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Mattia Binotto ohne Ausreden: Ferrari ungenügend

Von Mathias Brunner
Freude bei Ferrari nach dem ersten GP-Sieg von Charles Leclerc in Belgien

Freude bei Ferrari nach dem ersten GP-Sieg von Charles Leclerc in Belgien

​Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sagt klipp und klar, wo es bei Ferrari hapert, aber er lässt auch nicht zu, dass alles schlecht geredet wird. «Wir waren 2019 unterm Strich ungenügend, aber unser Glas ist halb voll.»

Was ich an Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sympathisch finde: Er redet nicht um den heissen Brei herum. Und schon gar nicht versteckt er sich hinter Floskeln oder gleich hinter einer Mauer des Schweigens wie sein Vorgänger Maurizio Arrivabene. Über die offensichtlichen technischen Mängel müssen wir uns nicht unterhalten, die waren so offensichtlich wie die Kollision von Sebastian Vettel und Charles Leclerc in Brasilien. Binotto gibt bei der Medienrunde auch strategische Fehler zu. Und er ist der Erste, der nicht verheimlicht: Der 2019er Ferrari war einfach nicht schnell genug. Aber der 50-Jährige lässt sich auch nicht alles schlechtreden.

Binotto bringt das so auf den Punkt: «Gut fand ich die neun Pole-Positions und die drei Siege, dazu hatten wir teilweise ein wirklich konkurrenzfähiges Fahrzeug, und ich weiss den Kampfgeist der ganzen Mannschaft zu schätzen. Gar nicht gefallen haben mir die eigenen Fehler und die mangelnde Standfestigkeit. Aber wenn ich das heutige Ferrari am Ferrari aus der Ära Schumacher und Todt messe, dann sind wir noch immer ein junger Rennstall.»

«Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir 2020 stärker sein werden. Wir treten nicht an, um Zweite zu werden. Wir fahren, um Rennen zu gewinnen und am Ende den Titel. Versprechungen will ich den Tifosi keine machen. Ich habe keine Kristallkugel, ich weiss daher nicht, was die Anderen für 2020 alles aufgleisen. Ich kann aber versichern, dass sich jeder hier gewaltig ins Zeug legen wird, um 2020 besser abzuschneiden als in der vergangenen Saison. Wir wollen solche Gänsehautmomente wie beim Sieg in Monza vermehrt erleben.»

«Wir haben 2019 zu viele Fehler gemacht, auf verschiedenen Ebenen. Vielleicht waren auch die Erwartungen zu gross nach dem erfreulichen Wintertest. Ich würde sagen: In Sachen Standfestigkeit waren wir ungenügend; punkto Konkurrenfähigkeit genügend; bei der Fehlerquote ungenügend. Wenn ich das alles anschaue, muss ich zum Schluss kommen – insgesamt ungenügend.»

«Aber ich sehe unser Glas halb voll, nicht halb leer. Wir haben neun Pole-Positions erkämpft, sechs davon hintereinander, unsere Autos lagen 406 Runden lang in Führung, das entspricht einem Drittel der ganzen Saison. Wir haben in Monza gewonnen, erstmals seit 2010. Fallweise war unser Auto das schnellste im Feld.»

«Positiv ist für mich auch das Wachstum von Charles Leclerc, er hat sich bei uns hervorragend eingelebt – dabei ist sein Verdienst so gross wie jener der Mannschaft.»

«Wenn ich insgesamt die Note ungenügend gebe, so muss ich das gleich relativieren: Denn wir stecken in einem mittel- bis langfristigen Projekt, das nun im ersten Jahr stabil gearbeitet hat. Klar hätten wir aus 406 Führungsrunden mehr Siege machen müssen, aber ich sehe uns in einer Wachstums-Phase so wie das frühere Ferrari um Jean Todt und Michael Schumacher. Ich sehe uns als junges Team. Es hat auch damals seine Zeit gedauert, bis Ferrari die Früchte der Arbeit ernten konnte. 1997 und 1998 ging der Titel knapp verloren, 1999 konnte dann der Konstrukteurs-Pokal gewonnen werden, ab 2000 auch der Fahrer-WM-Titel, mit einer grossen Serie in den Jahren danach. Um einen solch tollen Lauf zu haben und sich an der Spitze zu halten, brauchen wir noch ein wenig Zeit.»

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