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Stefano Domenicali: «Michael Schumacher einzigartig»

Von Mathias Brunner
Michael Schumacher und Stefano Domenicali

Michael Schumacher und Stefano Domenicali

​​Stefano Domenicali hat den Grand-Prix-Sport nie aus den Augen gelassen. Der Italiener, der von 2008 bis April 2014 die Geschicke der Scuderia Ferrari lenkte, erinnert an die Einzigartigkeit von Michael Schumacher.

Die Formel 1 ohne Domenicali, das geht, aber Domenicali ohne Formel 1, das geht gar nicht. Natürlich hat der Italiener den Grand-Prix-Sport nie aus den Augen gelassen, auch wenn der 54jährige Imoleser heute als Lamborghini-CEO arbeitet und nicht mehr als Ferrari-Rennchef.

Die kraftvollste Erinnerung von Domenicali an die Formel 1 heisst Michael Schumacher: «Michael war einzigartig», sagt Stefano in einem Podcast von Weltmeister Nico Rosberg. «Es hat mich immer tief beeindruckt, wie er niemals Ferrari beschuldigt hat, auch wenn er dazu die Gelegenheit gehabt hätte.»

«Da war etwa Silverstone 1999, wo er sich bei einem Unfall Beinbrüche zuzog. Der Crash ging auf einen Fehler an den Bremsen zurück, aber man hat von Michael nie etwas Negatives gehört. Er hat kein einziges Mal erwähnt, dass wir als Team einen Fehler gemacht haben. Durch solche Situationen habe alle nur noch härter für ihn gearbeitet.»

«Michael war nie zufrieden, er hat ständig versucht, das Team vorwärts zu bringen. Er hat kein Detail ausgelassen, um den Wagen zu verbessern oder die Techniker auf einen Teilbereich aufmerksam zu machen, wo wir noch zulegen konnten. Er war Pionier mit dem Multifunktions-Lenkrad, von dieser Grundlagenarbeit profitieren alle in der Formel 1 noch heute.»

Sportler haben es gemäss Domenical in Italien nicht einfach: «Wenn du in Italien gewinnst, dann bist du ein Held. Der Trubel ist so extrem, dass man sich in Erinnerung rufen muss, eine normale Person zu sein. Wenn du regelmässig gewinnst, dann schleicht sich der Gedanke ein, dass dies die Normalität sei. Aber so ist es natürlich nicht. Das Schöne an dieser Branche ist, dass du jeden Tag vor neuen Herausforderungen stehst. Du darfst nie stillstehen. Du darfst dich mit dem Ist-Zustand nicht zufriedengeben. Das ist nicht einfach. Du musst dich ab und an dazu zwingen, einen Moment inne zu halten, um zu erkennen – wir haben etwas Einmaliges erreicht. Die Formel 1 erzeugt einen solchen Druck, dass du kaum Zeit zum Reflektieren bekommst. Erst mit mehr Erfahrung lernst du, einen Moment zu geniessen und zu verstehen, was erreicht worden ist.»

Lamborghini und die Formel 1

Stefano Domenicali schaltet zum Thema Rennsport im Hause Lamborghini jeweils auf Stehsatz um: «Der Motorsport bleibt fester Bestandteil der DNA von Lamborghini. Die Formel 1 ist dabei ein Traum, aber es wird beim Traum bleiben, denn wir müssen die Füsse auf dem Boden behalten. Wir wollen unseren Marktanteil ausbauen, etwa mit dem SUV-Modell Urus, eine ganz neue Dimension bei Lamborghini. Ich musste einfach immer wieder betonen: Wir haben andere Prioritäten als die Formel 1.»

Zwischen 1987 und 1993 war Lamborghini als Konkurrent von Ferrari in der Formel 1 vertreten. Der Einsatz wurde durchgeführt von «Lamborghini Engineering», einer Tochterfirma in Modena, die (ausgerechnet!) vom ehemaligen Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri geleitet wurde. Lamborghini Engineering war im Wesentlichen als Motorenlieferant für andere Teams tätig; dazu setzten die Italiener in der Saison 1991 ein eigenes Chassis ein, das unter dem Namen «Modena Team» zur Formel-1-Weltmeisterschaft gemeldet wurde und punktelos blieb. Weitere Kundenteams waren BMS Scuderia Italia, Larrousse, Ligier, Lotus und Minardi.

Im Spätsommer 1993 testete McLaren einen V12-Motor von Lamborghini in einem modifizierten MP4/8B – mit dem Etikett Chrysler. Ayrton Senna und Mika Häkkinen lobten Power und Durchzugsvermögen, aber Teamchef Ron Dennis hatte für 1994 die Weichen schon Richtung Peugeot gestellt (was ein Schlag ins Wasser wurde, aber das ist wieder eine andere Story).

Damit verschwand Lamborghini sang- und klanglos aus der Formel 1.

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