinnlos. Wir haben auf der ganzen Welt keine Rennserie, in welcher die Autos drei Tage lang nicht mehr angerührt werden dürfen. Und wir sollen ausgerechnet als Königsklasse damit anfangen? Ich finde die Grundidee merkwürdig: Wieso soll der Sport besser werden, wenn wir nicht mehr an der Abstimmung arbeiten? Was sollen wir da sparen? Wir erreichen doch genau das Gegenteil: Wir verbringen noch mehr Zeit teuren Simulationen, auf Prüfständen. Ich fände, es gäbe erheblich mehr Bereiche, die man sich anschauen müsste, als die Autos nicht mehr anzufassen.»
Typisch Formel 1, dass auch bei der Verschiebung bis Oktober keine Einigkeit herrscht. Renault-Teamchef Cyril Abiteboul: «Ich weiss nicht, was wir bis dann zusätzlich erreichen wollen. Wir kennen die Frist von Juni 2019 seit eineinhalb Jahren. Wieso können wir uns nicht daran halten? Mir kommt das vor wie ein Student, der kurz vor dem Examen endlich aktiv wird. Ich fürchte, im Oktober werden wir die gleichen Diskussionen erneut führen. Ich verstehe, dass diese ganzen Abläufe Zeit brauchen, aber wir hätten das locker schaffen können.»
Um die Frist bis Oktober zu verschieden, müssen alle Rennställe zustimmen. Cyril Abiteboul behält sich das Recht vor, dass Renault dies nicht tut.