MotoGP: Bagnaia über die Niederlage

Silverstone: Michael Schumacher-Sieg in Ferrari-Box

Von Mathias Brunner
Michael Schumacher in Silverstone 1998

Michael Schumacher in Silverstone 1998

​In Silverstone haben wir im Laufe der Jahre zahlreiche skurrile Situationen erlebt. Etwa jene, als Michael Schumacher zeigte, wie man ein Rennen gewinnt, obschon einem keine karierte Flagge gezeigt wird.

Seit 1950 gastiert die Formel 1 in Silverstone. Die erste Formel-1-Saison bestand damals aus sieben Läufen, einschliesslich des Indy 500. Von den damals verwendeten Strecken (schliessen wir Indianapolis mal aus) sind heute noch Silverstone, Monaco, Spa-Francorchamps und Monza im Programm. Silverstone hat uns einige der spannendsten Momente der Formel-1-Historie beschert, aber auch einige skurrile, wie vor zwanzig Jahren, genauer: am 12. Juli 1998.

Der britische Grand Prix 1998 endete damals auf eine höchst unübliche Art und Weise, und der Grund dafür lag in Runde 43: Michael Schumacher ging mit seinem Ferrari an Benetton-Pilot Alexander Wurz vorbei. Leider passiert der deutsche Star dabei eine gelbe Flagge. Die Rennleitung war zu diesem Zeitpunkt mit Wetterbeobachtung beschäftigt – eine Runde später musste das Safety-Car auf die Bahn geschickt werden, weil es so stark schüttete. Daher verstrichen gut zwanzig Minuten, bis man sich Schumis Vergehen genau anschauen konnte.

Um 15.46 Uhr, oder zwei Runden vor Schluss, wurde Ferrari darüber informiert, dass Michael Schumacher eine 10-Sekunden-Strafe erhält. Der handgeschriebene Zettel wurde dem Ferrari-Kommandostand nicht nur zu spät gebracht (die Information über die Strafe hätte innerhalb von 25 Minuten überreicht werden müssen), sie war auch unklar formuliert – ob diese zehn Sekunden noch während des Rennens abgesessen werden müssen oder ob sie auf Schumis Rennzeit hinzugerechnet werden.

Ferrari-Rennchef Jean Todt (heute FIA-Präsident) holte Schumacher in der letzten Runde an die Box. Die Start/Ziel-Linie befand sich jedoch vor jener Höhe, auf welcher die Ferrari-Box angeordnet war. Als Schumi also seine Strafe absass, war das Rennen de facto zu Ende, obschon dem Deutschen keine karierte Flagge gezeigt worden war! Den Rennkommissaren blieb nichts Anderes übrig, als die zehn Sekunden auf Michaels Rennzeit zu addieren.

Da Schumi jedoch 22 Sekunden vor Mika Häkkinen lag, war er auch im Stillstand Sieger – was ihm beim normalen Absitzen der Strafe während des Rennens kaum gelungen wäre.

Der Fall hatte beim Autoverband FIA ein Nachspiel: Nazir Hoosein (Indien), Roger Peart (Kanada) und Howard Lapsley mussten ihre Rennkommissar-Lizenz abgeben (wurden aber später begnadigt). Der exakte Ablauf der Definition einer Strafe und ihrer Überbringung wurde daraufhin geändert – von da an lief alles über den Formel-1-Rennleiter, der die Infos den Teams elektronisch zum Kommandostand schickt. Und das ist noch heute so.


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