Michael Schumacher: Erster Ferrari wird verkauft
Die Besucher der Ausstellung Rétromobile (Messe für klassische Automobile) in Paris erhalten vom 5. bis 9. Februar einen Leckerbissen serviert: Am Stand des Auktionshauses Girardo & Co. steht ein besonderer Ferrari 412 T2 – es handelt sich um jenes Chassis 157 des V12-Rennwagens, das einst der grosse Michael Schumacher getestet hat; bei Probefahrten in Fiorano, später in Estoril (Portugal).
Schumacher war von Benetton nach Maranello gekommen und gierig darauf, das Potenzial des V12-Motors zu erkunden. Er fuhr in Estoril eine Runde, die 0,7 Sekunden schneller war als die damalige Ferrari-Bestzeit mit diesem Modell, aufgestellt von Gerhard Berger im Abschlusstraining zum Portugal-GP. Im Laufe der Saison 1995 war Chassis 157 meist von Jean Alesi bewegt worden.
Seit 2018 ist der Wagen von der Abteilung für klassische Renner in Maranello liebevoll restauriert worden. Nach seiner Zeit als Einsatzfahrzeug wurde das Rennauto vom Deutschen Peter Fandel gekauft. Im Jahre 2000 ging es an Klaas Zwart und wurde bei Rennen klassischer GP-Autos eingesetzt, 2013 wurde es weiterverkauft, an einen unbekannten Sammler.
Girardo & Co. zeigt den Wagen zunächst bei der Rétromobile, danach im eigenen Präsentations-Raum in London. Firmenchef Max Girardo: «Es versteht sich von selber, dass wir es als grosse Ehre erachten, einen solchen Wagen versteigern zu dürfen.»
Michael Schumacher war damals vom V12-Motor begeistert, aber die Entscheidung in Maranello war gefallen, für 1996 einen V10-Motor zu bauen. Der Ferrari 412 T2 war der letzte V12-GP-Renner von Ferrari.
Wer diesen Wagen kauft, erhält auch die Rundentabellen von Ferrari, die damals während des Tests geführt wurden.
Zu einer Preisvorstellung äussert sich Girardo nicht. Aber wir haben in den letzten Jahren Anhaltspunkte erhalten.
Ein ebenso wohlhabender wie glücklicher Bieter ist seit Ende November 2019 stolzer Besitzer eines Ferrari F2002, den Michael Schumacher 17 Jahre zuvor zum WM-Titel gefahren hatte: Auf dem Yas Marina Circuit fand die mit Spannung erwartete Auktion einer Reihe von Renn- und Supersportwagen statt, und der Renner von Schumi erbrachte stattliche 5,9 Millionen Dollar!
Es handelte sich um das letzte V10-GP-Auto aus der Feder des südafrikanischen Designers Rory Byrne. Ein Teil des Erlöses aus der Veranstaltung am Yas Marina Circuit floss aufs Konto der Schumacher-Familienstiftung «Keep Fighting».
Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher hat in seiner Titelsaison 2002 das Chassis mit Nummer 219 zu drei Siegen pilotiert (von elf GP-Triumphen in jenem Jahr). Schumi fuhr beim ersten Einsatz mit dem 219 gleich zum Sieg beim Grand Prix von San Marino in Imola, dann war dieses Chassis Michaels Wagen beim Skandalsieg von Österreich – als der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt den führenden Rubens Barrichello zur Seite pfiff («Hello, Rubens. Let Michael pass for the championship!», Sie wissen schon).
Michael Schumacher und Ferrari waren 2002 so drückend überlegen, dass der Deutsche seinen vierten WM-Titel schon in Magny-Cours sicherstellte, standesgemäss mit einem Sieg beim Grossen Preis von Frankreich. Bis heute hat kein Pilot so früh seinen Titel sichergestellt, Schumi war schon am 21. Juli alter und neuer Champion!
Im späteren Verlauf der Saison fuhr Rubens Barrichello das Chassis 219 drei Mal, einschliesslich seines Sieges auf dem Hungaroring.
Schwindelerregende Summen für Schumacher-Ferrari sind nichts Neues, denn im November 2017 erreichte ein Ferrari F2001 von Michael Schumacher in New York schwindelerregende 7,504 Millionen Dollar (6,35 Mio Euro) Erlös, einen Preis, den selbst die Sotheby’s-Experten nicht erwartet hätten. Die Fachleute waren von einem Verkaufspreis von rund 3,5 Millionen Euro ausgegangen. Auch damals floss ein Teil des Erlöses in die Schumacher-Stiftung Keep Fighting.
Das teuerste, je unter den Hammer gekommene Auto ist der Schumacher-Ferrari freilich nicht.
2014 wechselte eine 1962er Ferrari GTO Berlinetta für 38,115 Dollar den Besitzer, im Rahmen einer Versteigerung von Bonhams in Monterey (Kalifornien). Der ursprüngliche Besitzer Fabrizio Violati hatte für das Auto in den 60er Jahren zwar auch einen Millionen-Betrag bezahlt, allerdings in Lira. 2,5 Millionen italienische Lira entsprachen damals verhältnismässig bescheidenen 16.000 Mark. Das entspricht heutigen 35.000 Euro.