Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Franz Tost (AlphaTauri): «Wir wollen WM-Rang 5!»

Von Mathias Brunner
​Der Tiroler AlphaTauri-Teamchef Franz Tost geht guter Dinge in die Formel-1-Saison 2020: «Wir sind in der glücklichen Lage, ein junges, dennoch erfahrenes Fahrer-Duo auf die Rennstrecke zu bringen.»

Sinn und Zweck der Scuderia Toro Rosso ist auch Sinne und Zweck von AlphaTauri: Das Ausbilden junger Formel-1-Fahrer, um sie für Red Bull Racing zu Siegfahrern und WM-Anwärtern reifen zu lassen. Das hat einige Male sehr gut geklappt, die besten Beispiele heissen Sebastian Vettel (vierfacher Weltmeister), Daniel Ricciardo und Max Verstappen (beide GP-Sieger).

Für die 2020er Piloten von AlphaTauri bietet sich etwas, das in der Formel 1 selten geboten wird: eine neue Chance. Beide Fahrer hatten bereits Gelegenheit, ihr Können auch bei Red Bull Racing unter Beweis zu stellen, bei beiden hat das nicht geklappt, aber nach der ersten Enttäuschung haben sich beide gefangen und 2019 bei Toro Rosso tolle Leistungen gezeigt: so gute Leistungen, dass ihnen auch für 2020 das Vertrauen ausgeprochen worden ist.

AlphaTauri-Teamchef Franz Tost über seine zwei Fahrer: «Ich bin entzückt, dass wir Pierre und Daniil für die kommende Saison behalten haben. Beide haben wirklich gute Leistungen gezeigt und ihre Konkurrenzfähigkeit bewiesen. Ihre Aussagen übers Auto sind fundiert, und sie holen alles aus dem Wagen. Wir sind in der glücklichen Lage, ein junges, dennoch erfahrenes Fahrer-Duo auf die Rennstrecke zu bringen. Das macht Mumm für die Saison 2020.»

«Die Zahlen aus dem Windkanal sind sehr ermutigend. Honda hat erneut nachgelegt. Und wir haben zwei tolle Fahrer und einen grossartigen Partner, AlphaTauri. Wir wollen unter die ersten Fünf in der Weltmeisterschaft kommen!»

«Kontinuität ist in der Formel 1 etwas ganz Wichtiges. Es ist für uns von Vorteil, dass wir erneut Kvyat und Gasly in den Autos haben. Daniil hat sogar gegen Schluss der Saison 2019 einen Rekord aufgestellt, kein Pilot ist so viele Rennen für diesen Rennstall gefahren wie er. Beide Fahrer sind sauschnell, beide haben den richtigen Kampfgeist, beide gieren darauf, der Welt zu zeigen, was sie können.»

Was ändert sich durch den neuen Namen? Franz Tost: «Auf die Art und Weise, wie wir dieses Team führen, hat das keinen Einfluss. Elementar ist hingegen, wie wir aufgtreten. Neuer Namen, neue Farben, Weiss und Navy-Blau, um diese neue, langfristige Partnerschaft zu zeigen.»

2018 kam Toro Rosso noch eine andere, wichtige Rolle zu: Der Rennstall war rollendes Labor, wie Teamchef Franz Tost offen zugab. «Honda hat im ersten Jahr sowohl die Standfestigkeit als auch die Leistung der Antriebseinheit merklich verbessert. Die Saison war für Toro Rosso und Honda ein Entwicklungsjahr, man könnte durchaus sagen – wir waren Versuchskaninchen. Wir waren uns dessen im Klaren: Gewinnt Red Bull Racing 2019 mit Honda, dann ist diese Rechnung voll aufgegangen.»

2019 zeigten sich die Fortschritte bei Honda auch in Form guter Leistungen der Scuderia Toro Rosso, die 2020 zu AlphaTauri geworden ist.

Franz Tost: «2020 wird ein wichtiges Jahr mit einer besonderen Herausforderung. Denn wir entwickeln zwei Fahrzeugkonzepte – wir arbeiten am 2020er Wagen, und es gilt, den Renner für die Saison 2021 zu entwerfen, wenn die Karten in der Formel 1 mit einem neuen Autokonzept frisch gemischt werden. Gerade für ein Team wie uns wird es elementar sein, die Ressourcen hier klug zu verteilen.»

Tost kann 2020 also auf zwei bewährte Fahrer zählen, das war nicht immer so, denn er hat in den vergangenen Jahren oft mit jungen Piloten gearbeitet, die moderne Formel 1 wird vom Tiroler ohnehin zärtlich «ein wenig Kindergarten» genannt.

Tost vertieft: «Diese Fahrer sind nicht so reif wie die Fahrer vor zehn oder zwanzig Jahren. Sie kommen sehr jung in den GP-Sport, mit 18 und 19 Jahren. Sie haben in ihrer Jugend nichts Anderes gemacht als Rennen gefahren, im Kartsport oder in Nachwuchsklassen. Aber die Formel 1 ist ein anderes Niveau. Und das geht übers reine Fahren weit hinaus. Das Fahren ist für diese jungen Piloten an ihrem Job noch das Einfachste. Das können sie packen. Aber das ganze Drumherum, angefangen bei der Arbeit mit den Technikern, das ist etwas ganz Anderes.»

«Vor der Formel 1 haben sie vielleicht mit einem Ingenieur gearbeitet. Jetzt haben sie auf einmal einen Spezialisten für das Chassis, einen für die Datenerfassung des Autos, einen für den Motor, einen für die Datenerfassung der Antriebseinheit, einen für die Aerodynamik und so weiter. Das ist ein enormes Arbeitsvolumen.»

«Und dann ist da die Medienarbeit. Sie müssen unheimlich viele Interviews geben, und sie sollten sich dabei gut überlegen, was sie sagen. Das vergessen sie bisweilen, das ist gut für die Medien und nicht so gut für den Zitierten. Dazu kommen die ganzen sozialen Netzwerke, und einige Piloten sind – und das sage ich absichtlich so hart – blöd, weil sie alles von sich preisgeben.»

«Die ganze Arbeit für Medien und Marketing, das kostet viel Kraft. Das ist für einen routinierten Piloten ganz anders. Der spult seine Interviews herunter, er weiss exakt, was er sagen kann, er ist locker. Ein junger Pilot ist nervös, er muss gut nachdenken, das verbraucht Energie, eine Energie, die er auf der Rennstrecke haben müsste. Es ist unsere Aufgabe, die jungen Piloten entsprechend zu führen.»

«Wenn die jungen Fahrer nicht richtig geleitet werden, dann wird es schwierig. Dies ist auch der Grund, warum ich mit diesen Jungs besonders zu Beginn einer Saison oft an einem Tisch sitze. Man muss sich das vorstellen: Sie fliegen um die halbe Welt nach Australien, sie haben das Land noch nie gesehen, sie kennen die Piste nur aus dem Fernseher, es ist ihr erstes Rennen, der Jetlag nagt an ihnen. Wir müssen sie so gut es geht auf all dies vorbereiten.»

«Ich sage den Piloten oft: ‘Es ist eines, in die Formel 1 zu kommen. Aber dort aus sportlicher Sicht zu überleben, das ist etwas ganz Anderes.’ Also sind wir gefordert. Auch die Fahrer müssen hart an sich arbeiten. Wenn diese tiefe Leidenschaft für die Formel 1 nicht in einem Piloten schlummert, dann wird er keinen Erfolg haben. So einfach ist das.»


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