Lewis Hamilton bekämpft Elend: Lob von allen Seiten
Immer wieder in den vergangenen Jahren hat Formel-1-Star Lewis Hamilton Klartext gesprochen, und dies zu Themen, von welchen seine Rennfahrerkollegen üblicherweise die Finger lassen, um sich nicht zu Finger zu verbrennen: Umweltschutz, Tierschutz, Ernährung, Gesundheit, Rassismus. Der 35jährige Engländer erträgt die ganzen Missstände und das Elend kaum mehr. Vielleicht besteht die grösste Mission von Lewis Hamilton nicht darin, erfolgreichster Formel-1-Fahrer zu werden, sondern aus der Welt einen besseren Ort zu machen.
Zuletzt hat Hamilton nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd durch Polizeigewalt das Wort ergriffen. «Wir haben in den vergangenen Wochen erlebt, wie die Welt die Augen geöffnet hat zur heutigen Realität Rassismus. Menschen aus der ganzen Welt haben sich solidarisch erklärt, sie nutzen ihre Stimme und ihre Plattformen, um sich gegen Ungleichheit wegen der Hautfarbe zu wehren, gegen Polizeigewalt und weisse Vormacht.»
«Wir sehen, wie neue Gesetze verabschiedet werden. Wir sehen, wie Polizeibeamte für ihr Handeln verantwortlich gemacht und für ihre Taten angeklagt werden. Marken stellen sind auf die Seite der Bewegung ‚Schwarze Leben zählen’. Anti-rassistische Bücher finden reissenden Absatz, und viel Menschen schauen sich derzeit Filme und Dokumentationen an, um ihre Bildung zu unseren Erfahrungen zu vertiefen. Wir sehen mehr und mehr, dass Menschen sich über die Geschichte der Schwarzen informieren wollen. Das ist nur der Anfang, es gibt noch so viel Veränderung, die kommen wird.»
Yath Gangakumaran ist bei «Formula One Management» als Direktor für Strategie und Geschäftsentwicklung angestellt. Er hat sich bei der eKonferenz des Autosport-Weltverbands FIA zum Verhalten von Lewis Hamilton geäussert. «Jede Person oder Organisation, die Millionen von Follower hinter sich weiss, hat die Verpflichtung, auf Missstände hinzuweisen», findet er. «Was Lewis getan hat, hilft uns dabei, jene Änderungen zu beschleunigen, die wir in der Formel 1 sehen wollen. In wenigen Wochen werden wir veröffentlichen, was wir alles planen. Ich bin der Ansicht – die Zeiten sind vorbei, als sich ein Sportler hinter seinem Sport verstecken konnte.»
«Letztlich ist die Formel 1 Unterhaltung. Aber wir haben nicht zuletzt in der Corona-Pandemie gesehen, dass der Sport auch einem grösseren Ziel dienen kann.» So etwa, als die Rennställe anfingen, für das schwer unter Druck geratene Gesundheitssystem Atemgeräte zu bauen.
Lewis Hamilton wird sich auch weiterhin zu heissen Themen nicht den Mund verbieten lassen. Viele erwarten im Rahmen des Formel-1-Saisonauftakts in Österreich eine Aktion, vielleicht in Form der symbolischen Geste, einen Kniefall zu zeigen. Sollte Hamilton auf die Aktion «Black Lives Matter» (schwarze Leben zählen) aufmerksam machen, so kann er auf die Unterstützung der Formel 1 und des Autosport-Weltverbands FIA zählen.
Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn hat klargemacht: «Lewis ist ein fabelhafter Botschafter für unseren Sport, und ich finde seine Kommentare überaus stichhaltig – er hat unsere volle Unterstützung. Was George Floyd in Amerika passiert ist, das ist grauenvoll, und solche Vorkommnisse gibt es viel zu häufig. Wie an den Reaktionen der Menschen rund um die Welt zu sehen ist, war das so etwas wie der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wenn Hamilton sich gegen Rassismus stellt, dann stehen wir an seiner Seite.»
FIA-Präsident Jean Todt sagt: «Die FIA tritt weltweit auf, und unsere Rolle beschränkt sich nicht nur auf die Bereiche Motorsport und Mobilität. Wir stehen zu unseren fundamentalen Prinzipien, die besagen, dass die FIA gegen jede Form von Diskriminierung kämpft, ganz besonders bei Hautfarbe, Religion und sozialer Herkunft. Wir fördern Gleichheit der Geschlechter und sind für jede Form von Vielfalt. Ich habe den grössten Respekt vor Lewis Hamilton und seiner Arbeit in den sozialen Netzwerken.»