Mini-WM 2020: Bei den Motoren wird nachverhandelt
Durch die Corona-Pandemie ist alles über den Haufen geworfen. 2020 sollten die Teams zu 22 Grand-Prix-Wochenenden antreten, zu so vielen wie nie zuvor. Der Autoverband FIA hatte darauf reagiert und das Motorenkontingent aufgestockt. Zur Erinnerung, eine moderne Antriebs-Einheit der Formel 1 ist reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor
– Turbolader
– MGU-H («motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– MGU-K («motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik
Erlaubt waren seit Anfang 2018 pro Fahrer und Saison die folgende Anzahl Motor-Elemente: Drei Verbrennungsmotoren, drei MGU-H, drei Turbolader, aber nur zwei MGU-K, zwei Batterien und zwei Kontroll-Einheiten.
Gemäss Reglement erzwingt der Einbau einer vierten MGU-H oder eines vierten Laders eine Strafversetzung von zehn Rängen. Der Einbau einer fünften oder sechsten Einheit fordert gemäss Reglement nur noch fünf Strafränge. Muss eine komplett neue Antriebseinheit eingebaut werden, so rückt der Fahrer automatisch ans Ende des Feldes zurück.
Die FIA reagierte dann auf das urspünglich vorgesehene WM-Mammutprogramm von 22 GP-Wochenenden: 2020 sollte eine MGU-K zusätzlich erlaubt werden, also über die Saison gesehen drei elektrische Generatoren.
Aufgrund der Corona-Pandemie korrigierte der Autosport-Weltverband im März in Sachen Antriebseinheiten wiefolgt.
Sollte die Anzahl Rennen auf 14 oder weniger fallen, steht dieses Material zur Verfügung: 2 Verbrennungsmotoren, 2 elektrische Generatoren am Turbolader (MGU-H), 2 Lader, 2 Batterien, 2 elektronische Kontrolleinheiten, 2 elektrische Generation für die Brems-Energie.
Sollte die WM aus 11 Rennen oder weniger bestehen, dann wird obiges Kontingent auf 1 Batterie und 1 Kontrolleinheit verringert (die anderen Elemente bleiben bei 2).
Bislang hat sich noch kein Rad gedreht, niemand kann sagen, wie eine verkürzte WM aussehen wird. Haas-Teamchef Günther Steiner bestätigt in einem Vodcast von Sky: «Es ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen, wie wir in Sachen Motor-Leasing vorgehen sollen.»
Im Schnitt kostet ein Motorkontingent pro Saison einen Rennstall zwischen 10 bis 15 Millionen Dollar Leasing-Gebühren. Steiner weiter: «Bevor wir keinen konkreten Kalender haben, können wir nicht nachverhandeln, das ist für uns als Kunden und auch für den Lieferanten einfach zu früh. Aber eines ist klar: Wenn wir nur zehn Grands Prix fahren, dann brauchen wir nicht das volle Kontingent. Wenn wir nur die Hälfte oder ein Drittel der eigentlich geplanten Läufe fahren können, dann ist klar, dass wir nicht den vollen Preis bezahlen werden. Die Motorenhersteller und die Kunden sitzen hier im gleichen Boot, wir müssen einen gesunden Kompromiss finden.»