Franz Tost (Toro Rosso) zu Pierre Gasly: Fantastisch
Toro Rosso feiert in Brasilien
Für Pierre Gasly war die Ausgangslage einfach: «Als ich im Sommer von Red Bull Racing zu Toro Rosso gerückt wurde, dachte ich mir – gut, es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich kann deprimiert sein, oder ich reiss mich zusammen und nutze diese zweite Chance.» Gasly entschied sich für das den zweiten Weg, zeigte nach der Sommerpause einige sehr starke Rennen, und die Krönung war nun Platz 2 im Brasilien-GP. Durch die Kollision der beiden Ferrari und wegen des ungestümen Angriffs von Lewis Hamilton auf Alex Albon lag auf einmal Gasly auf dem zweiten Rang, und der Franzose fuhr gewaltig die Ellbogen aus.
Ich weiss noch, wie hart die Kritik an Pierre nach dem Chaos-GP von Hockenheim gewesen war, als er sich damals im RBR-Rennwagen von Albon im Toro Rosso demütigen lassen musste. Das war einer der Gründe, wieso er im Sommer versetzt wurde.
Nun aber, als Weltmeister Hamilton, auf Rang 2 dürstend, im Rückspiegel von Gasly immer grösser wurde, da wurde schnell klar: An diesem Tag wird Pierre seinen Platz verteidigen, oder dann kracht es eben. Gasly wehrte sich gegen die letzte Attacke von Hamilton, am Ende lag er um 62 Tausendstelsekunden vor dem Engländer. 62 Tausendstel, zwei Wimpernschläge ...
Zweiter Rang für Gasly, das ist auch das beste Ergebnis für Toro Rosso seit dem nicht weniger sensationellen Sieg von Sebastian Vettel in Monza 2008. In dieser irren Saison 2019 wurde Daniil Kvyat in Hockenheim Dritter, auch damals im Regen von Süddeutschland hatte ein Toro Rosso-Fahrer seine Chance eiskalt genutzt.
Gasly nach dem Rennen: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Jeder kann mir nachfühlen, dass dies keine einfache Saison gewesen ist, und nun finde ich mich auf dem Siegerpodest wieder, ich bin platt. Das ist mein erstes Siegerpodest in der Königsklasse, und ich hatte schon fast vergessen, welche überirdisches Gefühl es ist, unter die ersten Drei zu kommen. Diesen Tag werden alle meine Kollegen von Toro Rosso und ich nie vergessen!»
Zwei Fahrer mit Honda-Power ganz vorne, wann hatte es das vor Brasilien 2019 letztmals gegeben? Wir müssen ziemlich weit zurückblättern – es war in Japan 1991, mit Gerhard Berger vor Ayrton Senna.
Toro Rosso-Teamchef Franz Tost weiss: «Diese Saison war nicht einfach für Pierre. Aber er hat es geschafft, die Kurve zu kriegen. Er fühlte sich in unserem Wagen auf Anhieb wohl, es hat natürlich geholfen, dass er alle im Tem kannte. Ich weiss noch, wie er zu uns zurückkehrte, er kam in mein Büro, und ich sagte zu ihm: ‘Es fühlt sich an, als wärst du erst gestern hier gewesen.’»
Der Tiroler Tost weiter: «Pierre ist fantastisch gefahren. Er machte in Sachen Reifen-Management das Richtige, er hat darauf geachtet, aus den Kurven heraus behutsam zu beschleunigen, um die Walzen nicht zu überhitzen. Er hatte seinen Speed jederzeit unter Kontrolle. Als hinter ihm Kimi Räikkönen aufrückte und einige schnelle Runden zeigte, da reagierte Pierre sofort. Kimi merkte: An Gasly wird er nicht vorbeikommen.»
Auch Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko lobt: «Wir haben wieder den richtigen Pierre erlebt. Wir haben immer an ihn geglaubt. Hätten wir ihn damals bei Red Bull Racing gelassen, hätte er sich möglicherweise nicht erholt. All unsere Fahrer haben in Brasilien starke Leistungen gezeigt – Max fuhr perfekt, einige Überholmanöver waren unglaublich. Und auch Albon ist stark gefahren, bevor er zur Seite geschubst wurde. Gasly hat nun den zweiten Podestplatz des Jahres für Toro Rosso erkämpft, nach Rang 3 von Daniil Kvyat in Hockenheim. Das alles unterstreicht: Unser Programm funktioniert. Mit solchen Piloten dürfen wir uns auf die kommende Saison freuen.»