Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Bullshit-Regeln

Von Mathias Brunner
​​Ferrari-Star Sebastian Vettel versucht oft, das enge Korsett abzustreifen, welches die Fahrer in Sachen Helm-Design von der FIA aufgezwungen erhielten. Lewis Hamilton nennt das die «Bullshit-Regel».

Die Helme von Mercedes-Star Lewis Hamilton in Brasilien hatten immer was für sich: Unvergessen der Knicks vor Ayrton Senna, seinem Idol, oder die Christus-Statue, als Zeichen seines Glaubens. Seit einigen Jahren schreibt aber die FIA vor, dass das grundsätzliche Layout eines Helms das Gleiche bleiben muss, gemäss Artikel 9.1 des Sportgesetzes. Angeblich erhöht das den Wiedererkennungswert der Piloten. Jedem Fahrer ist einmal im Jahr eine Ausnahme gestattet, etwa für sein Heimrennen oder für einen Klassiker wie Monte Carlo.

Hamilton nennt diese FIA-Regel in Sachen Helme «Bullshit. Das ist doch die einzige Art und Weise, auf welche ein Fahrer mit der Rennmontur seine Kreativität zeigen kann. Und die blockieren das.»

Immerhin hatte die FIA nichts auszusetzen, als sich Vettel und Hamilton Ende Mai 2019 auf ihre Weise vom grossen Niki Lauda verabschiedeten – mit besonders lackierten Helmen.

Sebastian Vettel und Red Bull Racing-Pilot Max Verstappen sind da ganz auf der Linie mit Hamilton. Gerade Vettel liess sich mit seinem Helm-Designer Jens Munser immer wieder Verblüffendes einfallen, auch in Brasilien – 2011 liess er Samba-Tänzerinnen wirbeln, 2013 machte er Werbung für den kommenden Grossen Preis von Österreich auf dem Red Bull Ring.

Seb sagt heute über die unsinnige FIA-Vorschrift: «Ich ändere noch immer etwas. Das ist unser Helm, und wir sollten damit tun und lassen können, was wir wollen. Die Regel ist Mega-Bullshit. Wir haben ohnehin kaum Möglichkeiten, uns auszudrücken, der Helm ist noch die letzte davon, also sollten wir da alle Freiheiten haben. Wenn die Leute etwas Neues mögen, dann ist das schön, wenn nicht, dann ist mir das einerlei, denn es ist mein Helm.»

Max Verstappen findet: «Ich weiss noch, als Seb bei Red Bull zu fast jedem Rennen einen neuen Helm gebracht hat. Ich fand das immer sehr cool, weil ich immer gespannt darauf war zu sehen, was er sich nun wieder einfallen lassen würde. Mir selber wäre das zu viel Aufwand, aber ob ein Fahrer nun in Blau fahren will oder in Rot – das sollte seine Sache sein.»

«Es wird gesagt, ein gleichbleibendes Design mache die Wiedererkennung leichter. Pardon, aber wir fahren unter einem Halo. Da sieht man den Helm ohnehin kaum. Und wir haben grosse Startnummern auf dem Auto, das sollte wohl reichen. Immer mit dem gleichen Design zu fahren, das ist doch langweilig.»

Immer wieder fragen uns Leser: Wer war eigentlich der erste Rennfahrer, der auf seinem Helm ein Muster getragen hat? Seit wann gibt es im Motorsport individuelle Helm-Designs, die über die Verwendung bestimmter Grundfarben hinausgingen? Wer war der erste, dessen Helm ein unverwechselbares Design zierte?

Den Fans fallen auf Anhieb die 60er Jahre ein, besonders die stilisierten, weissen Ruderblätter auf dem ansonsten dunkelblauen Helm von Graham Hill – eine Reminiszenz an den «London Rowing Club», da Hill ein leidenschaftlicher Ruderer war. Auch der Streifen mit dem markanten, schottischen Tartan-Muster auf dem berühmten Kopfschutz von Jackie Stewart entstand wohl in jener Epoche. Aber wer war nun wirklich der Erste?

Der Erste ist vielleicht nicht mehr auffindbar, weil er bei irgendeinem Klubrennen antrat. Wenn wir uns auf die Formel-1-WM beschränken, dann müssen wir in jene Ära zurückgehen, als im Grand-Prix-Sport die ersten Hartschalenhelme die jahrelang verwendeten Staub- und Lederkappen ablösten. Nur am Rande: Die ersten richtigen Helme waren ungefähr so widerstandsfähig wie ein Ei und lösten bei den Gegnern Spott und Hohn aus. Zunächst galt das Tragen eines richtigen Helms als verpönt, da wenig heldenhaft.

In der Formel-1-WM 1952 stolpern wir über Jean Behra, der im Mai in Silverstone mit einem Karomusterkranz ausrückte, analog der karierten Zielflagge, ein Design, das er später durch einen dunklen Längsstreifen ersetzte, bevor er zum Karokranz zurückkehrte.

In Monza 1952 finden wir das Helmdesign des Italieners Felice Bonetto – mit einem Pfeil in Fahrtrichtung. 1953 fuhr Maurice Trintignant ebenfalls einen Längsstreifen spazieren, «Allez les bleus!», im Blau der französischen Rennwagen. Gilt das alles bereits als Helm-Design? Das bleibt Auslegungssache.

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