Lewis Hamilton-Ingenieur Peter Bonnington: Operation
Pete Bonnington und Lewis Hamilton
In Mexiko-Stadt ist nicht nur wegen 2250 Metern über Meer alles ein wenig anders für Lewis Hamilton: Hier kann er auch zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden. Einer würde bei der Sonntagsause fehlen – Hamiltons langjähriger Renningenieur Peter Bonnington. «Bonno», so bestätigt Mercedes, musste in England bleiben, um sich einem Eingriff zu unterziehen. Welcher Art diese Operation ist, wird nicht enthüllt.
Als Folge fehlt Bonnington in Mexiko-Stadt und auch in einer Woche in Austin (Texas). Den Posten von Peter übernimmt Performance-Ingenieur Marcus Dudley. Dessen übliche Stelle besetzt Dom Riefstahl, der normalerweise im Werk von Brackley assistiert.
Bonnington kümmert sich bei Mercedes um Hamilton, seit Lewis Anfang 2013 zu den Silbernen gekommen ist. 2012 arbeitete er mit Michael Schumacher. Bei Mercedes ist Bonnington seit 2011 engagiert. Die Formel-1-Karriere begann Anfang der 2000er Jahre bei Jordan als Datenspezialist.
Die Mercedes-Ingenieure und ihre Aufgaben
An jedem Auto gibt es fünf Schlüsselingenieure: den Renningenieur, den Performance-Ingenieur, den Kontroll-Ingenieur, den Motor-Performanceingenieur und den Motor-Systemingenieur. Die Aufgabe des Renningenieurs ist es, als Bindeglied zwischen dem Team und dem Fahrer zu agieren. Der Renningenieur ist der einzige Kontakt zum Fahrer, wenn dieser im Auto ist. Er ist ein zweites Paar Augen und Ohren für den Fahrer und informiert diesen über die Situation auf der Strecke. Welche Rundenzeiten fahren die anderen Fahrer? Kommt er bald in Verkehr? Gibt es Gefahrenstellen auf der Strecke? Der Renningenieur ist der Hauptkontakt für alle in der Fabrik, um über das Feedback vom Fahrer aus dem Auto informiert zu werden. Er unternimmt alles in seiner Macht Stehende, um seinem Fahrer die bestmögliche Leistung zur Verfügung zu stellen und sicherzustellen, dass das Rennwochenende rund und erfolgreich verläuft.
Der Performance-Ingenieur arbeitet sehr eng mit dem Renningenieur zusammen – vor, während und nach dem Rennwochenende. Während sich der Renningenieur mehr um die sichtbaren Bereiche kümmert, also sicherstellt, dass das Auto und die Abläufe korrekt funktionieren, vertieft sich der Performance-Ingenieur mehr in das Innere des Autos und brütet über der Telemetrie und den Simulationen. Danach gibt er dem Fahrer Ratschläge, wie er die letzten Millisekunden aus dem Fahrzeug herausholen kann. Er achtet auch auf bestimmte Performance-Subsysteme wie das Differential (etwa die Menge an Drehmomentübertragung zwischen den Hinterrädern) oder die Bremsbalance. Auf Basis der Daten aus dem Auto gibt er Feedback an den Renningenieur, der wiederum den Fahrer über die Einstellungen informiert, die versprechen, am schnellsten zu sein; zum Beispiel durch das Verändern der Bremsbalance in einer bestimmten Kurve.
Die Rolle des Kontrollingenieurs ist es, sich auf die Kontrolle des Autos zu konzentrieren, etwa die elektronische Kontrolle des Getriebes mit verschiedenen Schaltmustern. Er stellt sicher, dass die Einstellungen korrekt sind und die bestmögliche Performance bieten, ohne eine Gefahr für die Zuverlässigkeit des Autos darzustellen. Die offensichtlichste Aufgabe des Kontrollingenieurs ist es, die Vorbereitungen für die Rennstarts durchzuführen.
Auf Motorenseite gibt es zwei Ingenieure: Der Motor-Performanceingenieur arbeitet daran, die Performance der Power Unit zu optimieren; der Motor-Systemingenieur achtet auf die Zuverlässigkeit der PU. Wenn sie einen Weg finden, um mehr Leistung abzurufen oder wenn sich ein potenzieller Defekt anbahnt, spricht der Renningenieur mit dem Fahrer, um die Einstellungen der Power Units zu verändern. Jeder Zuschauer hat die Teams schon über Motor-Modi sprechen hören, ein Mass dafür, wie stark die PU belastet wird. Neben vielen anderen Dingen stellen die PU-Ingenieure sicher, dass der Einsatz der Modi während des Wochenendes optimiert ist, um die bestmögliche Kombination aus Performance und Zuverlässigkeit zu erreichen. Diese Funkmitteilungen beginnen mit "HPP Switch" - HPP ist die Abkürzung für Mercedes-AMG High Performance Powertrains, die Motorenfabrik des Teams in Brixworth.
Es war einmal vor langer Zeit... da saßen die Renningenieure ebenfalls am Kommandostand. Heute sitzen sie jedoch in der Box. Das bringt bestimmte Vorteile mit sich: Alle sind näher zusammen und es ist einfacher, miteinander zu sprechen. Es ist auch ruhiger und die Renningenieure müssen nicht durch die Boxengasse, wenn sie in die Box möchten. Wenn der Fahrer während des Trainings in der Box ist, können die Ingenieure ohne Funk mit ihm sprechen.
In der Box können die Ingenieure auch sehen, welche Reifensätze für einen Boxenstopp vorbereitet werden und können die Reifenwahl direkt korrigieren, sollten sie einen Fehler entdecken.
Es gibt aber auch einen Nachteil: die Renningenieure können das Wetter innerhalb der Box nicht erkennen. Wenn es regnet, wissen sie nicht, wie stark der Regen ist und wenn es windig ist, wissen sie nicht, wie stark die Windböen sind. Deshalb verlassen sie sich auf detaillierte Informationen vom Kommandostand und den Fahrern, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Obwohl die Ingenieurs-Station in der Mitte der Box erst vor wenigen Jahren eingeführt wurde, hat sie bereits einen Spitznamen erhalten. Im Fahrerlager wird sie liebevoll als «Fantasy Island» bezeichnet. Gerüchten zu Folge wurde der Name gewählt, um die innovativen und manchmal etwas ungewöhnlichen Ideen der Ingenieure widerzuspiegeln, die sie sich ausdenken, um mehr Performance zu finden.