Günther Steiner (Haas) zu Mini-GP 2020: Wieso nicht?
Haas-Teamchef Günther Steiner
Sie werden wohl kommen, die umstrittenen Mini-Grands Prix: Qualifikationsrennen statt des klassischen Abschlusstrainings. Ferrari-Star Sebastian Vettel hat diese Pläne mit dem Etikett «Bullshit» versehen, der Grazer Red-Bull-Rennberater Dr. Helmut Marko bezeichnete sich bei ServusTV als «absurd. Wenn das auf Strecken wie Monte Carlo, Singapur oder Barcelona gemacht wird, auf Strecken, wo der Überholen ganz schwierig oder gar unmöglich ist, dann brauchst du die Reihe gar nicht umzudrehen, weil sich ohnehin nichts ändern wird.»
Bei Rennen, die sich in den vergangenen Jahren als spannungsarm erwiesen haben (Barcelona oder Le Castellet etwa), soll am Samstag ein Minirennen über 100 Kilometer stattfinden, das entspricht einem Drittel der normalen Renndistanz. Die Aufstellung für den Mini-GP würde nach umgekehrtem WM-Stand erfolgen. Das Ergebnis aus dem Mini-GP ergäbe dann die Aufstellung für Sonntag. Die Denke von Ross Brawn: Ein WM-Leader Hamilton würde es im Mini-GP kaum bis an die Spitze schaffen, also müssten er und andere Spitzenfahrer sich am Sonntag weiter vorkämpfen. Das alles erzeugt Action.
Haas-Teamchef Günther Steiner ist nicht der Ansicht von Vettel und Marko. Der Südtiroler hat in Sotschi gesagt: «Wieso nicht? Ich bin nicht gegen solche Experimente. Manchmal musst du ein wenig herumpröbeln, um herauszufinden, ob etwas funktioniert oder nicht. Wenn du gar nichts unternimmst, wirst du auch nicht schlauer.»
«Wir könnten Simulationen durchführen, aber dann würde sich wohl nichts ändern, weil etwas Neues immer auch gewisse Risiken birgt, und die Menschen neigen dazu, Neuem grundsätzlich skeptisch gegenüber zu stehen. Ich bin da ganz offen, allerdings mit einem Vorbehalt: Sollte sich zeigen, dass ein solches Konzept nicht funktioniert, dann muss die Formel 1 auch so ehrlich sein, es wieder zur Seite zu schieben.»
«Wenn wir 2020 Quali-Experimente durchführen, werden wir sehr viele Meinungen dazu erhalten, und wir merken sehr schnell, ob das etwas taugt oder eben nicht. Ich persönlich sehe keinen zwingenden Grund, eine Startaufstellung umzudrehen; aber wenn Formula One Management das mal versuchen will, dann sollen sie doch. Sie sind die Promoter, sie sind die Experten, es ist ihre Show. Wenn die Show durch gewisse Massnahmen besser werden kann, dann ist das zum Wohle des Sports, und damit kann ich gut leben.»