Hülkenberg: Teilweise zu verschlossen, zu reserviert
Nico Hülkenberg
Für Nico Hülkenberg ist nach neun Saisons und 177 Rennen in der Formel 1 erst einmal Schluss. Der Deutsche legt die Füße hoch, genießt eine Auszeit vom professionellen Motorsport.
Ein guter Zeitpunkt, um auch mal zu reflektieren, zurückzuschauen auf die lange Karriere. Neu ist die Schlussfolgerung bei dem Emmericher nicht: Ein Spitzenteam war ihm nicht vergönnt, oft soll er kurz davor gestanden haben, zu einem Wechsel kam es letztendlich aber nicht.
«Ich habe schon geliefert, sonst hätte ich keine zehn Jahre in der Formel 1 überlebt. Denn zum Spaß stellen die einen dort nicht ein», scherzte Hülkenberg bei t-online. Aber: «Natürlich ist in einigen Schlüsselmomenten nicht alles glatt gelaufen.»
Zwei Beispiele nennt er: Das Rennen in Brasilien 2012. Damals lag er in dem Regenrennen lange vorne, wurde am Ende aber nur Fünfter. 2013 war dieser Moment, als er kurz davor war, den Durchbrich zu schaffen. Damals führte er Gespräche mit Ferrari, sollte Teamkollege von Fernando Alonso werden.
«Das hat aber leider nicht funktioniert. Dann kommen auch irgendwann neue Talente nach. Man muss zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle mit den richtigen Leuten sein. Es muss einfach alles zusammenpassen», sagte Hülkenberg.
Er sagte auch mal: «Mir hätte es geholfen, wenn ich offener und kommunikativer gewesen wäre.» Im Rückblick weiß er: «Ich war teilweise zu verschlossen, fast schüchtern. Das ist dann vielleicht auch arrogant rübergekommen. Das bin ich aber nicht.»
Im Nachhinein habe er erst gelernt, wie wichtig das Netzwerken sei und auch ein guter Kontakt zu den Teamchefs und darüberhinaus auch auf sozialer Ebene weg von der Rennstrecke, so Hülkenberg: «Da war ich zu reserviert, habe diesen Aspekt einfach nicht wahrgenommen.»
Denn die Formel 1 besteht nicht nur daraus, zur Strecke zu kommen und sich ins Auto zu setzen. In der Königsklasse wird hinter den Kulissen immer auch eine Menge Politik gemacht. Große Gedanken machte sich Hülkenberg deshalb lange nicht.
«Ich hätte früher einfach mehr in diese Richtung machen können, und das hätte meiner Karriere sicher nicht geschadet», sagte er: «Ich war ein junger Fahrer, der sich komplett nur auf die eigene Performance konzentriert hat. Wenn da was anderes kam, habe ich nur gesagt: Ist mir egal, lass mich in Ruhe damit, ich muss Rennen fahren. Man lernt dazu, das ist auch ein Teil des Prozesses.»