MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Dr. Helmut Marko: «Spielberg-GP am 5. und 12. Juli»

Dr. Helmut Marko

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​Red Bull-Rennberater Dr. Helmut Marko ist zuversichtlich, dass die Formel-1-Saison am 5. Juli beginnen kann, mit einem WM-Lauf auf dem Red Bull Ring in Spielberg. Lauf 2 soll dann am 12. Juli folgen.

Kann die Formel 1 wirklich Anfang Juli die Saison aufnehmen? Red Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko glaubt fest daran. Gegenüber Radio Ö3 sagt der 76jährige Grazer: «Geplant sind zwei Rennen, am Sonntag, dem 5. Juli, dann eine Woche später am 12. Juli. Alle behördlichen Auflagen werden jetzt schon erfüllt.» Gemäss des Le-Mans-Siegers von 1971 könne nur noch eine zweite Infektionswelle die Rennen verhindern.

Gemeinsam mit der Formel-1-Führung, so Marko weiter, sei ein Konzept ausgearbeitet worden, durch das der benötigte Tross aus weniger als 2000 Fachkräften bestehen werde. Die Rennen würden als Geisterrennen durchgeführt, auch keine Medienschaffenden sollen zugegen sein, abgesehen von jenen Profis, welche die TV-Übertragung sicherstellen.

Eine Vorschrift besteht darin, dass alle Team-Mitglieder mit einer ärztlichen Bescheinigung anreisen müssen. Dr. Marko: «Das wird von den Teams organisiert, sie reisen also schon mit dem entsprechenden Testzeugnis an.»

Marko ist optimistisch, dass danach weitere Rennen stattfinden werden. «Es laufen Gespräche mit weiteren europäischen Veranstaltern», sagt der Steirer.

Während alle anderen länderübergreifenden Sportarten vorläufig keine Events planen, will die Formel 1 im Juli wieder auftreten. Mit einer gewissen Portion Argwohn beobachten die Verantwortlichen der MotoGP-Weltmeisterschaft die Pläne der Formel-1-GP-Promoter-Firma Liberty Media, die mit Unterstützung von FIA-Präsident Jean Todt versucht, in Österreich und dann im Juli noch in Silverstone zu fahren, obwohl England als Corona-Hotspot im Mittelpunkt der Kritik steht.

Momentan kann man sich wegen der Abstandsregeln, wegen des Gesichtsmaskenschutzes, der Reiseverbote, der Versammlungsverbote Quarantänebestimmungen, der Verbote von Risikosportarten und anderer Punkte nur schwer vorstellen, wie dieses Vorhaben in zwei Monaten umgesetzt werden könnte.

Österreich unterhält momentan Reisewarnungen für 36 Ländern, darunter befinden sich Italien und Großbritannien, das ist jenes Land, in dem dank der riskanten Strategie der Herden-Immunität bereits 19.506 Corona-Todesopfer verzeichnet und wo 143.464 Menschen infiziert wurden. Zum Vergleich: In Deutschland starben am SARS-CoV-2-Virus 5577 Personen, auch Österreich ist mit 530 Opfern mäßig betroffen.

Zu den Versammlungsverboten: In den meisten EU-Ländern dürfen sich nicht mehr als 5 oder 10 Personen an einem öffentlichen Ort aufhalten, deshalb sind Theater, Museen, Beherbergungsbetriebe, Flughäfen und so weiter bis auf weiteres geschlossen.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte vor kurzem eindringlich an die Vernunft und Eigenverantwortung der Österreicher im Zusammenhang mit den Abstandsregeln und den Versammlungsverboten, den strengen Hygienevorschriften und anderen Maßnahmen. Auch von Risikosportarten wie Paragleiten, Klettern, Skitouren und so weiter wird dringend abgeraten.

Kanzler Kurz hat am 21. April angekündigt, man erwäge eine Grenzöffnung für Juli zu den Nachbarländern Deutschland und Tschechien, andere Länder nannte er nicht, auch die Schweiz nicht, Italien schon gar nicht (25.549 Todesfälle, 464 davon am 23. April, derzeit 106.848 Covid-19-Erkrankungen).

Red Bull-Motorsportberater Dr. Marko kann sich vorstellen, das Personal mit Charterflugzeugen auf den Militärflughafen Zeltweg (3 km von der Rennstrecke entfernt) zu bringen. Wann die zivile Luftfahrt wieder starten kann, ist fraglich.

Ein privates Formel-1-Team soll sich für den Rest der Saison 2020 auf 60 bis 65 Mann beschränken. Die Spitzenteams brauchen deutlich mehr Personal.

In der Formel 1 müssten sich in Spielberg trotz der Abstandsregeln mindestens 60 Menschen in einer der 32 Boxen quetschen, die 7 Meter breit und 17 Meter tief sind, das ergibt eine Fläche von 119 Quadratmeter. In der MotoGP müsste der Platz für 25 bis 40 Personen reichen ...

Das Thema der aufwändigen Team-Hospitalitys ist in der Formel 1 auch noch nicht geklärt. Es wurde sogar die Idee einer einzigen Hospitality für alle Fahrerlager-Besucher gewälzt. Aber da wäre die Infektionsgefahr riesig. «Social distancing» wäre unmöglich, die Teams könnten sich nicht in einzelnen Gruppen abschotten. Aber wenn die Formel 1 ab Sommer ein Rennen nach dem andern durchziehen will, muss irgendein innovatives Bewirtungskonzept überlegt werden. Denn selbst eine bescheidene Bewirtungsburg beschäftigt für den Betrieb in Europa 20 bis 25 Personen.

«Wir brauchen mindestens zwei oder Köche, dazu Küchenhilfen, Abwäscher, jemand an der Bar, dazu Servierkräfte zum Bedienen und Abräumen sowie einige Lkw-Fahrer», erklärte ein Fahrerlager-Gastronom gegenüber SPEEDWEEK.com. «Man könnte 2020 auch mit einer viel kleineren Hospitality als üblich anreisen. Wir dürfen jedoch dann wegen der Abstandsregeln nur zwei Personen an einen Tisch setzen und die Tische im Abstand von zwei Metern aufstellen, denke ich.»

Es bestehen noch viele Ungereimtheiten. Und die Zeit drängt.

Ob die japanischen Ingenieure von Honda im Juni wieder fliegen dürfen, weiß niemand. Und ob Österreich im Juni die Nachbarn aus Italien (also auch die Techniker von Firmen wie Brembo und Pirelli) einreisen lässt, ist schwer abzuschätzen.

«In Italien werden die Lockerungen der Maßnahmen sehr langsam vor sich gehen», erklärte ein italienischer MotoGP-Teamchef nach jüngsten Ankündigungen von Regierungschef Giuseppe Conte. «Die Öffnung wird von Provinz zu Provinz unterschiedlich sein. Die Lombardei ist am stärksten vom Virus betroffen und wird zu den letzten Regionen gehören, die die aus der roten Zone herauskommen werden. Im Piemont wird das zum Beispiel viele Wochen früher geschehen.»

Liberty Media hat sich erst am Freitagmorgen des Australien-GP am 13. März die Absage des Melbourne-GP entschieden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte MotoGP-Promoter Dorna, dessen umsichtiger Chef Carmelo Ezpeleta von vielen Formel-1-Managern sehr viel Respekt erfährt, bereits drei Grand Prix abgesagt: Katar (8.3.), Thailand (22.3.) und Texas (5.4.).

Vielleicht sollte sich die Formel 1 beim Comeback-Speed auch eher an anderen Sportarten orientieren.

Im Tennis kann die Tour nicht stattfinden, weil die Spieler auf der ganzen Welt verstreut sind und nicht reisen können.

Und im Fußball werden ab Mai nur nationale Meisterschaften ohne Zuschauer gespielt. Und es werden nur so viele Menschen im Stadion sein, wie ein einzelnes Formel-1-Team mitbringen wird.

«Wir dürfen durch unsere Events keinen einzigen Menschen neu infizieren», stellte Carmelo Ezpeleta fest, CEO von MotoGP-Promoter Dorna.

Diese Ansage muss auch für die Formel 1 Gültigkeit haben. Deshalb müssen bei der Rückkehr zur «anderen Normalität» alle Schritte mit viel Bedacht gesetzt werden.

Denn es herrscht nicht nur in Österreich Angst vor einer heftigen zweiten Infektionswelle, wie sie zum Beispiel jetzt in Singapur zu beobachten ist.

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